Getestete Antidepressiva alle wirksamer als ein Placebo

Forscher stellten in einer Meta-Studie 21 Antidepressiva einem Placebo gegenüber

Von Cornelia Scherpe
9. März 2018

Antidepressiva stehen immer wieder in der Kritik. Neben Fragen rund um die Verträglichkeit geht es auch darum, ob die Wirkstoffe überhaupt eine spürbare Veränderungen in der Psyche der Patienten mit sich bringen. Kritiker sprechen oft von einem reinen Placeboeffekt. Um dieser Thematik näher auf den Grund zu gehen, hat eine Meta-Studie nun 21 gängige Antidepressiva gegen Placebo getestet.

Alle Antidepressiva wirksamer als Placebo

Insgesamt wurden in den 522 herangezogenen Studien 116.477 Männer und Frauen über acht Wochen hinweg entweder mit einem der Antidepressiva oder mit Placebo behandelt. Alle Patienten hatten vom Arzt die Diagnose einer mittleren bis schweren Depression erhalten und sich für die Studie freiwillig gemeldet.

Allgemein kann festgehalten werden, dass alle 21 Mittel besser wirkten als die Placebo. Zwar fiel die Verbesserung der Symptome manchmal nur mittel bis leicht aus, dennoch war jeder Wirkstoff der Placebovergabe überlegen.

Amitriptylin am wirksamsten, nicht aber am verträglichsten

Die besten Ergebnisse erzielte Amitriptylin. Dieser Wirkstoff ist seit vielen Jahren im Einsatz und das offenbar zu recht. Ebenfalls gut stimmungsaufhellend sind Agomelatin, Mirtazapin und Escitalopram sowie Vortioxetin, Paroxetin und Venlafaxin. Weiter hinten im Ranking der Wirksamkeit landeten Trazodon, Fluoxetin, Reboxetin und Fluvoxamin.

Der beste Wirkstoff Amitriptylin hatte allerdings nicht die Nase vorn, wenn es um die Verträglichkeit ging. Patientinnen und Patienten klagten unter der Einnahme häufiger über Nebenwirkungen. Das galt auch für viele weitere Wirkstoffe, darunter Venlafaxin, Reboxetin und Duloxetin. Eine gute Verträglichkeit zeigten hingegen Agomelatin und Citalopram sowie Escitalopram, Vortioxetin, Sertralin und Fluoxetin.

Wahl des Wirkstoffes hängt auch von der Gesamtsituation ab

Die Erheber der Studie betonen aber auch, dass es in der Praxis selten Sinn macht, die Wirkstoffe in einem losgelösten Ranking anzuordnen, denn es spielen individuelle Faktoren wie weitere Krankheiten des Patienten eine Rolle. Die Studie ist jedoch hilfreich, um Ärzten eine Abwägung zwischen Wirksamkeit und Nebenwirkungen im Zusammenspiel mit persönlichen Patientendaten zu erleichtern.