Leichtsinniger Umgang mit Antibiotika - vor allen Dingen Saarländer bekommen die Mittel zu oft

Von Cornelia Scherpe
27. September 2012

Viele Ärzte verschreiben Antibiotika. Damit lassen sich bakterielle Infekte sehr schnell und gründlich beseitigen. Allerdings ist in den letzten Jahren der Trend zu einer Übervergabe gegangen.

Im Jahr 2010 erhielten 22 Millionen Menschen hierzulande ein Rezept. Das bedeutet, dass 32 Prozent aller Versicherten Antibiotika geschluckt haben.

Heute wird nicht nur bei schweren Infekten, sondern bereits bei leichten Erkältungen schnell ein Rezept ausgestellt. Viele Ärzte kritisieren das, da man Antibiotika aufgrund vieler möglicher Nebenwirkungen nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Studien haben zudem gezeigt, dass die häufige Verwendung dem Magen und Darm schaden kann und sich durch unsachgemäßen Verbrauch die Resistenzen erhöhen.

Da die Lage brisant ist, haben sich Forscher im Auftrag des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (kurz ZI) mit der Situation im Detail beschäftigt und ermittelt, welche Ärzte besonders häufig Antibiotika verschreiben. Dabei haben die Ärzte im Westen des Landes die Nase vorn. Besonders die Menschen im Saarland haben 2010 fleißig Antibiotika geschluckt. 37 Prozent kamen mit den Medikamenten auf Rezept in Berührung.

Auch in Rheinland-Pfalz wurde viele Antibiotika ausgegeben. Hier kam man auf 35 Prozent. Die gleiche Menge wurde vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe erreicht. Die Mediziner im Osten legen dagegen ein deutlich größeres Problembewusstsein an den Tag.

In Sachsen erhielten nur 28 Prozent ein Rezept und in Brandenburg nur 25 Prozent. Das Bild verschob sich allerdings, wenn man nur die Patienten unter 15 Jahren betrachtete. Hier wurden auch die ostdeutschen Ärzte lockerer im Umgang mit Antibiotika. Nun bekamen auch hier ebenso wie im Saarland rund 50 Prozent der Teenager Antibiotika.