Weniger Antibiotika bei Operationen: Nur noch eine Gabe vor dem Eingriff

Von Nicole Freialdenhoven
10. März 2014

Bislang erhalten Patienten auf chirurgischen Stationen auch nach dem Eingriff noch Antibiotika um mögliche Infektionen im Bauchraum zu vermeiden. Neuen Studien zufolge ist dies jedoch überflüssig: Viel wichtiger sei die sorgfältige Auswahl des richtigen Antibiotikums und dessen korrekte Dosierung. Dann genüge auch eine einmalige Gabe vor dem Eingriff. Dies erklärten Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und VIszeralchirurgie (DGAV), die diesbezüglich nun einen neuen 5-Punkte-Plan vorstellten.

Antibiotikum nur bei bestimmten OPs und ab bestimmter Operationsdauer

An erster Stelle dieses Plans steht zunächst die Empfehlung, welches Antibiotikum für welche Erreger in Frage komme und ob möglicherweise ganz auf die Prophylaxe verzichtet werden kann, zum Beispiel bei Schilddrüsen-OPs.

Ein weiterer Punkt ist die Operationsdauer: Erst wenn ein Eingriff länger als drei Stunden dauert oder wenn es zu starkem Blutverlust kommt, müsse das Antibiotikum noch ein zweites Mal verabreicht werden. Vor allem aber solle nach dem Eingriff auf weitere Antibiotika-Gaben verzichtet werden.

Nach Ansicht der Experten ist es dieser verschwenderische prophylaktische Umgang mit Antibiotika, der zu multiresistenten Keimen führt und dadurch die gefürchteten Krankenhausinfektionen auslöst. Außerdem führe die lange Gabe von Antibiotika beim Patienten selbst zu Störungen der Darmflora, so dass sich Giftstoffe ausbreiten können, die wiederum zu Darminfektionen führen. Weniger ist im Falle von Antibiotika also auf jeden Fall mehr.