Salz im Essen macht durstig? Studie widerlegt diesen Mythos

Bei höherem Salzkonsum wird im Körper ein Wasserdepot angelegt - dieser Energieaufwand macht hungrig

Von Cornelia Scherpe
16. Mai 2017

An der Pommesbude ist eine Portion ordentlich salzig und viele meinen daraufhin: Da kommt bestimmt extra viel Salz drauf, damit man durstig wird und noch ein Getränk kauft. Es ist eine alte Binsenweisheit, dass salzige Speisen den Menschen mehr Durst entwickeln lassen.

Tatsächlich aber ist diese Theorie bisher noch nicht in Studien überprüft worden. Ein Forscherteam der Berliner Charité hat das Experiment mit zehn gesunden Erwachsenen gewagt. Alle Männer ließen sich freiwillig für entweder 105 oder sogar 205 Tage in einer Raumschiff-Attrappe einquartieren.

Sie waren damit von der Außenwelt komplett isoliert und konnten nur das essen und trinken, was die Wissenschaftler ihnen gaben. Die Speisepläne blieben bei jeder Person identisch, allerdings erhöhte man mit der Zeit den Salzgehalt im Essen.

Das Resultat: Kurz nach dem Essen bemerkten die Männer durchaus mehr Durst und auch im später abgesonderten Urin befand sich eine gesteigerte Salzkonzentration und insgesamt mehr Urin. Das ist soweit nicht überraschend und bestätigt die bisheriger Meinung.

Mehr Salz, höherer Energieverbrauch, mehr Hunger

Doch wo man im Alltag denkt, dass das Mehr an Wasser aus mehr Getränken kommt, konnte die Studie zeigen: Die Männer tranken nicht mehr, sondern im Gegenteil konsumierten sie nach einem kurzen Durstmoment sogar insgesamt weniger Wasser am Tag. Wie kann das sein?

Die zusätzliche Urinmenge stammt nicht aus Getränken, sondern aus einem Wasserspeicher im Körper selbst. Wird vermehrt Salz aufgenommen, ist das für die Nieren das Signal, ein Wasserdepot anzulegen. Obwohl man weniger trinkt, hat der Körper mehr Wasser zur Verfügung, indem er es spart.

In weiteren Experimenten mit Mäusen konnte man sehen, dass die Natrium- und Chlorid-Ionen (beide stammen aus dem Salz) nicht wie bisher angenommen das Wasser in den Harn ziehen. Das Salz wandert allein in den Harn, während das Wasser in die Nieren gezogen wird und dort für den weiteren Tagesbesdarf gespeichert werden kann. Dieser Vorgang kostet den Körper allerdings insgesamt mehr Kraft, weshalb die Mäuse mehr fraßen.

Auch die "Test-Kosmonauten" beklagten bei steigendem Salzgehalt im Essen mehr Hunger, obwohl die Portionen immer gleichgroß blieben. Zum Wasserspeichern brauchten ihre Körper aber mehr Energie als sonst.