Wer glutenfrei lebt, ist anfällig für Diabetes

Verzicht auf Gluten und Ballaststoffe steigert laut Studien das Diabetesrisiko

Von Cornelia Scherpe
19. September 2018

Es gibt Menschen, für die das Klebereiweiß Gluten ungesund ist und die an einer sogenannten Zöliakie leiden. Die Dünndarmschleimhaut dieser Patienten kann mit glutenhaltiger Nahrung nicht richtig arbeiten. Doch abseits dieser Patientengruppe gibt es auch immer mehr Menschen, die nur auf Gluten verzichten, da sie dies für gesünder halten. Über den Sinn dieser glutenfreien Ernährung wird auch unter Ärzten gestritten. Eine aktuelle Studie gibt nun Wasser auf die Mühlen der Gegner eines Glutenverzichts. Wer das Klebereiweiß nicht wegen einer diagnostizierten Zöliakie meidet, schadet seinem Körper demnach mehr, denn das Diabetesrisiko steigt.

Die Forscher griffen auf insgesamt 200.000 Daten dreier Studien zurück, der Studien Nurses' Health Study 1 und 2 sowie der Health Professionals Follow-up Study. So verfolgten sie den Glutenkonsum über mindestens 20 und bis zu 28 Jahre. Die Teilnehmer machten alle zwei bis vier Jahre Angaben zu ihrer Ernährung und wurden entsprechend einer Gluten-Gruppe zugeordnet. Wie gesund das Essverhalten insgesamt war, wurde am AHEI, dem Alternative Healthy Eating Index, gemessen. Insgesamt 15.947 Personen bekamen während der Studien die Diabetes-Diagnose, was acht Prozent entspricht.

Auch der Mangel an Ballaststoffen bei glutenfreier Ernährung ein Problem

Die Gruppe mit dem insgesamt höchsten Glutenkonsum in dieser Zeit hatte ein um 20 Prozent kleineres Risiko als jene, die glutenfrei lebten. Verzerrende Faktoren wie Alter oder Geschlecht waren für dieses Ergebnis bereits herausgerechnet worden. Da es einen Zusammenhang zwischen Dosis und Risiko gab, ist ein zufälliges Ergebnis eher unwahrscheinlich.

Die Forscher haben auch eine Theorie, warum fehlendes Gluten das Risiko erhöht: Ohne das Eiweiß verändert sich die Zusammensetzung der Darmbakterien so, dass weniger Kohlenhydrate über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. Das bringt den Zuckerstoffwechsel durcheinander. Vermutlich geht das größere Risiko aber nicht nur auf das Fehlen von Gluten, sondern auf insgesamt weniger Ballaststoffe in der Nahrung zurück. Wer Gluten meidet, lässt damit auch vermehrt Lebensmittel aus, die reich an Ballaststoffen sind.