Etikettenschwindel mit Fair Trade - viele Lebensmittel irreführend gekennzeichnet

Von Dörte Rösler
9. Oktober 2014

Bei "fairem Handel" denken Verbraucher zuerst an Gerechtigkeit. Kleine Produzenten in Entwicklungsländern sollen so eine Chance bekommen. Gegenüber Verbrauchern sind die Anbieter jedoch nicht unbedingt fair. Im Etiketten-Check der Verbraucherzentrale fiel die Hälfte der 32 geprüften Lebensmittel durch. Einheitliche Regeln für Fair-Trade-Produkte gibt es bisher nicht.

Siegel der FLO

Mit der Fair-Trade-Labelling-Organisation (FLO) haben interessierte Firmen zwar einen Ansprechpartner. Die Zertifizierung ist aber teuer, so dass gerade kleine Firmen, denen der Marktzugang erleichtert werden sollte, die Ausgabe scheuen.

Stattdessen definieren sie eigene Kriterien und kleben eigene Siegel auf ihre Waren. Für den Verbraucher ist der Markt dadurch schwer zu überschauen.

Unverständliche Etiketten auf unterschiedlichen Lebensmitteln

Für weitere Intransparenz sorgen die Etiketten. Wie die Verbraucherzentrale Hamburg moniert, wird etwa nicht gekennzeichnet, welcher Anteil des Produktes tatsächlich aus fairem Handel stammt. Da Tee, Kakao und Säfte bei der Herstellung mit konventionellen Zutaten gemischt werden, kann es vorkommen, dass im Endprodukt kaum noch faire Anteile enthalten sind.

Besonders extrem ist die Irreführung bei Säften und anderen Getränken. Hier rechnen die Hersteller das Wasser aus dem Endgewicht heraus, wodurch sich der faire Anteil prozentual vervielfachen kann. So enthielt ein ein Eiskaffee, der mit 60 Prozent Fairtrade-Anteil beworben wurde, effektiv nur 6 Prozent Kaffee und Zucker aus fairem Handel.

Positive Seite

Die Gepa, eine der ältesten Fairtrade-Firmen mit hohem Anspruch an die Transparenz, verzichtet deshalb weitgehend auf das Siegel der FLO. Positiv: mit der Fairglobe-Linie beweist Lidl, dass faire Produkte transparent und günstig zugleich sein können.