Neue Studien weisen auf Wechselwirkung zwischen ungesundem Essen und Abnahme der Gehirnleistung hin

Übergewichtige haben kleinere Belohnungs- und Appetitareale im Gehirn

Von Jutta Baur
20. Januar 2011

Das Gehirn schrumpft bei Übergewicht. Was auf den ersten Blick, wie ein Vorurteil von fundamentalistischen Schlankheitsfanatikern anmutet, scheint sich durch zwei neuere Studien zu beweisen. Antonio Convit vom Nathan Kline Institute für Psychiatrieforschung in New York hat zusammen mit seinen Mitarbeitern herausgefunden, dass übergewichtige Menschen kleinere Belohnungs- und Appetitareale im Gehirn haben. Zudem weisen diese Zentren Störungen in ihrer Beschaffenheit auf.

Untersucht wurden 44 übergewichtige und 19 normalgewichtige Probanden mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT). Dort wurde die Größe einzelner Hirngebiete dargestellt. Darüber hinaus maß man den Wassergehalt dieser Regionen. Erhöhte Wassereinlagerungen deuten auf Gewebsschäden der Nerven hin. Ein Bluttest zum Bestimmen von Entzündungswerten komplettierte die Studie.

Forscher vermuten ein Wechselspiel zweier Faktoren

Fakt ist, dass es deutliche Veränderungen bei Übergewichtigen gab. Ob nun zuerst eine Beeinträchtigung im Gehirn vorlag, die dann zu übermäßigem Essen führte oder umgekehrt das Schlemmen die Veränderungen bewirkte, ist noch nicht ganz klar. Anscheinend besteht ein Wechselspiel zwischen beiden Vorgängen.

Dies fand auch Terry Davidson von der Purdue Universität West Lafayette, Illinois heraus. Wobei er und sein Team davon sprechen, dass zuerst die falsche Ernährung steht. Er geht von einem Teufelskreis aus, der immer weiter fortschreitet.

Davidson baute auf den Erkenntnissen auf, dass die typische, westliche Nahrung die Merkfähigkeit und allgemeine gedankliche Leistung verringern kann. Dies beginnt im Hippocampus, eine Art Gedächtniskern. Er ist eng an den Kreislauf angebunden, weswegen er besonders anfällig für schädliche Stoffe ist. Die Hirngebiete, die Convit untersuchte, würden erst später in Mitleidenschaft gezogen. Dann, wenn der Hippocampus bereits geschädigt ist.

Besonders für das höhere Lebensalter mit Folgen verbunden

Damit ist der Kreisschluss komplett. Was jedoch in jungen Jahren eher unterschwellig passiert, kann in höherem Lebensalter fatale Folgen haben. "Die Zeichen häufen sich, dass auch Demenzerkrankungen durch Ernährung, Übergewicht und die damit verbundenen Entzündungs- und Gefäßprobleme begünstigt werden", erklärt Thompson.

Gleichzeitig macht er jedoch Hoffnung, dass bei einer Umstellung der Ernährung auch die Hirnleistung besser wird. Zumindest bei Diabetikern ist das so. Eine Langzeituntersuchung über Auswirkungen bei anderen Erkrankungen wird gerade durchgeführt.