Weihrauch in der Natur und Heilkunde

Als Weihrauch oder Weihrauchbaum bezeichnet man eine Pflanzenart. Sie zählt zur Familie der Balsambaumgewächse. In früheren Jahrhunderten diente Weihrauch als Heilmittel. In der heutigen Zeit wurde er durch Kortikoide und Antibiotika ersetzt. Weihrauch verfügt über verschiedene Inhaltsstoffe. Dazu gehören u.a. Harzsäuren und ätherische Öle.

Von Jens Hirseland

Weihrauch bzw. der Weihrauchbaum ist auch unter den Bezeichnungen Boswelia sacra, Arabischer Weihrauch oder Somalischer Weihrauch bekannt. Dabei handelt es sich um eine Pflanzenart aus der Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae).

Merkmale

Der Weihrauchbaum ist stark verzweigt und mit dicken Ästen ausgestattet. In der Trockenzeit hat er keine Blätter. Seine Wuchshöhe liegt zwischen 4 und 5 Metern. Die Fliederblättchen der Pflanze sind entweder gesägt-gekerbt oder ganzrandig. Die kleinen fünfzähligen Blüten ähneln der Form eines Sterns.

Außerdem verfügt der Weihrauch über fünf Kronblätter, deren Färbung rosafarben, hellgelb, grünlich-weiß oder weiß ausfallen kann. Darüber hinaus gibt es zwei Kreise mit jeweils fünf Staubblättern. Während der Blütezeit, die zumeist im April einsetzt, kommt es zur Bildung einer dreikantigen Steinfrucht.

Vorkommen

Der Arabische bzw. Somalische Weihrauch gedeiht in den Ländern Jemen, Oman und Somalia. Dort kommt er ausschließlich in trockenen Regionen vor. Weitere Wuchsgebiete sind:

Die Pflanze kann auf bis zu einer Höhe von 1.200 Metern über dem Meeresspiegel und selbst in kargen Gebieten wachsen.

Verwendung des Weihrauchs

Räuchern von Weihrauch
Das Gummiharz des Weihrauchbaums wird als Weihrauch genutzt

Durch die Pflanze Boswelia sacra wird langsam abbrennender Weihrauch geliefert. Mit Ausnahme des Somalischen Weihrauchs verbreitet sich dabei ein starker Zitronenduft. Zu einem Grundgeruch kommt es jedoch erst nach einem längeren Zeitraum.

Wichtigster Inhaltsstoff des Weihrauchbaums ist luftgetrocknetes Gummiharz, das man als Weihrauch oder Olibanum bezeichnet. Dieses Gummiharz benutzt man einerseits zu medizinischen Zwecken und andererseits als kultisches Räucherwerk. Auch der Rauch, der beim Verbrennen des Harzes entsteht, wird als Weihrauch bezeichnet.

Das grobkörnige Weihrauchharz weist eine rot-braune oder braun-gelbe Färbung auf. Zusammengesetzt wird Weihrauch aus:

Der reine Harzanteil liegt zwischen 50 und 70 Prozent.

Geschichte des Weihrauchs als Heilpflanze

Als Heilmittel fand Weihrauch bereits bei den alten Ägyptern Verwendung, die ihn nicht nur für einen besseren Luftgeruch und zur Mumifizierung, sondern auch zur Therapie von Wunden und für Salben einsetzten.

Über die Weihrauchstraßen gelangte das wertvolle Harz in die verschiedensten Länder, so auch nach Griechenland und Rom, wo man den Weihrauch zur Heilung von Wunden sowie bei Verdauungsbeschwerden und Atemwegserkrankungen einsetzte.

Im Mittelalter griff auch Hildegard von Bingen (1098-1179) auf Weihrauch zurück und empfahl ihn gegen Ohrensausen und Schwerhörigkeit.

Durch die Entwicklung moderner Arzneimittel wie Kortikoiden und Antibiotika verlor das Harz jedoch an Bedeutung. Erst in den letzten Jahren wurden die Forschungen nach dem therapeutischen Nutzen des Weihrauchs wieder verstärkt.

Traditionelle orientalische und ostafrikanische Heilkunde

Die traditionelle orientalische Heilkunde benutzte Weihrauch, um mit ihm Geist und Verstand zu stärken. Dazu wurden den Patienten Weihrauchharzperlen verabreicht. In Ostafrika kam Weihrauch dagegen zur Behandlung von Magenkrankheiten, Bilharziose und Syphilis zur Anwendung.

Die Wirksamkeit des Mittels ließ sich jedoch nicht belegen.

Europäische Naturheilkunde

Die klassische europäische Naturheilkunde setzte Weihrauch lediglich gegen Rheuma-Erkrankungen ein. Ab 1875 wurde Weihrauch in Europa durch das Aufkommen chemischer Arzneimittel zunehmend verdrängt.

Heutige Anwendungsgebiete

In den 1990er Jahren nahmen Forscher wie H.P.T. Ammon die Erforschung des Weihrauch wieder auf. Er fand heraus, dass Weihrauch zwei Boswelliasäuren enthält, die bei

  • Asthma
  • Rheuma und
  • chronisch entzündlichen Erkrankungen von Darm und Haut

entzündungshemmend wirken. Bald entwickelten Apotheker neuartige Weihrauch-Extrakte, die in Form von Salben bei Arthrose und Neurodermitis Anwendung fanden.

Inzwischen ist die Weihrauch-Forschung in vollem Gang. Es stellte sich heraus, dass nicht nur die zwei bekannten Boswelliasäuren, sondern auch weitere Verbindungen wie Tirucallensäuren Wirkung zeigen. Sie hemmen bestimmte Enzyme, die bei entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma und Neurodermitis eine Rolle spielen.

In der modernen Medizin erfolgt derzeit eine Untersuchung des Nutzens von Weihrauch bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie:

Vor allem bei letzteren Erkrankungen deuten klinische Studienresultate auf einen lindernden Effekt hin. Darüber hinaus scheint Weihrauch eine positive Wirkung bei Arthrose zu haben.

Nebenwirkungen durch Weihrauch

Die Anwendung von Weihrauch kann mitunter zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Dazu gehören vor allem:

Inhaltsstoffe

Wichtigste Inhaltsstoffe des Weihrauchs sind:

  • ca. 30 Prozent Harzstoffe
  • 15 bis 20 Prozent Schleimstoffe
  • 7 bis 10 Prozent ätherische Öle
  • etwa 30 Prozent neutrale Bestandteile

Bosweliasäuren

Besonders bekannte Inhaltsstoffe stellen die Bosweliasäuren dar, die zu den Harzsäuren zählen. Diese werden in pentazyklische Triterpensäuren wie Bosewlia- und Lupansäuren sowie tetrazyklische Triterpensäuren wie Tirucallensäuren und Robursäuren eingeteilt.

Am häufigsten zu finden im Weihrauchharz sind jedoch die Bosweliasäuren. Zu ihren besonderen Merkmalen gehört, dass sie ausschließlich in der Weihrauchpflanze vorkommen.

Sonstige Verwendung

Eine bedeutende Rolle spielt Weihrauch in verschiedenen Religionen. So verwenden die katholische Kirche und die orthodoxe Kirche ihn schon seit dem 1. Jahrhundert für religiöse Handlungen. Dabei vermischt man den Weihrauch mit weiteren Räuchermitteln wie:

Auf Weihrauch greifen aber auch die Kosmetikindustrie und die Parfumindustrie zurück, die seinen typischen balsam-würzigen Duft nutzen.

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  • Georg Huber Weihrauch: Alles über das Harz der Götter und seine erstaunliche Wirkung auf Seele, Geist und Körper, Ansata, 2018, ISBN 9783778775448
  • Hermann P.T. Ammon Weihrauch - Anwendung in der westlichen Medizin: Historische Anwendung und neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse, Springer Medizin Verlag, 2017, ISBN 3662559080

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