Weisheitszahn entfernen oder erhalten? Es kommt drauf an

Von Dörte Rösler
2. Juni 2014

Au Backe - wenn die Weisheitszähne wachsen, machen sie oft Ärger. Mal schiebt der Neuzugang andere Zähne unschön zur Seite, mal bilden sich Zysten. Durch seine versteckte Lage erschwert er zudem die Zahnreinigung und Karies und Parodontitis entstehen.

In diesem Fällen raten Zahnärzte zur OP. Kann auch schon eine präventive Entfernung sinnvoll sein?

Knapp eine Million mal pro Jahr greifen Zahnärzte hierzulande zur Zange. Da man die Weisheitszähne nicht benötigt und 60 bis 80 Prozent der Erwachsenen irgendwann einmal Ärger mit ihnen haben, liegt eine Entfernung nahe. Aktuell erarbeiten Forscher eine Leitlinie zur operativen Entfernung der Weisheitszähne.

Was spricht dafür?

Klare Argumente für eine Entfernung sind akute Entzündungen, Zysten oder andere krankhafte Veränderungen rund um den Zahn. Auch wenn der Weisheitszahn nur teilweise aus dem Zahnfleisch herausragt, sollte er gezogen werden, um Infektionen zu vermeiden.

Ob ein bisher unauffälliger Zahn später einmal Probleme verursachen könnte, lässt sich kaum vorhersagen. Einen gewissen Aufschluss liefert jedoch das Übersichtsröntgenbild: Es zeigt, wie viel Platz der Kiefer für den Neuling bietet oder ob er eventuell schon den Wurzel seines Nachbarn bedrängt. Durch den Druck könnte diese sich im Laufe der Jahre unbemerkt auflösen.

Was spricht dagegen?

Wenn zu erwarten steht, dass der Weisheitszahn sich gut in die Zahnreihe eingliedern kann, ist eine Entfernung überflüssig. Unter Umständen kann ein intakter Weisheitszahn später sogar verlorene Backenzähne ersetzen.

Ein weiteres Argument gegen die Entfernung ist das Operationsrisiko. Fast jeder Patient hat einige Tage nach dem Eingriff mit einer Hamsterbacke und Schmerzen zu kämpfen. In seltenen Fällen können außerdem Nerven verletzt werden, was dauerhafte Taubheitsgefühle zur Folge haben kann.

Wie hoch das Risiko ist, hängt von der individuellen Situation im Kiefer ab. Wenn der Weisheitszahn sehr tief im Knochen liegt, wird die Operation komplizierter und die Gefahr für Verletzungen steigt.

Präventiv entfernen?

Vorbeugend werden Weisheitszähne heute kaum noch gezogen. Aber auch Abwarten birgt Risiken, da Zahnverschiebungen, Zysten und Entzündungen sich lange Zeit unbemerkt entwickeln.

Vor einer Entscheidung sollten Patienten sich deshalb vom Zahnarzt genau erklären lassen, welche Prognose die Lage des Zahns/Kiefers für eine normale Entwicklung bietet und wie kompliziert der Eingriff wird.