Anstieg der psychischen Störungen: Werden zu viele Diagnosen gestellt?

Von Nicole Freialdenhoven
4. Juli 2014

Seit Jahren scheint die Zahl der psychischen Störungen in Deutschland rasant anzusteigen: Bei Kindern wird immer häufiger ADHS diagnostiziert, bei Erwachsenen Depressionen und bipolare Störungen. Die Psychotherapeutenkammer Hamburg stellt sich nun dem Trend entgegen und warnt vor einer "Psychiatrisierung der Gesellschaft". Sie kritisieren vor allem, dass einfach nur Psychopharmaka verordnet werden, statt sich mit den Ursachen der Probleme auseinander zu setzen und Lösungen für sie zu finden.

Einstufung von Stimmungsschwankungen als Erkrankung

Die zahllosen ADHS-Diagnosen gerade bei Jungen werden schon länger skeptisch gesehen. Nun wächst bei Erwachsenen der Trend, normale Stimmungsschwankungen, wie sie jeder von Zeit zu Zeit erlebt, als bipolare Störung zu bewerten und medikamentös zu behandeln.

Die Kammer will sich für mehr niedrigschwellige Sprechstunden bei Psychotherapeuten einsetzen, damit Patienten ohne die derzeit üblichen langen Wartezeiten zumindest einmal beim Therapeuten vorsprechen können. Dadurch kann frühzeitiger geklärt werden, ob überhaupt eine Behandlung notwendig ist und im positiven Fall, entsprechende Schritte eingeleitet werden.