Viele seelisch Kranke bekommen keine Hilfe - Deutschland leidet am Psychologen-Mangel

Von Cornelia Scherpe
9. Juli 2012

Nicht nur Rückenschmerzen und Diabetes machen den Deutschen zu schaffen, auch seelische Leiden wie Depressionen und Burn-Out nehmen immer mehr zu. Aktuell geht man von 16,5 Millionen Deutschen aus, die von einem dieser Probleme oder einer Angststörung betroffen sind. Doch auf diesen Trend scheint das Gesundheitswesen nicht richtig vorbereitet zu sein, denn Deutschland leidet an einem chronischen Psychologen-Mangel.

Während die meisten anderen Fachbereiche der Medizin bei uns recht gut vertreten sind, müssen viele Patienten ewig auf einen ersten Termin beim Psychologen warten. In ländlichen Regionen gibt es oft nicht einmal mehrere Therapeuten. Die Listen sind überall derart lang, dass so mancher zwischen drei Monaten oder gar einem halben Jahr auf einen freien Termin warten muss. Bei akuten seelischen Problemen ist das alles andere als vertretbar. Auch das Gesundheitswesen ist sich dessen bewusst, doch es gibt einfach keine Psychotherapieplätze in ausreichender Zahl.

Hausärzte versuchen daher aktuell, ihre seelisch instabilen Patienten so gut es geht abzufedern. Sie empfehlen Yoga-Kurse, die Einnahme von Johanniskraut zum besseren Schlafen oder verschreiben sogar in einige Fällen selbst ein Antidepressiva. Eine Dauerlösung kann das aber nicht sein, denn Hausärzte sind keine Psychologen und können in diesem Fall nur kleine Hilfestellungen geben.

Das Warten auf eine Verhaltenstherapie wird in der Zwischenzeit zur echten Qual für den Patienten und verstärkt seine Symptome oft noch. Depressionen und Angstzustände können so durchaus zu Suizidversuchen führen.