Zum 75. Todestag von Sigmund Freud: Begründer der Psychoanalyse weiterhin umstritten

Von Ingo Krüger
25. September 2014

Vor 75 Jahren, am 23. September 1939, verstarb im Alter von 83 Jahren der Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud. Der Österreicher ist auch heute noch ein wichtiger Bezugspunkt für die Psychiatrie und Psychotherapie, seine wissenschaftliche Leistung unbestritten. Doch nur wenige Therapeuten orientieren sich weiterhin streng an der freudschen Lehre.

Bei Versprechern werden keine Hintergedanken mehr vermutet

Auch die Erklärung einer "freudschen Fehlleistung" gilt mittlerweile als überholt. Dabei handelt es sich um einen Versprecher, bei der angeblich ein eigentlicher Gedanke oder eine Intention des Sprechers unwillkürlich zu Tage tritt. In der heutigen Wissenschaft werden bei Versprechern keine versteckten Hintergedanken mehr vermutet. Das Gehirn greife bei ähnlich klingenden Fremdwörtern oft auf das bekanntere zurück.

Die Ansicht, dass viele psychische Probleme ihren Ursprung in der Sexualität haben, verwarf bereits Freuds Berufskollege Carl Gustav Jung. Den Ödipuskomplex entwickelte Freud aus einem eigenen Kindheitserlebnis. Nach heutiger Ansicht besitzt dieses Konzept aber keine allgemeine Gültigkeit mehr.

Großer Einfluss des Unbewussten bestätigt

Doch auch heute ist Freud weltweit weiterhin Bestandteil der geistigen und kulturellen Landschaft. Den von ihm propagierten großen Einfluss des Unbewussten hat die neurowissenschaftliche Forschung bestätigt. Auch kommt dem österreichischen Wissenschaftler das Verdienst zu, die Sprachlosigkeit des 19. Jahrhunderts bei allem, was mit Sexualität zu tun hatte, überwunden zu haben. Freud ist auch die Erkenntnis zu verdanken, dass Beziehungen zwischen Menschen wirken und in der Psychotherapie eine heilsame Bedeutung haben können.