Lange Wartezeiten für Kassenpatienten - Psychotherapeuten unter Druck

Von Nicole Freialdenhoven
30. Juli 2014

Seit sich Medienberichte über die oft monatelangen Wartezeiten für psychisch kranke Menschen beim Therapeuten häufen, sehen sich die Psychotherapeuten zu Unrecht unter Druck gesetzt. Sie wehrten sich gegen die Vermutung, dass gesetzlich Versicherte mit Absicht lange warten müssen, damit mehr Zeit für die einträglicheren Privatpatienten bleibt.

Zu wenig Psychotherapeuten bei stark gestiegener Nachfrage

Die Bundesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung, Barbara Lubisch, wies in einem Interview darauf hin, dass es gar nicht erlaubt sei, bei den einen Patienten per Kostenerstattung und bei den anderen per Sachleistung abzurechnen.

Hintergrund ist eine Tabelle der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, wonach rund zwei Drittel der Psychotherapeuten ihren Versorgungsauftrag nur zu 50 Prozent oder weniger wahrnehmen. Lediglich ein Drittel - 957 von 18.702 zugelassenen Therapeuten - erfüllen ihren Versorgungsauftrag zu 80 Prozent oder mehr. Allerdings differenziert die Tabelle nicht zwischen Therapeuten mit vollen oder halbem Versorgungsauftrag und Ärzten, die nur sporadisch an der psychotherapeutischen Versorgung teilnehmen.

Die Vorsitzende kritisierte, dass es zu wenige Psychotherapeuten gebe, um mit der in den letzten Jahren stark gestiegenen Nachfrage Schritt zu halten. Dass viele Therapeuten den Weg über die Kostenerstattung wählen - d.h. die Patienten müssen zunächst finanziell in Vorleistung treten, wenn sie sich behandeln lassen - läge auch daran, dass sie eben keine Kassenzulassung haben. Die zugelassenen Vertragspsychotherapeuten arbeiten schon jetzt an der Auslastungsgrenze.