Aufgaben, Ausbildung und Weiterbildung eines Physiotherapeuten

Physiotherapeuten behandeln den Patienten durch die Anwendung verschiedener Heilmittel. Viele Physiotherapeuten sind selbstständig tätig. Die Ausbildung zum Physiotherapeuten dauert drei Jahre, danach kann er vielfältige Weiterbildungen absolvieren.

Von Claudia Haut

Tätigkeitsgebiete

Physiotherapeuten werden meist auf Anweisung eines Arztes tätig. Der Patient erhält aufgrund seiner Beschwerden ein Rezept seines behandelnden Arztes für Heilmittel und löst dieses bei einem Physiotherapeuten ein.

Heilmittel, die von Physiotherapeuten durchgeführt werden, sind zum Beispiel

Physiotherapie ist immer dann notwendig,

  • wenn ein Patient muskuläre Verspannungen hat
  • wenn Muskulatur in einer Extremität zum Beispiel nach einer Fraktur wieder aufgebaut werden muss,
  • wenn sich ein Mensch falsch bewegt und dadurch Krankheiten verursacht,

aber auch

Auch bei der Mitbehandlung von Lungenkrankheiten kommen sie zum Einsatz, indem sie den Patienten Atemübungen und das richtige Verhalten im Notfall beibringen. Neben manuellen Behandlungsformen können auch die Elektrotherapie oder die Hydrotherapie angeboten werden.

Physiotherapeuten behandeln sowohl Babys als auch Kinder und Erwachsene. Babys werden zum Beispiel dann von einem Physiotherapeuten behandelt,

Patienten, die ihr Zuhause aufgrund einer Erkrankung und/oder ihres Alters nicht verlassen können, erhalten ihre physiotherapeutische Behandlung auch während einem Hausbesuch. Hausbesuche werden von den meisten Physiotherapeuten angeboten. Generell lassen sich die Tätigkeitsfelder eines Physiotherapeuten einteilen in:

  • Prävention
  • stationäre und ambulante Therapie
  • Rehabilitation
  • Kuren und
  • Wellness.

Arbeitsplatz

Patientin macht Rückenübung
Arbeiten in physiotherapeutischen Praxen oder auch in Fitnessstudios

Physiotherapeuten können sowohl

Selbstständige Physiotherapeuten haben eine eigene Praxis und beschäftigen gegebenenfalls weitere Physiotherapeuten und andere Angestellte. Angestellte Physiotherapeuten arbeiten außer

  • in physiotherapeutischen Praxen

auch in

der auch

Aufgaben

Massagen

Bei einer Massage versucht der Physiotherapeut durch

  • Spannen
  • Dehnen
  • Kneten und
  • Klopfen

der Haut, zum Beispiel die muskulären Verspannungen zu lösen. Eine Massage kann dabei als Teil- oder Ganzkörpermassage erfolgen. Bei der Teilmassage behandelt der Physiotherapeut zum Beispiel beide Beine, bei einer Ganzkörpermassage den ganzen Körper.

Krankengymnastik

Bei der Krankengymnastik übt der Physiotherapeut mit dem Patienten verschiedene Übungen, um zum Beispiel die Körperhaltung zu verbessern. Die gelernten Übungen muss der Patient dann zu Hause regelmäßig weiterführen, um einen dauerhaften Behandlungserfolg zu bemerken.

Fango

Bei einer Fangoanwendung trägt der Physiotherapeut dem Patienten eine erhitzte Schlammpackung zum Beispiel auf den Rücken auf. Der Patient wird dann fest in Tücher oder Folie gewickelt, damit die Wärme nicht entweichen kann. Durch die Wärme lockert sich die Muskulatur. Häufig erfolgt anschließend eine Massage.

Schulungen und Kurse

Einige Physiotherapeuten halten auch Vorträge an der Volkshochschule oder geben Fitnesskurse in Fitnessstudios.

Wellnessanwendungen

Physiotherapeuten führen jedoch nicht nur Behandlungen zur Heilung oder Linderung von Krankheiten durch sondern bieten auch Wellnessanwendungen an. Hier erfolgt dann zum Beispiel eine Massagebehandlung, um das Wohlbefinden des Kunden zu steigern und Stress abzubauen. Die Behandlung findet somit nicht aus medizinischen Gründen statt.

Ausbildung

Voraussetzung für den Beginn einer physiotherapeutischen Ausbildung ist mindestens ein Realschulabschluss oder eine anderweitige abgeschlossene Schulausbildung über mindestens 10 Jahre, die den Hauptschulabschluss erweitert. Wer Letzteren besitzt, muss seine fachliche Kompetenz durch eine mindestens 2-jährige Berufserfahrung nachweisen. Da die Ausbildung sehr anspruchsvoll ist, haben heutzutage jedoch die meisten Auszubildenden Abitur.

Nach Möglichkeit sollte der Auszubildende bereits über praktische Erfahrungen im medizinischen Bereich verfügen; so absolvieren Viele vor Beginn ihrer Ausbildung ein Praktikum im Pflegebereich für die Dauer von drei Monaten, um sich auf ihren künftigen Beruf vorzubereiten.

Die Ausbildung wird nach einem bundesweit einheitlich geregelten Ausbildungsplan durchgeführt, bei der eine schulische Ausbildung an der Berufsfachschule erfolgt. Im Hinblick auf das Angebot der Berufsfachschulen gibt es Unterschiede.

Die Ausbildung zum Physiotherapeuten kann

  • sowohl in Vollzeit
  • als auch in Teilzeit

durchgeführt werden. Die Vollzeitausbildung dauert drei Jahre, die Teilzeitausbildung entsprechend länger. Die Ausbildung kann sowohl an privaten als auch an staatlichen Schulen durchgeführt werden.

  • Neben der Ausbildung zum Physiotherapeuten kann an einigen Einrichtungen auch der Abschluss als Gymnastiklehrer erworben werden. Die Ausbildungszeit verlängert sich entsprechend um ein halbes bis ein Jahr.

  • Neben der üblichen Berufsausbildung zum Physiotherapeuten ist eine verkürzte Berufsausbildung möglich. Zu deren Voraussetzungen gehört eine abgeschlossene Ausbildung zum medizinischen Bademeister beziehungsweise zum Masseur. Es ist ein entsprechendes Staatsexamen nachzuweisen.

    Die verkürzte Ausbildung kann in Vollzeit zwischen einem Jahr und 2,5 Jahren betragen. Sie umfasst etwa 1.500 theoretische und 700 praktische Unterrichtsstunden.

Die Ausbildung endet mit einer staatlichen Prüfung. Das Bestehen dieser Prüfung ist die Voraussetzung, um als Physiotherapeut tätig werden zu können. Während der Ausbildung erlernen die angehenden Physiotherapeuten sowohl die Theorie als auch die Praxis ihres künftigen Berufes.

  • Die Praxis erlernen sie in Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken.

Nach bestandener Prüfung, die aus einem schriftlichen, einem mündlichen und einem praktischen Teil besteht, heißt die korrekte Bezeichnung dann "staatlich geprüfter Physiotherapeut".

Inhaltliche Schwerpunkte

Zu den Unterrichtsfächern gehören unter anderem die Gesetzeskunde und Staatskunde, in welcher auf den Gesundheitsberuf allgemein und auf die rechtlichen Besonderheiten in der Physiotherapie eingegangen wird. Es geht um berufsrechtliche Bestimmungen sowie um arbeitsrechtliche Problematiken. Auch das Thema Ethik wird in diesem Unterrichtsfach behandelt.

Der Physiotherapeut muss sich in der Anatomie des Menschen auskennen. Diese wird als eigenständiges Unterrichtsfach in diversen Teilabschnitten gelehrt. Neben der Anatomie der inneren Organe und des Nervensystems kommt der funktionellen Anatomie des Bewegungsapparates eine besondere Rolle zu. Ohne dieses Wissen wäre der Physiotherapeut gar nicht in der Lage, seine Patienten zu behandeln.

Weiterhin umfasst die schulische Ausbildung die Fächer

  • Physiologie
  • Krankheitslehre
  • Hygiene
  • Erste Hilfe sowie Verbandstechniken
  • Befund- und Untersuchungstechniken sowie
  • weitere Unterrichtseinheiten.

In der Biomechanik und angewandten Physik lernt der Physiotherapeut physikalische und mechanische Zusammenhänge kennen und weiß diese zu berechnen.

In den Sozialwissenschaften werden diverse Kompetenzen vermittelt. Der Sprachunterricht dient dem Erlernen von Dokumentations- und Vortragsarbeiten sowie der Berichterstattung und Terminierung. Die Bewegungslehre und -erziehung lehrt beispielsweise die Sensomotorik und die Grundformen der Bewegung.

Frau trainiert im Fitnessstudio
Für Physiotherapeuten bestehen viele Fortbildungsmöglichkeiten

Weiterbildung

Physiotherapeuten, die Abitur haben, können anschließend ein Jahr lang studieren und so

  • Diplom-Physiotherapeut

werden. Für Physiotherapeuten werden viele Fort- und Weiterbildungen angeboten. So kann ein staatlich geprüfter Physiotherapeut zum Beispiel Anwendungen wie

  • die manuelle Lymphdrainage
  • die Krankengymnastik nach Bobath oder Vojta
  • die Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF)
  • Krankengymnastik am Gerät (KGG) oder
  • die manuelle Therapie

erlernen. Auch diese Weiterbildungen enden mit einer Prüfung. Verschiedene Fortbildungen werden ohne abschließende Prüfung angeboten. Ein Physiotherapeut muss regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen, um gesetzlich versicherte Patienten behandeln zu dürfen.

Fortbildungen gibt es zum Beispiel zu den Themen

Einige Physiotherapeuten erlernen nach Abschluss ihrer Ausbildung auch

und schließen dann

an. Sie können auf diese Weise den Patienten umfassend behandeln und individuell entscheiden, welche Behandlungsart sie anwenden.