Orthopädie & Unfallchirurgie - Bereiche, Untersuchungen und Behandlungen

Der Orthopädie & Unfallchirurgie stehen zahlreiche unterschiedliche Behandlungsmethoden zur Verfügung. Dazu gehören auch operative Eingriffe. Fehlbildungen sowie Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates sind zentrale Bereiche der Orthopädie, während sich die Unfallchirurgie vornehmlich mit Verletzungen des Bewegungsapparats beschäftigt. Lesen Sie über Bereiche, Untersuchungen und Behandlungen der Orthopädie und Unfallchirurgie.

Von Jens Hirseland

Womit beschäftigen sich Orthopädie und Unfallchirurgie?

Bei der Orthopädie sowie der Unfallchirurgie handelt es sich um medizinische Fachgebiete, die sich mit der Behandlung des menschlichen Stütz- und Bewegungsapparates befassen. Zu diesem gehören

Bereiche der Orthopädie

Zu den Tätigkeitsfeldern der Orthopädie gehören beispielsweise

  • degenerative Erkrankungen
  • Tumorchirurgie
  • Fehlbildungen
  • Fußchirurgie
  • technische Orthopädie
  • Infektionen
  • systemische Skeletterkrankungen
  • Kinderorthopädie
  • Sportmedizin
  • Rehabilitation
  • Sozialmedizin und
  • Rheumatologie.

Dabei sind vor allen Dingen Erkrankungen und Fehlbildungen des Stütz- und Bewegungsabpparates Bereiche der Orthopädie. Neben Schmerztherapie, Physiotherapie, dem Einsatz von Medikamenten und orthopädischen Hilfsmitteln greift die Orthopädie bei der Behandlung auch auf operative Verfahren zurück. Behandelt werden zum Beispiel

Bereiche der Unfallchirurgie

Die Unfallchirurgie befasst sich vor allem mit Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Dabei zählen zum Beispiel

  • Knochenbrüche
  • Verletzungen großer Körperhöhlen (Abdomen, Thorax)
  • Verletzungen der HAut
  • die Sporttraumatologie
  • die Kindertraumatologie sowie
  • die Unfallchirurgie

zum Alltag eines Unfallchirurgen. Zu den Spezialgebieten zählen

  • Verbrennungen
  • Plastische Chirurgie und
  • Strahlenschäden.

Hier arbeiten die Ärzte mit unterschiedlichen Spezialisten zusammen.

Diagnostik: Untersuchungen der Orthopädie und Unfallchirurgie?

Wichtiger Teil der Diagnostik in der Orthopädie und Unfallchirurgie ist die Anamnese, auf die die körperliche Untersuchung folgt. Typisch sind bildgebende Verfahren wie

Je nach vorliegendem Fall sind auch Szintigrafie und Knochendichtemessung sowie Laboruntersuchungen möglich. Oftmals sind Zusatzuntersuchungen aus benachbarten Fachgebieten notwendig, so aus der

Behandlungen der Orthopädie und Unfallchirurgie

Die Behandlungen der Orthopädie lassen sich in operative und konservative Methoden einteilen. Letztere behandeln wir separat in diesem Artikel. Im Folgenden stellen wir einige der operativen Eingriffe in der Orthopädie und Unfallchirurgie im Detail vor.

Ambulante Operationen der Orthopädie und Unfallchirurgie

Im Falle einer ambulanten Operation erfolgt ein operativer Eingriff, der entweder in einer Arztpraxis oder einer Klinik stattfindet, ohne dass anschließend eine stationäre Versorgung des Patienten erforderlich ist. So kann der Patient schon kurze Zeit nach dem Eingriff wieder nach Hause zurückkehren und sich in seinen eigenen vier Wänden erholen.

Zu den medizinischen Fachgebieten, die ambulante Operationen häufig ausführen, zählt auch die Orthopädie. Dabei werden vor allem kleinere Eingriffe vorgenommen. Dagegen ist bei größeren Operationen ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich.

Zu beachten ist natürlich auch der allgemeine Zustand des Patienten. So muss der Patient zur Beobachtung in der Klinik bleiben, wenn beispielsweise eine Herz-Kreislauferkrankung oder ein schlechter Allgemeinzustand besteht. Darüber hinaus sollte der Patient im Rahmen der ambulanten Operation ausreichend medizinisch versorgt werden.

Anwendungsgebiete

In der Orthopädie lässt sich eine Vielzahl an operativen Eingriffen ambulant durchführen. Dazu zählen in erster Linie

Weitere ambulante orthopädische Operationsverfahren sind

Ebenfalls ambulant durchführbar sind

  • kleinere Operationen an der Wirbelsäule, am Fußballen, bei einem Tennisarm und
  • das Entfernen von Metallteilen wie Drähten, Schrauben, Nägeln oder Platten, die nach einer Knochenfraktur operativ eingesetzt wurden.

Durchführung

Vor der Durchführung einer orthopädischen ambulanten Operation ist es wichtig, dass der Patient dafür sorgt, dass er aus der Arztpraxis oder Klinik, in der der Eingriff stattfindet, abgeholt und nach Hause gebracht wird. Dies kann beispielsweise durch Verwandte oder Freunde geschehen.

Nimmt der Patient bestimmte Medikamente wie blutgerinnungshemmende Marcumar oder Acetylsalicylsäure (ASS) ein, muss er diese möglichst eine Woche vor dem Eingriff absetzen. Außerdem gilt es, den Arzt über die Arzneimitteleinnahme zu informieren.

Bevor die ambulante Operation durchgeführt wird, nehmen ein Facharzt oder der Narkosearzt eine Untersuchung des Patienten vor. Sie findet entweder einen Tag vor dem Eingriff oder am Operationstag statt.

Welche Narkose der Patient erhält, richtet sich nach der Art und dem Ausmaß der Operation. So ist sowohl die Gabe einer lokalen Anästhesie als auch einer Vollnarkose möglich.

Nach der Durchführung des ambulanten Eingriffes muss der Patient mitunter noch einige Stunden in der Praxis oder dem Krankenhaus bleiben, damit man ihn beobachten kann. Kommt es zu Hause zu unerwarteten Komplikationen wie Blutungen oder Fieber, muss schnellstens ein Arzt davon in Kenntnis gesetzt werden. Normalerweise nimmt am Tag nach dem Eingriff der behandelnde Arzt eine Nachuntersuchung vor.

Vorteile von ambulanten Eingriffen

Ambulante Operationen weisen gegenüber den stationären Operationen verschiedene Vorteile auf. Dazu gehört vor allem, dass der Patient sich in seinen vertrauten heimischen vier Wänden erholen kann, was sich aus psychologischer Sicht meist positiv auf den Heilungsverlauf auswirkt. Nicht selten kennen sich Arzt und Patient bereits. Überdies lassen sich die Termine flexibler gestalten.

Als Nachteil der ambulanten Operation gilt, dass der Patient keine ständige ärztliche Betreuung nach dem Eingriff hat.

Computerassistierte Operationen der Orthopädie und Unfallchirurgie

Bei der computerassistierten Chirurgie (CAS) handelt es sich um ein chirurgisches Therapiekonzept. Dieses beinhaltet einige Methoden und Techniken, die dazu dienen, Operationsverfahren zu planen oder durchzuführen. Computerassistierte Operationen bezeichnet man auch als chirurgische Navigation, computergestützte Intervention oder computergestützte Chirurgie.

Mithilfe der computerassistierten Chirurgie, bei der der Computer bestimmte medizinische Instrumente steuert, können die Chirurgen präzisere Arbeiten vornehmen. Bei manchen Verfahren wendet auch die Orthopädie die computerassistierte Chirurgie an.

Einsatzgebiete

Es gibt zahlreiche unterschiedliche operative Eingriffe, bei denen die computerassistierte Chirurgie eingesetzt werden kann. Dazu zählen vor allem Operationen, für die eine besonders genaue Arbeit nötig ist, wie

  • Gelenkversteifungen
  • eine Wirbelsäulenversteifung
  • das Einsetzen von Prothesen in Knie- oder Hüftgelenk oder
  • die Gelenkspiegelung (Arthroskopie).

Mittlerweile stellt die computerassistierte orthopädische Chirurgie (CAOS) einen festen Bestandteil von orthopädischen Operationen dar. Dabei ist die weitere Entwicklung der computergestützten Chirurgie noch längst nicht abgeschlossen, sodass in Zukunft mit weiteren neuen Verfahren zu rechnen ist, bei denen Computer zur Anwendung kommen.

Durchführung

Genau wie bei allen anderen operativen Methoden, wird auch vor einem computerassistierten Verfahren eine gründliche körperliche Untersuchung des Patienten durchgeführt. Dabei erfolgt die Vermessung des Gewebebereichs, den es zu operieren gilt.

In den meisten Fällen wird zu diesem Zweck eine Computertomographie (CT) vorgenommen. Die Daten, die man dabei ermittelt, erhält dann das Computersystem während der Operation.

Wichtig ist jedoch eine genaue Planung des chirurgischen Eingriffs durch den behandelnden Arzt. Manche Systeme sind jedoch auch in der Lage, auf eine vorherige Messung zu verzichten und führen diese während des Eingriffs durch.

Das Vorgehen bei einer computerassistierten Operation ist unterschiedlich, wenngleich es jedoch starke Ähnlichkeiten gibt. So legt der Chirurg das Gewebe am zu behandelnden Bereich mit Hautschnitten frei. Auf diese Weise entsteht ein Zugang.

Neben offenen operativen Verfahren ist aber auch eine minimal-invasive Operation möglich, bei der der Chirurg ein Endoskop verwendet. Das feine optische Instrument kommt häufig im Rahmen einer Arthroskopie zum Einsatz.

Zur Durchführung einer computerassistierten Operation legt man oftmals eine spezielle Vorrichtung an, mit der sich das Instrument führen lässt. Anschließend erfolgt das Steuern der vorzunehmenden Operationsmaßnahme. Angewandt wird dabei ein Roboter, der mithilfe einer Infrarotkamera in der Lage ist, Körperstrukturen zu erkennen.

Komplikationen

Auch bei einer computerassistierten Operation kann es zu Komplikationen kommen. Dabei handelt es sich um die gleichen Risiken, die auch bei einer Operation ohne einen Computer auftreten, wie

Das Risiko von Komplikationen ist allerdings auch von der Art der Operation sowie der Erkrankung oder Verletzung, die behandelt werden muss, abhängig. Das Gleiche gilt für die Erfolgsaussichten der computerassistierten Chirurgie. Grundsätzlich hat das moderne Verfahren jedoch den Vorteil, dass es sich rascher und genauer abwickeln lässt als eine normale Operation.

Operationsverfahren:

  • Ambulante OPs
  • Computerassistierte OPs
  • Endoskopische OPs
  • Umstellungs-OPs

Endoskopische Operationen der Orthopädie und Unfallchirurgie

Unter einem Endoskop versteht man ein schmales, optisches medizinisches Instrument, das sich einerseits zu Diagnosezwecken und andererseits auch zu therapeutischen Maßnahmen verwenden lässt. Im Rahmen einer Endoskopie, auch Spiegelung genannt, schiebt man das Endoskop ins Innere des Körpers ein.

Schlüssellochchirurgie

Die Behandlung mit einem Endoskop bezeichnen Mediziner auch als Schlüssellochchirurgie oder minimal-invasive Chirurgie. Im Unterschied zu einer offenen Operation erfolgen dabei nur kleine Schnitte in Haut und Gewebe.

Diese schonende Methode hat den Vorteil, dass sich dadurch die Gefahr von Komplikationen verringern lässt. Die Schlüssellochchirurgie kommt häufig auch in der Orthopädie zur Anwendung.

Einsatzgebiete

Mithilfe der Endoskopie lassen sich zahlreiche Körperstellen orthopädisch behandeln. Dazu gehören vor allem

  • Bänder
  • Sehne
  • Gelenke
  • Bandscheiben
  • Knochen und
  • die Wirbelsäule.

Eine endoskopische Operation erfolgt in der Regel dann, wenn der Eingriff nicht allzu umfangreich ist. Ist dies jedoch der Fall, kommt eine konventionelle Operationsmethode zur Anwendung, bei der der Chirurg Hautschnitte vornimmt.

Durchführung

Vor einer orthopädischen Endoskopie werden normalerweise bildgebende Untersuchungen durchgeführt. Dabei kann es sich um

handeln. Im Vorfeld der operativen Endoskopie erhält der Patient ein Betäubungsmittel wie ein Lokalanästhetikum oder eine Vollnarkose, was von der Art des Eingriffs und dem Ausmaß der Erkrankung abhängt. Nächster Schritt ist das geringfügige Einschneiden der Haut, um an bestimmten Stellen Zugänge anzulegen, durch die man das Endoskop und andere Instrumente einführt.

Ausgestattet ist ein Endoskop auf seiner Vorderseite mit einer Minikamera. Diese Kamera fertigt Aufnahmen aus dem Körperinneren an, die der Arzt dann auf einem angeschlossenen Bildschirm betrachten kann, sodass er jederzeit Überblick über das Geschehen hat.

Über die weiteren Hautschnitte erfolgt das Einschieben der anderen Instrumente, die für den Eingriff nötig sind. Mitunter ist auch das Einführen von Luft oder Flüssigkeit erforderlich.

Nach Ende der operativen Behandlungsmaßnahmen zieht der Chirurg das Endoskop behutsam aus dem Körper und vernäht die geöffneten Hautstellen. Außerdem wird der Patient verbunden.

Komplikationen

Obwohl das Risiko von Komplikationen bei einer endoskopischen Operation weitaus geringer ist als bei einem offenen Eingriff, besteht dennoch die Gefahr von unerwünschten Nebenwirkungen. Dazu gehören in erster Linie

  • Infektionen
  • Nachblutungen
  • Wundheilungsstörungen und
  • Hämatome.

Gelegentlich sind auch Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen aufgrund von beschädigten Nerven möglich. Letztlich hängt das Ausmaß des Risikos von der jeweiligen Erkrankung und der operierten Körperstelle ab.

Umstellungsoperationen der Orthopädie und Unfallchirurgie

Unter einer Umstellungsoperation oder Umstellungs-Osteotomie versteht man ein chirurgisches Verfahren zur Korrektur von Beinfehlstellungen wie zum Beispiel O-Beinen oder X-Beinen. Nicht selten haben diese Fehlstellungen chronische Gelenkbelastungen zur Folge, die wiederum zu schmerzhaftem Gelenkverschleiß führen.

Mithilfe einer Umstellungs-Osteotomie besteht jedoch die Möglichkeit, die dabei vorliegende Achsabweichung zu beheben. Dabei entnimmt der Operateur entweder ein Knochenstück in Keilform aus dem Knieraum oder fügt es ein.

Indikationen

Eine Umstellungs-Osteotomie erfolgt zur Behandlung von O-Beinen und X-Beinen. Aber auch andere Beinfehlstellungen, bei denen Abweichungen in die vordere oder hintere Richtung vorliegen, lassen sich auf diese Weise korrigieren.

Verursacht werden die Beinfehlstellungen häufig durch Krankheiten wie Rachitis (Vitamin-D-Mangel), Verletzungen oder übermäßige Beinbelastungen. Nicht selten sind die Fehlstellungen aber auch bereits angeboren.

Wirkungsweise

Im Falle eines O-Beins oder X-Beins nimmt der Operateur eine Verkürzung oder Verlängerung des betroffenen Knochens vor. Auf diese Weise erzielt er eine Begradigung des geknickten Beins. Dabei kann die Entfernung eines Keils aus dem Knochen erfolgen.

Alternativ ist es aber auch möglich, von einem anderen Körperteil ein keilförmiges Knochenfragment von einer bestimmten Körperstelle herauszuoperieren und es dann in den Knochen einzusetzen. Durch die Veränderung des Winkels zu den übrigen Körperstellen lässt sich die Achsabweichung am Bein reduzieren.

Untersuchungen im Vorfeld

Auch vor einer Umstellungs-Osteotomie erfolgen einige Voruntersuchungen. Diese betreffen die Beine sowie die benachbarten Gelenke. Zu diesem Zweck lässt der Arzt auch Röntgenaufnahmen anfertigen oder eine Computertomographie vornehmen.

Außerdem erfolgt eine präzise Vermessung der Fehlstellung. Bestehen bereits Beschwerden an den Gelenken, ist eine Arthroskopie im Bereich des Möglichen. Für den Fall, dass der Patient Medikamente einnimmt, die der Blutverdünnung dienen, muss er dies dem Arzt mitteilen. In der Regel setzt man diese Mittel rechtzeitig vor dem Eingriff ab.

Durchführung

In den meisten Fällen erhält der Patient vor dem Eingriff eine Vollnarkose; mitunter reicht auch eine Regionalanästhesie aus. Erster Schritt der Umstellungsoperation ist ein Einschnitt in die Haut des Knies. Dadurch kann der Chirurg an den Oberschenkelknochen oder das Schienbein gelangen.

Anschließend erfolgen das Durchtrennen des Knochens mit einer Säge sowie das Herausschneiden eines keilförmigen Knochenstückes. Wird ein Knochenteil von einer anderen Körperstelle wie dem Becken entfernt, nimmt der Operateur die Befestigung der Teile vor, wofür er Drähte, Schrauben oder Nägel verwendet.

Auch der Einsatz eines Fixateurs externe ist möglich. Zum Ende des Eingriffs erfolgen das Vernähen der Wunde sowie das Anlegen eines Verbands.

Komplikationen

Als mögliche Komplikationen einer Umstellungs-Osteotomie sind

im Bereich des Möglichen. Auch Gewebeverletzungen und Sensibilitätsstörungen können mitunter auftreten. Bei manchen Patienten zeigt sich zudem eine Pseudarthrose, wenn der Knochen nicht in ausreichendem Maße abheilt.

Nach dem Eingriff

Nach einer Umstellungsoperation ist es wichtig, dass der Patient das betroffene Bein über einen längeren Zeitraum schont. Außerdem werden krankengymnastische Übungen vorgenommen, die dazu dienen, Bewegungseinschränkungen entgegenzuwirken. In manchen Fällen kann zu einem späteren Zeitpunkt das operative Entfernen von implantierten Metallteilen wie Schrauben oder Nägeln erfolgen.

Für die Heilung nach einer Umstellungs-Osteotomie ist viel Geduld nötig. Bei den meisten Patienten verläuft die Korrektur der Beinfehlstellung jedoch erfolgreich.