Mehr Fördermittel zur Erforschung der Naturheilkunde dringend erforderlich

Patienten zahlen Naturheilkunde sogar selber, trotzdem bleibt Subvention durch Staat auf der Strecke

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion
14. Mai 2009

"Der Heilpraktiker spaltet die Meinungen, wie kaum ein anderer Beruf. Die einen schwören auf ihn, die anderen würden ihn am liebsten abschaffen. Aber, Naturheilkunde und Komplementärmedizin bieten mit ihrer Vielfalt von Therapeuten und Behandlungsmethoden sowie der Sichtweisen von Gesundheit, Krankheit und Genesung eine Erweiterung und wertvolle Ergänzung der modernen Medizin. Der Heilpraktiker trägt wesentlich zur Volksgesundheit bei!"

Heilpraktikertage in Hannover

Mit diesem Plädoyer eröffnete die Präsidentin der Union Deutscher Heilpraktiker (UDH), Monika Gerhardus, die Heilpraktikertage Hannover 2009. "Heilpraktiker - Kompetenz und Qualität in Sachen Naturheilkunde" hieß das Motto der Heilpraktikertage in Hannover, die am 2. und 3. Mai 2009 im Congress Centrum stattfanden.

Im Mittelpunkt der Heilpraktikertage Hannover 2009 stand ein umfangreiches, zweitägiges Vortrags- und Seminarprogramm, dessen Themenpalette von Allergien, über Autoimmunkrankheiten, Nahrungsunverträglichkeiten, Kinder in der Naturheilpraxis, Dunkelfeld-Diagnostik, Blutegel-Therapie, Akupunktur bis hin zum Burn-Out-Syndrom reichte.

Zahlen und Fakten

Die rund 20.000 in Deutschland zugelassenen Heilpraktiker führen im Schnitt pro Jahr 15 Millionen Behandlungen durch und entlasten dadurch die Kostenträger jedes Jahr in Milliardenhöhe. Täglich konsultieren bundesweit 60.000 Patienten die Heilpraktikerpraxen und sind bereit, die Leistungen ihres Behandlers aus der eigenen Tasche zu zahlen.

"Obwohl etwa 70 Prozent der Bundesbürger Angebote von Heilpraktikern nutzen, liegt der Etat für naturheilkundliche Forschung weiterhin im Prozent- bzw. Promillebereich", resümierte Gerhardus stellvertretend für die gesamte Branche. Für die Entwicklung von Therapiemöglichkeiten oder Studien stünden pro Jahr weniger als eine Million Euro zur Verfügung - der Gesamtetat des Bundesforschungsministeriums allein für Bereich Gesundheit und Medizin betrug dagegen 2008 knapp 620 Millionen Euro.

"Wir bräuchten mindestens das Dreifache der bisherigen Zuwendungen, um effektiv forschen zu können", sagte Gerhardus. Zwar gebe es bereits Forschungsergebnisse, die seien aber bei weitem nicht in dem Umfang wie sie die chemisch orientierte pharmazeutische Industrie erstellen können.

Rechtliche Forderung der Wirksamkeit

Die naturheilkundlichen Arzneimittelfirmen wären dazu allein nicht in der finanziellen Lage, da sie in der Regel klein und mittelständisch organisiert sind. Zudem sei es schwierig die rechtlichen Forderungen an die homöopathischen Mittel über die wissenschaftliche Wirksamkeit der Mittel zu erfüllen.

"In der Naturheilkunde wiegt Erfahrung mehr als Wissenschaftlichkeit. Da sind wir in einem großen Dilemma. Oft wirkt ein Medikament - ob homöopathisch oder nicht - bei jedem Menschen anders", so Gerhardus abschließend.

Modellprojekt

Ein wissenschaftlich begleitetes Modellprojekt der IKK Sachsen zur Erprobung alternativer Heilverfahren kam 2001 zum Beispiel zu dem Ergebnis, dass z. B. Akupunktur und Homöopathie den Durchschnitt der Krankheitstage deutlich verminderten und bei mehr als 80 Prozent der therapierten Patienten auch die Beschwerden verringerten.

Dabei entspricht der typische Patient, der sich in die Behandlung eines Heilpraktikers begibt, ohne Abstriche dem Bild des deutschen Durchschnittsbürgers.

Erfolgsrezept der Naturmedizin

Die Naturmedizin genießt hohes Vertrauen bei den Patienten, da sie den Mensch in seiner Ganzheit und mit größerer Nachhaltigkeit betrachtet und bewusst auf das Prinzip der Eigenverantwortung setzt.

Insbesondere auch um Nebenwirkungen und Risiken von Standardtherapien zu vermeiden und um vorbeugend die eigene Gesundheit aktiv zu fördern, hat sich ein starker Trend zur Naturmedizin etabliert, wie ein Kölner Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren 2007 ermittelte.