Über 600 Frauenärzte haben verbotene Verhütungsmittel an Patientinnen verkauft

Von Cornelia Scherpe
4. Dezember 2013

In Nordrhein-Westfalen, in Niedersachsen und in Rheinland-Pfalz gibt es rund 600 Frauenärzte, die aktuell jede Menge Stress haben. Sie haben Medikamente zur Verhütung, die in Deutschland nicht zugelassen sind, an viele Patientinnen vergeben und sich dadurch strafbar gemacht.

Für die betroffenen Patientinnen lautet aber die beruhigende Mitteilung: Es handelt sich dabei um Verhütungsmittel, die in anderen Ländern wie etwa Spanien legal sind. Die Frauen müssen sich also keine Gedanken darum machen, dass sie unwirksame oder besonders gefährliche Mittel erhalten haben.

Die Medikamente haben nicht mehr Nebenwirkungen als alle anderen hormonellen Kontrazeptiva. Die Frauenärzte haben sie jedoch aus dem Ausland bezogen und hierzulande verwendet und das ist nicht mit dem deutschen Recht vereinbar.

Gynäkologen beschuldigen Sprechstundenhilfen

Viele betroffene Gynäkologen sehen die Schuld aber gar nicht auf ihrer Seite. Sie sagen beispielsweise, dass es die Sprechstundenhilfen sind, die sich um die Einkäufe von Mitteln wie der 3-Monatsspritze kümmern. Sie wollen daher nicht die Schuld tragen, da sie nicht wussten, dass die Helferinnen die Mittel aus dem Ausland beziehen.

Die Staatsanwaltschaft sieht bei dieser Begründung aber eine schwere Nachlässigkeit bei den Ärzten, denn wenn sie nicht selbst überprüfen, wo die Mittel herkommen, die sie an Frauen weitergeben, könnten auch unwirksame oder gar nicht zugelassene Wirkstoffe weitergereicht werden.

Einstellung des Verfahrens bei Zahlung

Andere Frauenärzte dagegen haben ihren Fehler bereits eingesehen und sind auf ein Angebot der Staatsanwaltschaft eingegangen. Man hatte ihnen angeboten, dass das Verfahren eingestellt wird, wenn Sie eine Zahlung entrichten.

Diese orientiert sich am Wert der eingekauften Kontrazeptiva und soll rund zwei Drittel von deren Wert betragen. Rund 450 der betroffenen Frauenärzte hat dieses Angebot auch bereits angenommen. Bei der Staatsanwaltschaft sind daher bereits gute 1,6 Millionen Euro eingegangen.