Brasiliens Kampf gegen Ärztemangel - billige Mediziner aus Kuba sollen heilen

Von Dörte Rösler
6. Mai 2014

Brasilien fehlen Ärzte. Auf 1000 Einwohner kommen statistisch 1,8 Mediziner, in ländlichen Regionen muss ein einzelner Arzt jedoch oft mehr als Tausend Menschen versorgen.

Um schnelle Abhilfe zu schaffen, startete die Regierung deshalb im Herbst 2013 "Mais Médicos": ein Programm, mit dem bisher 11.000 kubanische Ärzte ins Land kamen. Die medizinische Versorgung hat sich verbessert - aber auch Konflikte blieben nicht aus.

Einheimische Ärzte protestieren

Während die Patienten in den Gesundheitsstationen auf dem Lande sich über die neuen Ärzte freuten, entfachte die brasilianische Ärzteschaft in den Städten einen Proteststurm. Immer wieder rief der nationale Ärzteverband zu Demonstrationen gegen die billige Konkurrenz auf.

Vor Gericht zweifelten die Einheimischen die fachliche und sprachliche Qualifikation der Zuwanderer an.

Patienten sind zufrieden

Die Proteste verliefen bisher jedoch ohne Erfolg. Umfragen zeigen, dass 80 Prozent der Brasilianer mit dem Programm zufrieden sind. Da die Kubaner nach ihrer Ankunft einen Portugiesisch-Kurs besuchen, klappt auch die Kommunikation.

Wirtschaftliche Schieflage

Die kubanischen Ärzte verdienen in Brasilien deutlich mehr als in der Heimat. Dennoch leiden auch sie unter finanzieller Ungerechtigkeit: von den umgerechnet 1.300 Dollar Monatsgehalt bekommen sie nur 400 Dollar ausgezahlt. Der Rest wird direkt nach Havanna überwiesen, wo die Regierung 600 Dollar bis zur Rückkehr der Ärzte aufbewahrt. Die übrigen 300 Dollar wandern in die Staatskasse.

Das gefällt nicht allen Ärzten. Zumal die kubanische Regierung ihre Landsleute im Ausland nicht aus den Augen lässt. Und spätestens nach einem Blick auf die rund zehnmal so hohen Gehälter ihrer brasilianischen Kollegen sind viele Kubaner ins Grübeln geraten. Einige haben bereits Asyl in Brasilien beantragt.