Ein Überblick über verschiedene QM-Zertifikate für Ärzte und in Arztpraxen

Auch in der Medizin spielt Qualitätsmanagement eine bedeutende Rolle. So gibt es für Ärzte unterschiedliche QM-Zertifikate. Für deutsche Arztpraxen ist ein Qualitätsmanagement-System Pflicht. Von einer guten Organisation der Praxis profitieren letztlich auch die Patienten.

Von Jens Hirseland

Unter Qualitätsmanagement (QM) versteht man organisatorische Maßnahmen, die dazu dienen, Leistungen und Produkte zu verbessern. Dazu gehören auch Bereiche der Medizin.

Qualitätsmanagement für Ärzte

In den letzten Jahren hat das Qualitätsmanagement auch in der Medizin zunehmend an Bedeutung gewonnen.

  • Durch das Management sollen die Abläufe und die Organisation einer Arztpraxis optimiert werden.
  • Außerdem gilt es, mögliche Fehlerquellen zu reduzieren.

Dabei wird allerdings nicht die Qualität der medizinischen Resultate erfasst. Für niedergelassene Ärzte und Zahnärzte ist das Einführen und Weiterentwickeln des Qualitätsmanagements mittlerweile Pflicht. So gibt es bislang in Deutschland über 12.000 Ärzte mit Qualitätsmanagement.

Qualitätsmanagement in Arztpraxen

In Deutschland müssen Arztpraxen mit einem Qualitätsmanagement-System ausgestattet sein. Ursprünglich wurde Qualitätsmanagement eher mit der Industrie in Verbindung gebracht, um die Qualität von angefertigten Produkten zu garantieren.

Doch mittlerweile gelten hohe Qualitätsmaßstäbe auch für Teilbereiche des Gesundheitswesens wie zum Beispiel Arztpraxen. Trotz anfänglicher Skepsis der Mediziner, verfügen inzwischen fast alle deutschen Praxen über ein Qualitätsmanagement-System.

Vorteile für den Patienten

Nach Ansicht der KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung) können auch die Patienten einer Arztpraxis von einem guten Qualitätsmanagement profitieren. So soll durch optimale Qualität mehr Zufriedenheit beim Patienten erreicht werden. Bemerkbar macht sich die verbesserte Qualität durch

  • kürzere Wartezeiten
  • ein rascheres Ausstellen von Attesten oder Rezepten sowie
  • dem schnelleren Weiterreichen von medizinischen Befunden.

Doch auch die Ärzte und das Praxispersonal haben Vorteile von einer verbesserten Organisationsstruktur, wenn dadurch die Abläufe innerhalb der Praxis reibungslos funktionieren.

Richtlinien für Qualitätsmanagement

Die präzisen Richtlinien für das Qualitätsmanagement in Arztpraxen werden vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vorgegeben, welcher das höchste Gremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen darstellt. Zu diesen Vorgaben zählen unter anderem

  • die Hygiene in der Praxis
  • die Planung der Termine sowie
  • der Datenschutz.

Ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen inhaltliche Aspekte wie

  • Patienteninformationen
  • das Einhalten von fachlichen Standards bei der Untersuchung und Therapie der Patienten
  • der Umgang mit Fehlern sowie
  • regelmäßige Fortbildungsmaßnahmen der Praxismitarbeiter.

Diese Leitlinien müssen von der jeweiligen Arztpraxis entsprechend umgesetzt werden. Das heißt, dass der Arzt und seine Mitarbeiter die Abläufe und Organisationsstrukturen innerhalb der Praxis überprüfen.

Dabei setzen sie eigene Ziele und Schwerpunkte wie beispielsweise

  • Schulungen für Patienten
  • das Anwenden von alternativen Therapieverfahren oder
  • geringere Wartezeiten.

Wichtig ist, dass die Vorgaben ständig geprüft werden. Eine gute Möglichkeit dazu bieten Befragungen der Patienten. So können unter Umständen weitere Verbesserungen nötig sein.

Verschiedene Systeme

In Deutschland kommen ca. 40 unterschiedliche Qualitätsmanagement-Systeme zur Anwendung. Als bestes System für Arztpraxen gilt das QEP-System.

Von vielen Ärzten werden die Qualitätsmanagement-Systeme mit Wohlwollen betrachtet. So stufen sie die Einführung des Qualitätsmanagements als positiv für die Patientensicherheit in ihrer Praxis ein.

QM-Systeme:

  • DIN EN ISO 9001
  • QEP
  • KTQ
  • EFQM
  • KPQM
  • EPA
  • DQM

DIN EN ISO 9001

Zu den bekanntesten Systemen für Qualitätsmanagement zählt DIN EN ISO 9001. Es kommt auf der ganzen Welt für zahlreiche Organisationen zum Einsatz und bildet die Grundlage für Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung.

So lässt sich das ISO-Modell unabhängig von der jeweiligen Branche verwenden und dient zum Aufbau eines QM-Systems. Außerdem ist eine Zertifizierung möglich.

QEP

QEP ist die Abkürzung von "Qualität und Entwicklung in Praxen". Ins Leben gerufen wurde dieses System von der kassenärztlichen Bundesvereinigung. Grundlage von QEP ist ein Bewertungsverfahren, das sowohl extern von Visitoren als auch intern zur Anwendung kommt. Der Arzt erhält ein Zertifikat, wenn er die Kernanforderungen des QEP-Systems erfüllt hat.

KTQ

KTQ steht für "Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen". Zum Einsatz kam das KTQ-System zunächst im Krankenhausbereich. Mittlerweile gibt es jedoch auch ein Verfahren für niedergelassene Ärzte. Als Grundlage dient eine Mischung aus Fremdbewertung und Selbstbewertung.

EFQM

Beim EFQM-Modell handelt es sich um ein ausführliches Bewertungssystem der European Foundation for Quality Management (EFQM), einer Industriestiftung, die ihren Sitz in Brüssel hat. Für die Qualitätsanalyse, die durch Selbstbewertung erfolgt, kommt ein Kriterienraster zur Anwendung. Dieser Raster differenziert zwischen Befähiger-Kriterien und Ergebnis-Kriterien.

KPQM

Das KPQM-Bewertungssystem basiert auf dem EFQM-System sowie dem DIN EN ISO 9001-System. Entwickelt wurde es speziell für Vertragsarzt-Praxen von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Grundlage des KPQM-Modells ist eine Selbstbeschreibung der Praxis, in der die wichtigsten Kernprozesse aus den Bereichen

  • Administration
  • Patienten
  • Mitarbeit und
  • Personalführung

beschrieben werden.

EPA

EPA ist die Abkürzung von "Europäisches Praxisassessment". Dabei handelt es sich um ein europäisches Gemeinschaftsprojekt der Bertelsmann-Stiftung und TOPAS Europa. Es leitet sich von dem niederländischen Visitae-Modell ab. In dem Bewertungsmodell enthalten sind unter anderem

  • ein Feedback-Bericht
  • Visitation sowie
  • Befragung und Nachbefragung.

Außerdem kann eine Zertifizierung erfolgen.

DQM

Das Diabetes-Qualitäts-Modell (DQM) befasst sich speziell mit Arztpraxen und stationären medizinischen Einrichtungen, deren Schwerpunkt auf der Behandlung der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) liegt.

Entwickelt wurde das Bewertungssystem von der Diabetes Qualitätsmanagement GmbH, die im Auftrag der Deutschen Diabetes-Gesellschaft handelt. Mithilfe des DQM sollen interne Stärken ermittelt und Verbesserungspotential aufgezeigt werden.

Zu diesem Zweck wird jedes Jahr ein Qualitätsbericht erstellt. Dieser beinhaltet die festgelegten Ziele sowie die Methoden zum Erreichen dieser Ziele. Außerdem führt man die bereits erreichten Ergebnisse auf.

Weitere Systeme

Darüber hinaus gibt es noch weitere QM-Systeme wie

  • AQUA
  • EBNM
  • Athene
  • NET-Cert
  • PNA-QM
  • QS-Reha
  • QiN
  • ProCumCert
  • OnkoZert sowie
  • ZPMS für Zahnarztpraxen.