Hausarztmodell hat Vor- und Nachteile

Das US-Ge­sund­heits­mi­nis­terium hat das hierzulande weit verbreitete Hausarztmodell einmal näher untersucht

Von Cornelia Scherpe
19. Februar 2019

Hierzulande gehen die meisten Erwachsenen zu ihrem Hausarzt und werden gegebenenfalls von diesem an andere Fachärzte überwiesen. In den USA ist dieses sogenannte Hausarztmodell nicht so weit verbreitet. Rund 25 Prozent der US-Amerikaner muss bei allen Beschwerden sofort eine Klinik oder einen Spezialisten suchen.

Welche Vorteile und welche Probleme das mit sich bringt, hat das US-Ge­sund­heits­mi­nis­terium untersucht. Dieses führt regelmäßig Umfragen durch, um den allgemeinen Gesundheitszustand der Bevölkerung zu erfahren. Nun konnte man mit den Daten von 2012 bis 2014 zwei Gruppen von Patienten bilden: 49.286 mit und 21.133 ohne Hausarzt.

Zunächst fiel auf, dass Menschen mit hausärztlicher Betreuung ("Primary Care" genannt) im Schnitt älter waren und europäische Wurzeln hatten. Zudem war der Anteil der Patientinnen höher. Durchschnittlich 6,7 Besuche beim Arzt fanden pro Jahr statt, wenn es einen Hausarzt als Ansprechpartner gab. Ohne "Primary Care" lag die Quote mit 5,9 Besuchen aber nur unwesentlich darunter. Betrachtete die Studie nur Notfälle mit Einweisung ins Krankenhaus waren die Zahlen ebenfalls auf einem Niveau: je 0,2 Fälle im Jahr. Die Zahl der stationären Aufenthalte lag bei 0,1 für beide Gruppen.

Vor- und Nachteile der hausärztlichen Betreuung

Was sagen diese Zahlen aus? Zunächst einmal, dass der Bedarf an medizinischer Betreuung bei beiden Gruppen gleich ist. Das Vorurteil, Menschen würden mit Hausarzt öfter unnötigerweise einen Arzt aufsuchen und damit das Gesundheitssystem belasten, stimmt nicht.

Die weitere Auswertung der Daten zeigte jedoch, dass Menschen mit Hausarzt eher bereit sind, wichtige Vorsorgeuntersuchungen wie ein Darmkrebsscreening wahrzunehmen. Mehr Hausarztpatienten entschieden sich für Schutzimpfungen und Diabetiker wurden nachweislich besser auf ihre Krankheit eingestellt, inklusive Augen-Checkups und Fußuntersuchungen.

Ein interessanter Nachteil in der Hausarzt-Gruppe: Es wurden mehr Rezepte verschrieben (jährlich 14,1 statt 10,7), doch die medikamentöse Behandlung war insgesamt schlechter. Asthmatiker erhielten seltener wichtige Medikamente und auch bei chronischer Herzinsuffizienz wurden zu selten Betablocker verordnet.