Die Ostfriesische Teekultur

Die Teekultur hat in Ostfriesland eine lange Tradition. Die Teetied (= Teezeit) wird regelrecht zelebriert.

Von Claudia Rappold

Die typische Ostfriesenmischung ist dunkel und kräftig, sie wird entweder aus zartem blauweißem Teegeschirr, oder aus Teegeschirr mit der gängigen roten "ostfriesischen Rose" genossen. Die Teezeit ist viel mehr als ein Teegenuss, sie ist fester Bestandteil des geselligen Lebens. Sie dient nicht nur dazu, den Durst zu stillen; die Teezeit ist eine Zeit der Besinnlichkeit und einer besonderen Atmosphäre.

Es ist in Ostfriesland gebräuchlich einem Gast bei der Ankunft, egal wie lange er bleibt, immer eine Tasse Tee anzubieten. Dabei gibt es unverkennbare Stationen während einer Teezeremonie, mit denen sich ein Außenstehender erst vertraut machen muss.

Teezubehör und Zubereitung

Für die ostfriesische Teezeremonie wird

  • das unverkennbare ostfriesische Teegeschirr

benutzt. Dann benötigt man

  • ein Stövchen
  • ein Teesieb, wenn in der Teekanne kein Teesieb im Ausguss ist
  • ein Sahnekännchen
  • ein "Rohmlepel" (Sahnelöffel)
  • ein "Kluntjepott" und
  • eine "Kluntjezange" für den weißen oder braunen Kandiszucker.

Die Teekanne wird mit heißem Wasser ausgespült, so dass sie erwärmt ist. Dann kommt der Tee in die Kanne, dabei gilt die Faustregel: pro Tasse ein Teelöffel und einen Löffel für die Kanne. Nun wird der Tee mit nicht mehr kochendem Wasser aufgegossen und er muss mindestens 5 Minuten ziehen.

Danach gibt man den Kandiszucker in die Tasse; der Tee wird abgeseiht und eingegossen, so dass noch Kandiszucker herausragt. Dieser knistert beim Einschenken und zeigt die richtige Temperatur des Tees an.

Mit dem Sahnelöffel wird eine Sahnewolke um den Kandiszucker gelegt. Die Sahne verteilt sich in der Tasse und versinkt. Dieser Anblick hat für viele Ostfriesen einen meditativen Charakter. Der echte Genießer rührt den Tee nicht um, sondern genießt die verschiedenen Geschmacksschichten.

Eine lange Tradition

Schon im 18. Jahrhundert war der Teegenuss in Ostfriesland weit verbreitet und es bestand ein reger Handel. Deutsche Herrscher allerdings waren erbost, dass zu viel Geld ins Ausland floss.

Friedrich II. wollte den Ostriesen das Teetrinken gar verbieten, worauf ein reger Schmuggel begann. Schließlich erlaubte der preußische König den Teegenuss wieder.

Auch im 20. Jahrhundert kam es durch die Kriege zu Teeknappheit. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Teerationen durch Lebensmittelmarken zugeteilt. Nach dem Krieg wurde gehamstert. Erst lange nach dem Krieg wurde die Teesteuer so gesenkt, dass sich die Ostfriesen wieder ihren Tee in ausreichender Menge leisten konnten.