ESL-Milch

Als natürliches Produkt gilt die Milch als relativ schnell verderblich. Doch dem technischen Fortschritt ist es zu verdanken, dass auch sie eine längere Haltbarkeit aufweisen kann. Namentlich handelt es sich dabei um die ESL-Milch, die einem speziellen Verfahren unterzogen worden ist.

Maria Perez
Von Maria Perez

ESL-Milch - was ist das?

Die Abkürzung "ESL" steht für den Begriff "Extended Shelf Life", wodurch angezeigt wird, dass die Milch bei normaler Lagerung im Regal eine längere Mindesthaltbarkeit offenbart. Das ist inhaltlich jedoch anzuzweifeln, benötigt doch auch die ESL-Milch eine Kühlung.

  • Die Haltbarkeit von ESL-Milch liegt zwischen der von ultrahocherhitzter Milch (bis zu sechs Monate) und pasteurisierter Milch (bis zu sieben Tage).

So kann sie bei Temperaturen von bis zu zehn Grad Celsius über eine Verbrauchsdauer von rund drei Wochen verfügen. Wird sie bei bis zu fünf Grad Celsius aufbewahrt, ist sie in der ungeöffneten Packung sogar nach etwa anderthalb Monaten noch ohne jegliche Einschränkung genießbar.

Die Haltbarkeit wird dabei durch ein spezielles Verfahren der Erhitzung ermöglicht, bei der das Getränk für wenige Sekunden auf eine Temperatur von mindestens 100 Grad Celsius gebracht wird. Aufgrund der nicht klar definierten Deklaration der Verarbeitungsverfahren kann der Verbraucher oft schwer erkennen, ob es sich um pasteurisierte oder um ESL-Milch handelt. Allerdings trägt die klassische Trinkmilch den Aufdruck "traditionell hergestellt", ESL-Milch dagegen die Kennzeichnung "länger haltbar".

Vorteile für Konsumenten und Handel

Die moderne ESL-Variante hat die Verbraucher überzeugt, was das Kaufverhalten verdeutlicht. Der Anteil an H-Milch nimmt zwei Drittel des Gesamt-Milchmarkts ein, während rund ein Drittel aller Konsumenten im Vergleich zu den anderen Milchsorten immer öfter zu ESL-Milch greifen.

Der Einzelhandel profitiert von Extended-Shelf-Life-Milch. Pasteurisierte Milch mit einem Haltbarkeitsdatum von fünf bis sieben Tagen muss schnell abverkauft und kann nur in kleineren Mengen geordert werden. Von ESL-Milch dagegen mit einer Haltbarkeit von bis zu 21 Tagen können Einzelhändler einen genau kalkulierten Vorrat anlegen. Dadurch reduziert sich das Risiko von Fehlbestellmengen.

Der Kunde freut sich ebenfalls über ein längeres Haltbarkeitsdatum und muss nur die tatsächlich benötigten Milchmengen in den Kühlschrank stellen. Längerfrische Trinkmilch muss im Gegensatz zu Frischmilch nicht umgehend verbraucht werden. Doch auch für ESL-Milch gilt:

  • Angebrochene Milchpackungen dürfen nicht bis zum Verfallsdatum offen stehen, sondern müssen so schnell wie möglich getrunken oder verarbeitet werden.

H-Milch darf ungeöffnet bei normalen Umgebungstemperaturen lagern, bei pasteurisierter Milch sowie bei ESL-Milch ist grundsätzlich eine Kühlung erforderlich, ob offene oder geschlossene Packung.

Ist die ESL-Milch ungesund?

Bei Milch ist insbesondere der Gehalt an Kalzium und Eiweiß entscheidend. Bei der herkömmlichen Konsummilch gehen durch Erhitzen, vorwiegend beim Kochen, bis zu 5 Prozent der Vitamine verloren, bei H-Milch sogar bis zu 20 Prozent. Der Wert bei ESL-Milch liegt etwa in der Mitte.

  • Laktose, Mineralstoffe, damit auch Kalzium, und Milchfette bleiben nach dem Erhitzen erhalten,
  • an Eiweiß wird bei ESL-Milch weniger als 3 Prozent zerstört.

Die Eiweißverluste sind gering, zudem verbessert sich die Verträglichkeit leicht. Positiv gestaltet es sich zudem, dass

  • nahezu alle in der Flüssigkeit vorkommenden Bakterien und Keime abgetötet werden,
  • eine Infektion selbst bei nicht ganz optimalen hygienischen Produktionsbedingungen also ausgeschlossen wird.

Das bedeutet jedoch ebenso, dass der Maßnahme des Erhitzens eine hohe Bedeutung zukommt - geschehen hierbei Fehler, können diese fatale Wirkungen zeitigen.

Bei dieser Milchvariante ist der Verlust von Nährstoffen vor allem von der Lagerdauer abhängig. Je länger ESL-Milch gelagert wird, desto mehr Vitamine und Mineralstoffe gehen verloren.

  • Bei einer längeren Lagerdauer kann der Verlust an Vitamin B6 bis zu 7 Prozent betragen,
  • bei Vitamin B1 können es bis 15 Prozent sein.

Eine besonders große Bedeutung messen Milchkonsumenten dem Geschmack bei. Laut Umfragen unterscheidet sich dieser bei ESL-Trinkmilch nicht wesentlich von dem der Frischmilch, allerdings hat jeder Verbraucher eigene Vorstellungen, wie Milch schmecken soll. Klassische Milch und ESL-Milch haben aber im Vergleich zu H-Milch die Nase vorn.

Die Lagerung der ESL-Milch

Im Vergleich zur Lagerung von unbehandelter oder nur kurzzeitig und bei niedrigen Temperaturen erhitzter Milch ergibt sich bei der ESL-Milch beinahe kein Unterschied. Auch sie muss bei höchstens zehn Grad Celsius aufbewahrt werden, kann ihre ideale Lebensdauer aber bei fünf Grad Celsius vorfinden.

In diesem Klima ist sie zwischen drei bis sechs Wochen haltbar, wodurch sich ein Vorteil gegenüber der normalen Milch ergibt. Sie kann somit für längere Reisen eingeplant werden, auf denen nicht immer ein Supermarkt vorhanden ist.

Etwas anders sieht das indes aus, wenn die Milch ohne Kühlung gelagert wird. Die in ihrem Namen angedeutete verlängerte Mindesthaltbarkeit zeigt sich dann nur in geringem Ausmaß. Ohne einen Kühlschrank geht es also auch bei ihr nicht.

Tipps zum Kauf

  • Verbraucher sollten ESL-Milch nicht in großen Mengen kaufen, da der Nährstoffverlust bei längerer Lagerung recht hoch ist.
  • Außerdem ist es ratsam, längerfrische Milch nur zu erwerben, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum auf zwei Wochen in der Zukunft datiert ist.

Da die Kennzeichnungsverordnung keine konkrete Auflistung der Verarbeitungsverfahren vorsieht, ist bisher nicht eindeutig geklärt, ob denaturierte Milch als Verursacher für Milchallergien infrage kommt.

  • Wer Milch aus konventioneller Produktion bevorzugt, sollte auf die Kennzeichnung "traditionell hergestellt" achten.

ESL-Milch als Bestandteil anderer Lebensmittel

Trotz der hohen Haltbarkeit wird die ESL-Milch nur in geringem Umfang für die Produktion weiterer Nahrungsmittel eingesetzt. Das liegt vorwiegend daran, dass in den Fertigungsbetrieben die Milch nicht lange gelagert wird und kaum nach Anlieferung bereits in den Verwertungsprozess eingegliedert ist. Demgegenüber ist die ESL-Milch durch den aufwendigen Vorgang des Erhitzens ein wenig teurer als herkömmliche Vollmilch, wodurch sich ein Kostenrisiko ergeben dürfte.

Dennoch kann gerade im Heimgebrauch auch die ESL-Milch problemlos für

Verwendung finden. Geschmacklich ergeben sich fast keine Unterschiede. Zu einer längeren Haltbarkeit der Lebensmittel selbst trägt die dabei verwendete ESL-Milch indes nicht bei.