Energy-Drinks gehen aufs Herz - nicht nur wegen des Koffeins

Taurin, L-Carnitin und Co. - Auch anderen Inhaltsstoffe eines Energydrinks können dem Herzen schaden

Von Cornelia Scherpe
13. Juni 2017

Energy-Drinks sind bereits bei Teenagern sehr beliebt und können von Supermärkten und anderen Läden frei verkauft werden. Nach dem jüngsten Todesfall in den USA stehen die Getränke aktuell wieder in der Kritik. Wie gefährlich ist der Konsum wirklich? Ist zu viel Koffein darin?

In den USA gelten 400 Milligramm Koffein als unbedenklich und entsprechend ist der Konsum von Energy-Drinks mit einem Wert unter dieser Grenze für alle frei. Doch eine Studie hat gezeigt, dass es nicht nur um die Koffeinmenge geht, sondern auch um die weiteren Inhaltsstoffe. Hierfür fehlten bisher eindeutige Daten.

Ein Blick auf L-Carnitin, Taurin und Co.

Die Forscher baten 18 gesunde Menschen zum Experiment. Alle waren mindestens 18 Jahre und höchstens 40 Jahre. Alle bekamen 946 Milliliter eines Getränkes und wussten nicht, was darin ist. Bei neun Probanden handelte es sich um Kaffee mit 320 Milligramm Koffeingehalt.

Die andere Hälfte bekam einen Energy-Drink, der ebenfalls 320 Milligramm Koffein enthielt. Die Zusatzstoffe im Energy-Drink waren Ginseng, Taurin und L-Carnitin. Kurz vor dem Konsum und über 24 Stunden hinweg wurde mehrfach mittels EKG und weiteren Messgeräten die Herz-Kreislauf-Funktion kontrolliert.

Bei der Messung 120 Minuten nach dem Konsum war im EKG beider Gruppen eine vermehrte Herzaktivität sichtbar. Das überrascht nicht und ist auf das Koffein zurückzuführen.

Allerdings war bei der Energy-Drink-Gruppe auch sechs Stunden nach dem Konsum der systolische Blutdruck noch im durchschnittlich 4,72 mmHg erhöht. Bei den Kaffeetrinkern war er nahezu beim Ausgangswert angekommen und lag nur noch 0,83 mmHg darüber. Der systolische Blutdruck war in beiden Gruppen gleich.

Ebenfalls verändert war das QTc-Intervall bei den Energy-Drink-Konsumenten. Dieser Abschnitt im EKG sollte niemals über 500 Millisekunden liegen, sonst besteht die Gefahr auf eine lebensgefährliche Arrhythmie (Herzrhythmusstörung). Auch Werte ab 60 Millisekunden im Vergleich zu einer Erstmessung gelten als gefährlich. In der Energie-Drink-Gruppe hatte sich das QTc-Intervall zwei Stunden nach dem Trinken um 0,44 Millisekunden verlängert, in der Kaffeegruppe dagegen um 10,4 Millisekunden verkürzt.

Es liegt die Vermutung nahe, dass die Zusatzstoffe für das verlängerte QTc-Intervall und die gesteigerte Arbeit des Herzmuskels auch sechs Stunden nach den Konsum verantwortlich sind. Den Koffeingehalt eines Getränkes zu kennen, reicht daher vermutlich noch nicht, um seine Gesamtgefahr für das Herz abzuschätzen.