Bier ohne Hopfen dank gentechnisch veränderter Hefe

Forscher haben Bierhefe gentechnisch so verändert, dass sie für das hopfentypische Aroma im Bier sorgt

Von Cornelia Scherpe
29. März 2018

Das deutsche Reinheitsgebot beim Bierbrauen ist international berühmt und besagt ganz klar, dass Hopfen als essentieller Bestandteil neben Malz, Wasser und Hefe nicht fehlen darf. Biertrinker weltweit sind sich außerdem sicher, dass die Aromastoffe des Hopfens einfach nicht zu ersetzen sind. Doch ist das wirklich so? Ein neues "Gen-Bier" von amerikanischen Forschern will das Gegenteil beweisen und auch ohne Hopfen den klassischen herben Geschmack erzielen können.

Forscher entwickeln Bier ohne Hopfen

Entwickelt wurde das Gen-Bier in den USA an der University of California in Berkeley. Dort setzte sich ein Forscherteam zusammen und analysierte Hopfen genauer. Der typische Geschmack, der für uns Menschen beim Konsum zu schmecken ist, geht vor allem auf zwei Aromastoffe im Hopfen zurück:

  • Geraniol und
  • Linalool.

Beide sind in der Natur weit verbreitet und beispielsweise auch in Basilikum vorhanden. Die Wissenschaftler sahen sich daher an, welche Stoffwechselschritte eine Pflanze durchläuft, um beide Aromastoffe herzustellen. Sie bestimmten die notwendigen Schritte und veränderten im Labor angesetzte Hefe so, dass diese selbst Geraniol und Linalool produzierte. So genügte im Grunde die gentechnisch veränderte Hefe zusammen mit Malz und Wasser, um ein Bier herzustellen.

Hopfengeschmack dank gentechnisch veränderter Hefe

Um den Geschmack ihrer Idee in der Praxis zu testen, stellten die Forscher drei verschiedene Gen-Biere her. Sie unterschieden sich durch die verwendeten Hefestämme, die aber alle drei so genetisch verändert waren, dass Geraniol und Linalool von ihnen hergestellt wurden. Dazu nahmen sie ein klassisch gebrautes Bier und führten eine Verkostung der vier Getränke mit Freiwilligen durch. Tatsächlich konnte das Gen-Bier sich beweisen und schmeckte in einer Hefe-Variante sogar intensiver nach Hopfen als das traditionell gebraute Bier.

Ob das Gen-Bier ein Durchbruch wird, bleibt abzuwarten. Zumindest ein erstes Unternehmen zur Vermarktung der Idee wurde in den USA nach diesem Testerfolg bereits gegründet.

Was gegen einen Erfolg des Gen-Biers spricht

Standardisierte "Fernsehbiere" mit einheitlichem Hopfenaroma wird man mit der gentechnisch veränderten Hefe vermutlich erfolgreich und noch kostengünstiger als bislang herstellen können. Bei hopfenbetonteren Bieren der sogenannten Craft-Beer-Bewegung wird man mit der neuen Entwicklung aber sicherlich schnell an seine Grenzen stoßen, denn Hopfen ist nicht gleich Hopfen. Mehrere hundert verschiedene Hopfensorten gibt es weltweit, die sich in Geschmack und Bitterkeit allesamt voneinander unterscheiden und für Vielfalt in der Bierlandschaft sorgen.

Hopfen erfüllt im Bier neben dem Aroma außerdem noch eine weitere, nicht ganz unwichtige Aufgabe: es sorgt für eine längere Haltbarkeit des Gerstensaftes.