Zytomegalie - Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Zytomegalie verursacht verschiedene Symptome, auch abhängig vom Alter des Patienten. Die Diagnostik ist in der Regel sehr umfangreich. Die Zytomegalie wird durch einen Virus verursacht. Wie die Erkrankung verläuft, hängt vom Alter und dem Gesundheitszustand des Patienten ab.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: B25 P35
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Bei einer Zytomegalie oder Cytomegalie handelt es sich um eine schwere Viruserkrankung, von der Kinder im Uterus, Frühgeborene sowie Menschen mit Immunschwäche betroffen sind. Die Virusinfektion ist auf der ganzen Welt verbreitet.

Nach einer Erstinfektion schlummern die Erreger ein Leben lang im Körper. In der Regel merken Betroffene nichts davon, doch bei einem geschwächten Immunsystem können Zytomegalie-Erreger zur Gefahr werden.

Unbemerkter Verlauf bei Erstinfektion

Da Schätzungen zufolge bis zu 80 Prozent der Frauen und Männer das Cytomegalie-Virus im Körper haben, besteht eine hohe Ansteckungsgefahr, der man kaum ausweichen kann. Der Erreger CMV gehört zur Herpesviren-Gruppe und ist nicht nur die Ursache für Lippenbläschen, sondern kann auch für Gürtelrose und andere Erkrankungen verantwortlich sein.

Wer sich zum ersten Mal mit dem Virus infiziert, spürt meistens nichts davon, allenfalls kommt es zu grippeähnlichen Symptomen in schwacher Ausprägung. Doch bei einer Immunschwäche kann eine Reaktivierung des CMV-Erregers ernsthafte Folgen haben.

Cytomegalie-Viren lauern im

Ursachen

Bei der Zytomegalie handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch Viren aus der Familie der Herpesviren verursacht wird. Gesunde Menschen können sich dabei über Körperausscheidungen wie

  • Speichel (zum Beispiel beim Küssen)
  • Blut oder
  • Sperma

bei erkrankten Personen anstecken. Wenn sich die bis dahin gesunde Person angesteckt hat, dauert es in der Regel zwei bis sechs Wochen, bis die Erkrankung ausbricht.

Nach überstandener Erkrankung verbleibt das Virus im Körper und kann zum Beispiel bei schlechter Immunlage erneut ausbrechen. Infizieren sich Schwangere mit CMV, kann das Virus sowohl über den Mutterkuchen (Plazenta) als auch über die Muttermilch auf Babys übertragen werden. Hatte die Schwangere jedoch bereits im Vorfeld die Zytomegalie und steckt sich in der Schwangerschaft erneut an, hat dies für das Baby meist keine Auswirkungen.

Zu den Personengruppen mit hohem Infektionsrisiko gehören:

  • Krebspatienten, beispielsweise durch eine Chemotherapie
  • HIV-Patienten bei Auftreten von Komplikationen wie Retinitis (Netzhautentzündung)
  • Empfänger von Spenderorganen

Wie hoch ist die Gefahr in der Schwangerschaft?

Frauen, die das Virus bereits vor der Schwangerschaft in sich trugen und wenn es während der Schwangerschaftszeit zu keinem Ausbruch kommt, müssen keine Angst haben. Auch, wenn das CMV-Virus ausbrechen sollte, ist das Risiko für eine Schädigung des Ungeborenen überaus gering. Rund 50 Prozent der Schwangeren hatten den Erreger bereits vor einer Schwangerschaft in sich und Antikörper gegen das Virus gebildet.

Frauen, die sich während der Schwangerschaft mit Cytomegalie-Erregern infizieren, können anhand einer Ultraschalluntersuchung herausfinden, ob es dem Ungeborenen gut geht. Bei Säuglingen lässt sich mit einem Urintest in den ersten Lebenswochen klären, ob eine Cytomegalie-Infektion vorliegt.

Verlauf

In vielen Fällen verläuft eine Zytomegalie ohne jegliche Symptome, so dass die Betroffenen gar nicht wissen, dass sie daran erkrankt sind. Die Viren bleiben jedoch lebenslang im Körper und können jederzeit wieder aktiviert werden, wenn das Immunsystem stark angegriffen ist (zum Beispiel durch Erkrankungen wie Krebs oder Aids).

Erkrankt eine schwangere Frau erstmals während der Schwangerschaft an den Viren, kann dies schwerwiegende Folgen für die Schwangerschaft und das Kind haben.

Liegt eine sehr schwere Erkrankung vor, kann diese auch tödlich enden. Dies ist jedoch in der Regel nur bei stark geschwächten Patienten der Fall, die zum Beispiel kurz nach einer Organtransplantation erkrankt sind.

Symptome

Die Zytomegalie ist eine Infektionskrankheit, die sich durch verschiedenste Symptome äußert. Besonders bei kleinen Kindern verläuft die Krankheit oftmals ohne jegliche Symptome.

Erkrankt jedoch eine schwangere Frau an dem Virus, kann dies zu Missbildungen beim ungeborenen Kind führen. Auch Fehlgeburten können die Folge der Erkrankung sein.

Meist äußert sich die Erkrankung durch Fieber und geschwollene Lymphknoten. Das Fieber dauert lange Zeit an und tritt meist bei Patienten auf, deren Abwehrkräfte stark geschwächt sind.

Ein weiteres Symptom der Erkrankung ist eine Netzhautentzündung des Auges. Diese äußert sich durch schlechteres und verschwommenes Sehen. Die Sehkraft wird immer schlechter und schließlich erblindet der Patient, wenn keine Behandlung erfolgt.

Auch Beschwerden im Magen-Darm-Bereich wie

können auftreten. Der Patient hat kaum Appetit und verliert auch an Gewicht. Die Zytomegalie kann auch die Nieren schädigen und eine Gehirnentzündung auslösen.

Oftmals kommt es im Rahmen der Erkrankung auch zu einer Lungenentzündung. Die Patienten haben hier einen trockenen Husten. Zu den weiteren, möglichen Symptomen und Folgen zählen Muskel- und Gelenkschmerzen, Hirnhautentzündungen sowie Störungen bei der Produktion von Blutzellen.

Diagnose

Da die Symptome oftmals unspezifisch sind, werden oft etliche Untersuchungen durchgeführt, bis die Diagnose feststeht. Der Arzt führt eine körperliche Untersuchung durch und nimmt Blut ab.

Risikoeinschätzung zur Prophylaxe durch Bluttests

Blutuntersuchungen klären, ob eine Cytomengalie-Infektion vorliegt. Die Bluttests geben Aufschluss über die Virenlast, um zu ermitteln, wie hoch die Anzahl der CMV-Erreger ist. Diese Methode ist wichtig, um zu kontrollieren, ob ein Arzneimittel seine optimale Wirkung entfaltet.

Anhand der vorhandenen Antikörper im Blut kann festgestellt werden, ob eine akute Infektion besteht oder ob das Virus schon längere Zeit aktiv ist. Der Arzt schätzt zunächst das Risiko für seinen Patienten ein und entscheidet über die Behandlungsmaßnahmen.

Die Zytomegalie verursacht erhöhte Leberwerte, die jedoch auch auf andere Erkrankungen, wie zum Beispiel eine Hepatitis, hinweisen könnten. Meist wird auch eine Röntgenaufnahme angefertigt.

Auf dem Bild kann der Arzt Gewebeablagerungen erkennen. Auch eine Bronchoskopie kann zur Diagnose führen. Bei dieser Untersuchung werden die Bronchien mit einem biegsamen Schlauch, dem Endoskop, untersucht.

Während der Untersuchung können auch Gewebeproben entnommen werden, die zur weiteren Untersuchung ins Labor gegeben werden. Unter dem Mikroskop kann hier der Erreger der Zytomegalie festgestellt werden.

Bei einer schwangeren Frau, die an Zytomegalie erkrankt ist, wird zusätzlich meist eine Fruchtwasseruntersuchung vorgenommen. Durch die Untersuchung kann festgestellt werden, ob sich auch das ungeborene Baby infiziert hat.

Behandlung

Wenn die Diagnose Zytomegalie feststeht, erhält der Patient spezielle Medikamente. Die Krankheitssymptome werden zusätzlich behandelt.

Bei einem hohen Infektionsrisiko verabreichen Mediziner virenhemmende Präparate wie Virustatika, um im Vorfeld eine Ausbreitung der CMV-Erreger zu verhindern. Besteht nur ein geringes Risiko, dienen regelmäßige Blutuntersuchungen der Prophylaxe.

Bei einem auffälligen Blutbild kann der Arzt umgehend Therapiemaßnahmen einleiten, bevor erste Krankheitszeichen entstehen. Patienten erhalten Tabletten oder Medikamente über Infusionen.

Während der Schwangerschaft

Bei schwangeren Frauen werden umfangreiche Ultraschalluntersuchungen durchgeführt, um frühzeitig Missbildungen feststellen zu können. Zusätzlich wird meist auch eine Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt.

Vorbeugung

Vorbeugen kann man einer Zytomegalie nicht. Patienten, die eine Organtransplantation hatten, erhalten in der Regel vorbeugend ein Medikament gegen das Virus, um eine Erkrankung zu verhindern.

Schwangere, die die Viruserkrankung noch nicht durchgemacht haben, sollten jedoch in jedem Fall den Kontakt zu kleinen Kindern - soweit dies möglich ist - in der Schwangerschaft meiden.

Wurde bereits einmal eine Cytomegalie-Infektion durchgemacht, ist eine weitere Ansteckung unwahrscheinlich, auch wenn Schwangere in Kontakt mit Infizierten kommen, beispielsweise mit Kleinkindern. Nur in seltenen Fällen reaktiviert sich das CMV-Virus.

Schwangere, die noch keine Infektion hatten, können das Ansteckungsrisiko jedoch mit verschiedenen Schutzmaßnahmen bei der Kinderbetreuung oder beim häufigen Kontakt mit Kleinkindern und Säuglingen senken. Mittlerweile gilt es als erwiesen, dass sich allein durch Beratung hinsichtlich umfassender Hygienemaßnahmen die Ansteckungsgefahr von Schwangeren um die Hälfte reduzieren lässt. Wichtige Hygieneregeln:

  • Gegenstände, die von Kleinkindern berührt werden, sorgfältig reinigen
  • Händewaschen für mindestens 15 Sekunden mit Seife und warmem Wasser, vor allem nach dem Füttern oder Windelwechseln
  • Zahnbürsten, Geschirr oder Handtücher nicht gemeinsam benutzen
  • Babyschnuller immer gründlich abspülen, Küsse auf den Mund nach Möglichkeit vermeiden

Cytomegalie-Erreger in der Muttermilch

Neu aktivierte Cytomegalie-Erreger können über die Muttermilch vom Säugling aufgenommen werden, stellen in der Regel jedoch für reifgeborene Babys keine Gefahr dar. Frühgeborene und Neugeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.000 Gramm sollten nicht gestillt werden. In diesem Fall lassen sich die Viren durch Einfrieren der Muttermilch deaktivieren.

  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
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  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
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  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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