Unverträglichkeit von Gluten - Wahrheit oder Aberglaube?

Medizinforscher vermuten statt einer Unverträglichkeit in vielen Fällen einen Nocebo-Effekt

Von Cornelia Scherpe
29. Februar 2012

Die Zahl derer, die auf Gluten in ihrer Nahrung schlecht reagieren, steigt mehr und mehr an. Zumindest glauben das die Betroffenen selbst und verzichten für ihre Gesundheit auf das Protein. Dieses befindet sich in Getreide und schlägt angeblich schnell auf den Magen.

Der Bruder des Placebo-Effekts

Doch Wissenschaftler betrachten das eher skeptisch und vermuten statt einer Unverträglichkeit eher einen Nocebo-Effekt. Doch was ist das? Im Prinzip ist dies der Bruder des Placebo-Effekt. Man spricht dann von einer Placebo-Wirkung, wenn bei einem Menschen ein angebliches Medikament anschlägt, obwohl derjenige nur ein Schein-Medikament ohne Wirkstoff bekommen hat.

Dennoch stellt sich bei ihm ein positiver Effekt, also ein Placebo-Effekt ein. Beim Nocebo-Effekt ist das Gegenteil der Fall: hier tritt ein negativer Effekt ein, obwohl es keinen Anlass dafür gab. Genau das vermuten die Wissenschaftler beim Boom gegen Nahrung mit Gluten.

Keine Unverträglichkeit ohne Zöliakie

Das Getreideeiweiß ist eigentlich von Jeher in der menschlichen Nahrung und daher der Körper daran gewöhnt. Viele bekommen zwar Bauchschmerzen und Probleme mit der Verdauung und verlieren diese Symptome, sobald sie auf Gluten verzichten, doch das heißt noch nichts.

Solange diese Menschen keine Zöliakie haben, haben sie auch keine Unverträglichkeit. Für eine Zöliakie müssen Antikörper gegen das Gluten vorliegen und die Schleimhaut des Dünndarms muss sichtlich gereizt sein. Fallen diese beiden Dinge weg, liegen die Beschwerden nicht am Gluten.