Neuer Wirkstoff gegen Zöliakie in Planung

Wirkstoff soll Gluten versiegeln

Von Cornelia Scherpe
2. November 2018

Menschen, die an einer Zöliakie leiden, können Lebensmittel mit Gluten nicht richtig verdauen. Die Überempfindlichkeit stellt sich bei allen Dingen ein, die das Protein enthalten, also etwa Weizen, Roggen und Gerste. Bislang können Ärzte den Betroffen nur raten, entsprechende Speisen und Getränke komplett zu meiden. Eine Behandlung gibt es nicht, da alle bislang möglichen Ideen eines tun müssen: Sie müssen in das Immunsystem der Patienten eingreifen. Da bei der Zöliakie der Körper auf das eigentlich harmlose Eiweiß zu stark reagiert, müsste es durch Medikamente gedrosselt werden. Das bringt jedoch eine Reihe möglicher Nebenwirkungen mit sich, die eine Markttauglichkeit eher infrage stellen.

Gluten selbst soll beeinflusst werden

Forscher aus Österreich haben nun eine neue Idee, mit der Überempfindlichkeit umzugehen. Statt das Immunsystem der Betroffenen verändern zu wollen, möchten sie mit einem Wirkstoff das Gluten selbst angreifen.

Die Wissenschaftler der TU Wien machen sich folgende Grundidee zunutze: Bei der Zöliakie reagiert das Immunsystem, indem es das Gluten wie ein feindliches Antigen sieht. Daher werden Antikörper produziert, die sich nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip mit dem Glutenmolekülen verbinden und die Beschwerden verursachen. Der neu entwickelte Wirkstoff soll nun im Körper ankommendes Gluten vor dem Immunsystem versiegeln. Er setzt sich an die Moleküle und macht so eine Immunreaktion mit eigenen Antikörpern überflüssig. Da bereits der Wirkstoff angedockt ist, kommt es zu keinen Zöliakie-Symptomen.

Wirkstoff muss noch weiterentwickelt werden

Bislang handelt es sich noch um ein Forschungsprojekt, doch die Wissenschaftler sind optimistisch, dass bereits 2021 ein entsprechendes Medikament für den breiten Markt verfügbar sein könnte. Gegenwärtig arbeiten sie mit Bakterien, die als Träger des Wirkstoffes genutzt werden sollen. Man möchte zwei Antikörper-Fragmente in die Mikroorganismen einschleusen, damit sie im Körper dann Gluten wie eine Klammer umpacken und damit für den Darm völlig unschädlich machen. Damit dies funktionieren kann, muss das Medikament vermutlich stets zu den glutenhaltigen Mahlzeiten eingenommen werden.