Glutenunverträglichkeit und Magersucht bedingen sich gegenseitig

Zöliakie kann zur Essstörung führen - und umgekehrt

Von Cornelia Scherpe
12. Mai 2017

Forscher aus Norwegen haben herausgefunden, dass eine überstandene Magersucht eine Glutenunverträglichkeit auslösen kann und umgekehrt Menschen mit Glutenunverträglichkeit zur Magersucht tendieren.

Der Fachbegriff für das Nichtvertragen von Gluten ist Zöliakie. Eine Zöliakie ist zum Teil erblich und zum Teil umweltbedingt und verursacht starke Verdauungsbeschwerden beim Glutenkonsum. Gluten ist ein Eiweiß, auf das Betroffene mit Entzündungen in der Dünndarmschleimhaut reagieren.

Magersucht hingegen ist eine rein psychische Essstörung, bei der Betroffene sich aufgrund eines gestörten Selbstbildes als dick sehen und sehr wenig Nahrung zu sich nehmen. Der Arzt spricht dann von Anorexia nervosa.

Studie sieht einen Zusammenhang

Beide Krankheiten haben auf den ersten Blick nichts gemein. Die norwegische Studie mit 17.959 Patientendaten fand aber einen klaren Zusammenhang.

Die Teilnehmerinnen waren im Schnitt 28 Jahre gewesen, als sie die Diagnose Zöliakie bekamen. 89.379 weitere Damen im gleichen Alter wurden als gesunde Kontrollgruppe herangezogen. Bei den Zöliakie-Patientinnen, deren Diagnose vor dem 19. Lebensjahr erfolgt war, lag das Risiko für eine noch frühere Magersucht beim 4,5-Fachen. Das Risiko, vor der Unverträglichkeit magersüchtig gewesen zu sein, war unabhängig vom sozialen Status und dem Bildungsniveau erhöht. Waren die Zöliakie-Patientinnen bei der Zöliakie-Diagnose älter als 20 Jahre, war hingegen das Magersuchtrisiko für die kommenden Jahre erhöht.

Die Forscher glauben, dass eine Glutenunverträglichkeit das Risiko auf Anorexia nervosa erhöht, da die Betroffenen sich ausführlicher mit Lebensmitteln beschäftigen, die ihnen gut tun. Dadurch rutschen sie schneller in zwanghaftes Essverhalten ab.

Ebenso ist es denkbar, dass Magersüchtige sich bewusst für "Glutenfreiheit" entscheiden, da sie eine glutenfreie Ernährung als modisch und gesund erachten. Das wiederum könnte eine Unverträglichkeit erst auslösen.

Insgesamt sind die Wechselwirkungen aber noch nicht erschöpfend erforscht und weitere Studien sollen folgen.