Neue Tummelplätze für Lebensmittelphobiker: Kampagne will glutenfreie Resorts schaffen

Experten warnen vor einer gesteigerten Übersensibilisierung durch Marketingstrategien und Überfluss

Von Nicole Freialdenhoven
9. März 2015

Die moderne westliche Überflussgesellschaft und geschicktes Marketing haben dazu geführt, dass sich heute viel mehr Menschen durch ihr Essen kränker fühlen als noch vor einigen Generationen, als gegessen wurde, was eben gerade da war.

Einer der bekanntesten Auswüchse dieser modernen Befindlichkeit ist die sogenannte Glutenunverträglichkeit. Obwohl nur 0,3 Prozent der Bevölkerung tatsächlich unter einer Zöliakie leidet, glauben zahllose Menschen fest darin, dass das in Getreide enthaltene Klebereiweiß für sie schädlich ist.

Glutenfreie Resorts

Diese Angst treibt schon länger seltsame Blüten. So werden zahllose Produkte als "glutenfrei" beworben, in denen überhaupt kein Gluten vorkommen kann und selbst Tiernahrung und Körperpflegeprodukte gibt es in glutenfreier Ausführung.

Dank einer neuen Initiative können sich Lebensmittelphobiker bald auch im Urlaub zusammen tun. Die Glutenfree Campaign wirbt derzeit für Spenden, mit denen Resorts im spanischen Valencia, auf einer Karibikinsel und im französischen Wintersportort Val d'Isère entstehen sollen - komplett glutenfrei versteht sich.

Kritik an der Kampagne

Die Deutsche Zöliakie Gesellschaft sieht die Kampagne jedoch kritisch. Hier ginge es wohl weniger um echte Zöliakie-Patienten, für die ein garantiert glutenfreies Restaurant im Urlaub sicher eine Erleichterung wäre, als um einen Versuch auf der aktuellen Hype mitzuschwimmen.

Denn preislich dürften die neuen Resorts auf die ohnehin gutbetuchten Wellnesskunden abzielen, die an eine gesundheitsfördernde Wirkung von glutenfreier Kost glauben - und nicht auf die wirklich Betroffenen.