Zahnlücken

Sind in einem Gebiss mehrere Zahnlücken vorhanden, spricht man von einem Lückengebiss. Dieses kann sowohl angeboren sein als auch im Laufe des Lebens entstehen.

Von Jens Hirseland

Bei einem Lückengebiss handelt es sich um ein Gebiss, in dem mehrere Zähne fehlen. Zu solchen Zahnlücken kommt es zumeist durch den Verlust von Zähnen. Manchmal ist ein Lückengebiss aber auch angeboren.

Merkmale und Ursachen

In den meisten Fällen entstehen Zahnlücken, weil im Laufe des Lebens mehrere Zähne verloren gehen. Die häufigsten Gründe dafür sind Zahnerkrankungen wie Karies und Parodontitis. So ist eine Extraktion von Zähnen notwendig, wenn das Zahnmark und die Zahnwurzel zu sehr zerstört wurden.

Aber auch durch Unfälle oder Einwirkung von Gewalt kann es zu Zahnverlust kommen. Bei manchen Menschen sind die Zähne von Anfang an im Gebiss nicht richtig angelegt. In diesem Fall spricht man von einer angeborenen Hypodontie.

Diese seltene Anomalie kommt aber nur bei etwa fünf Prozent aller Menschen auf der Welt vor. Bei den Betroffenen fehlen zumeist die unteren kleinen Backenzähne oder die oberen seitlichen Schneidezähne.

Fehlt die Anlage von Zähnen gänzlich, handelt es sich um eine Anodontie. In der Regel treten bei einem angeborenen Lückengebiss auch weitere Erkrankungen oder Entwicklungsstörungen wie zum Beispiel das Down-Syndrom auf. Manchen Menschen fehlen auch ein oder mehrere Weisheitszähne, was jedoch keine negativen Auswirkungen auf den Kauapparat hat.

Folgen

Zahnlücken können die Funktion des Kauapparats beeinträchtigen. Das liegt daran, dass prinzipiell jeder Zahn wichtig für das problemlose Sprechen und Kauen ist.

Auch die Spannung zu den angrenzenden Zähnen ist von Bedeutung, damit es nicht zu Verschiebungen kommt. Zudem sind gesunde Zähne wichtig für das Wachstum und die Funktionstüchtigkeit des Kieferknochens. So können Zahnlücken Probleme mit dem Kiefer verursachen.

Fehlt ein Zahn in der Reihe, kann es sein, dass benachbarte Zähne in diese Lücke hineinkippen. Auch kann es zur Verlängerung und somit zum Hineinwachsen des gegenüberliegenden Zahns in die Lücke kommen. Auf diese Weise wird die ursprüngliche Kontaktposition der Zähne verlassen, was zur Ansammlung von Bakterien in den dortigen Stellen führen kann.

Durch die Zahnwanderungen kann es des Weiteren zu Funktionsstörungen kommen. Der veränderte Kontakt führt zu Überlastungen und (nächtlichem) Zähneknirschen. Mögliche Folgen sind Verspannungen und Kopfschmerzen.

Behandlung

Welche kieferorthopädischen Behandlungsmaßnahmen zur Behebung eines Lückengebisses erforderlich sind, hängt von den fehlenden Zähnen und den Auswirkungen auf den Kiefer ab. Bei einem angeborenen Lückengebiss wird der übergroße Abstand mithilfe von Zahnspangen oder anderen Apparaturen überbrückt.

In den meisten Fällen wird jedoch Zahnersatz benötigt. Um mehrere Zähne zu ersetzen, kommen verschiedene Möglichkeiten infrage. Dazu gehören

  • herausnehmbare Teilprothesen
  • festsitzende zahnverankerte Brücken oder
  • Brücken, die von einem Implantat getragen werden.

Bei einer Teilprothese werden die Zähne, die auf beiden Seiten der Zahnlücke vorhanden sind, als Pfeiler genutzt. Mithilfe von Klammern befestigt man die Prothese an den gesunden Zähnen.

Für das Einsetzen einer festsitzenden Brücke ist es erforderlich, die Nachbarzähne abzuschleifen und zu überkronen, damit die Brücke einen festen Halt bekommt. Bei einer implantatgetragenen Brücke werden zunächst mehrere Implantate eingesetzt. Nach einer gewissen Einheilzeit erfolgt dann das feste Verankern der individuell angefertigten Brücke.

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