Offener Biss

Unter einem offenen Biss versteht man eine Zahnfehlstellung. Dabei kann das Gebiss nicht richtig geschlossen werden.

Von Jens Hirseland

Ein offener Biss wird auch als Fehlbiss oder Apertognathie bezeichnet. Bei dieser Fehlstellung sind die Zähne nicht in der Lage, beim Zusammenbeißen Kontakt miteinander herzustellen. Daher entsteht zwischen den unteren und den oberen Zahnreihen eine Lücke, wodurch es zu Problemen beim Beißen und Kauen kommen kann.

Betroffen von einem offenen Biss können sowohl die Front- als auch die Seitenzähne sein. An den betroffenen Stellen kommt es zu einem deutlichen Abstand zwischen den gegenüberliegenden Zahnreihen. Selbst mit Anstrengung ist das Gebiss nicht zu schließen.

Ursachen

Zu einem Fehlbiss kann es aus verschiedenen Gründen kommen. Dazu gehört vor allem übermäßiges Daumenlutschen im frühen Kindesalter, bei dem der Daumen oder ein Finger zwischen die Frontzähne und die Zunge geführt werden.

Wird das Daumenlutschen nicht abgestellt, besteht die Gefahr, dass ein frontal offenener Biss entsteht. Ebenso kann sich durch den Gebrauch eines Schnullers über das übliche Alter hinaus eine Verformung von Gebiss und Kiefer entwickeln.

Weitere Ursachen, die für einen offenen Biss infrage kommen, sind

Folgen

Durch einen offenen Biss drohen verschiedene Folgeerscheinungen. So kann es bei einem umfangreichen frontalen offenen Biss zu Behinderungen beim Abbeißen von Nahrungsmitteln oder beim Sprechen kommen.

Im Falle eines seitlich offenen Bisses gibt es oft Probleme beim Kauen. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko an Karies oder Halsentzündungen zu erkranken.

Da sich der Mund häufig nicht richtig schließen lässt, leiden die Betroffenen unter Mundtrockenheit, was dazu führt, dass sich schädliche Bakterien im Mundraum ansiedeln können. Außerdem fördert die Fehlstellung die Atmung durch den Mund, wodurch Entzündungen im Hals- und Rachenraum begünstigt werden.

Des Weiteren besteht die Gefahr, dass aufgrund der Schwierigkeiten beim Kauen Störungen des Verdauungssystems auftreten. Da auch das Aussehen oftmals durch einen offenen Biss beeinträchtigt wird, sind die Betroffenen häufig Spott und Hänseleien ausgesetzt.

Behandlung

Ein Fehlbiss bedarf in der Regel einer kieferorthopädischen Behandlung. Ist die Fehlstellung nur leicht ausgeprägt, lässt sie sich im Kindesalter durch das Tragen einer herausnehmbaren oder festsitzenden Zahnspange korrigieren.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind das Abschleifen oder Ziehen von störenden Zähnen sowie die Dehnung des Zahnbogens. Besteht eine Fehlbildung des Kiefers oder eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, muss ein kieferchirurgischer Eingriff erfolgen. Dabei verändert man den Kiefer so, dass er mit dem gegenüberliegenden Bereich kompatibel wird.

Liegt eine Fehlfunktion des Zungenmuskels vor, kommen so genannte kieferorthopädisch-oromyologische Behandlungsansätze zur Anwendung. Hierbei kommen kieferorthopädische Hilfsmittel, aber auch Übungen, welche die Mund- und Gesichtsmuskeln trainieren, zum Einsatz. Auch die Atmung und die Haltung werden korrigiert.

Mitunter kann auch eine logopädische Behandlung ratsam sein, wenn Sprachfehler vorliegen. Ergänzend kommt teils auch die Osteopathie zum Einsatz.

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