Chronische Zahnfleischentzündung: Gemüsesaft statt Chemie

Forscher decken auf, wie wirksam das im Gemüsesaft enthaltende Nitrat im Kampf gegen die Gingivitis ist

Von Cornelia Scherpe
29. Juli 2016

In Deutschland leiden viele Menschen an chronischer Zahnfleischentzündung. Der Arzt spricht von einer Gingivitis, die entweder auf Viren, Bakterien oder Pilze zurückgeht. Durch schlechte Pflege oder Verletzungen siedeln die Erreger im Zahnfleisch und verursachen neben Schwellungen auch Dauerschmerzen.

Eine chronische Zahnfleischentzündung zu bekämpfen, ist gar nicht so einfach, denn die wichtigste Waffe ist gleichzeitig schwer einzusetzen: tägliche Mundhygiene. Durch die Gingivitis haben Patienten starke Beschwerden bei mechanischer Reizung und genau die wird durch Zahnseide und Zahnbürste verursacht.

Tägliches Zahnfleischbluten schreckt viele ebenfalls ab. Der Zahnarzt erledigt daher die Grundreinigung und verschreibt Mundspülungen und Salben. Eine aktuelle Studie hat nun gezeigt, dass es auch einen pflanzlichen Helfer gibt: Gemüsesaft.

Gemüsesaft als pflanzlicher Helfer

Deutsche Forscher haben herausgefunden, wie wirksam das im Gemüsesaft enthaltende Nitrat im Kampf gegen die Gingivitis ist. Dafür teilten sie 44 Menschen mit diagnostizierter chronischer Zahnfleischentzündung in zwei Gruppen auf:

  1. 23 bekamen täglich Gemüsesaft mit vorab berechnetem Nitratgehalt. Zwei Wochen lang sollten sie ihn einmal am Tag wie ein normales Getränk zu sich nehmen.
  2. Die übrigen 21 Teilnehmer waren die Placebogruppe. Auch sie tranken täglich einen Saft, doch dieser war von den Wissenschaftlern so bearbeitet, das keine Nitratwirkung eintreten würde.

Nach den 14 Tagen verglich man den Zustand des Zahnfleisches.

Speichel als Nitrat-Depot

Die Deutlichkeit des Unterschieds überraschte sogar die Forscher. Zunächst war wie erwartet in der Placebogruppe keine Veränderung eingetreten. Die Entzündungen waren unverändert stark und chronisch. In der Gemüsesaft-Gruppe jedoch hatte sich der Zustand deutlich gebessert. Dieser Effekt tritt allerdings nicht sofort beim Trinken und dem direkten Kontakt mit dem Fleisch ein, sondern geschieht indirekt.

Das Nitrat wird im Magen-Darm-Trakt verarbeitet und gelangt in großen Mengen ins Blut. Dieses transportiert es hinauf und bis zu den Speicheldrüsen. Dort wird es mit Speichel zusammen in den Mund abgesondert. Der Gemüsesaft kann daher besonders gut wirken, da nicht nur beim eigentlichen Trinken etwas Nitrat im Mundraum ist, sondern dank des Speichels dauerhaft.