Zähneknirschen - Ursachen, Symptome und Behandlung

Zähneknirschen verursacht viele unterschiedliche Symptome. Der Partner bemerkt das Zähneknirschen meist als erstes. Die Diagnose stellt der Zahnarzt. Oftmals hat das Zähneknirschen psychische Ursachen. Wird das Zähneknirschen behandelt, entstehen keine Folgeschäden.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: F45.8 G47.8
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Viele Menschen haben im Schlaf ein Problem, das ernste Folgen haben kann: Sie beißen in der Nacht die Zähne fest zusammen oder reiben sie aneinander. Dabei wirkt ein unglaublich hoher Druck auf den Kiefer.

In der Fachsprache heißt das berühmte Zähneknirschen Bruxismus. Es kann Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen treffen.

Häufig tritt es in Stresssituationen auf, die die Betroffenen bis in die Nacht in Form eines verkrampften Kiefers verfolgen. Dabei werden bei regelmäßigem Zähneknirschen nicht nur Kiefer und Zähne, sondern die gesamte Kopf- und Gesichtsmuskulatur überlastet.

Das Zähneknirschen fällt unterschiedlich stark aus. Knirschende Frauen können mit ihrem Kiefer dabei einen Druck von bis zu 300 kg ausüben. Bei Männern sind es bis zu 400 kg, die Kiefer und Zähne belasten.

Hierunter leiden zunächst die Zahnreihen - die Zahnoberfläche wird abgeschliffen, es kann zu Entzündungen und Zahnverlust kommen. Doch nicht nur die Zähne sind betroffen.

Bruximus betrifft oftmals pflichtbewusste Menschen

Häufig liegen die Ursachen für das Zähneknirschen schon länger zurück. Verdrängte Emotionen wie Zorn, Sorgen, Frustrationen oder Aggressionen verankern sich tief im Unterbewusstsein und brechen sich irgendwann Bahn. Auch ständige Hektik kann Ursache für das Knirschen sein.

Besonders anfällig für Bruxismus sind sehr pflichtbewusste Zeitgenossen, die in ihrer Kindheit zu Gewissenhaftigkeit und Leistungsbereitschaft erzogen wurden. Diese Menschen sind daran gewöhnt, sich auch in extremen Situationen irgendwie durchzubeißen, kommen kaum zur Ruhe und merken nicht, wie stressig ihr Alltag eigentlich ist.

Oft spielt die Angst, die Kontrolle zu verlieren, ein bedeutende Rolle. Betroffene wollen sich nicht mit ihrer Lebenssituation auseinandersetzen und geraten immer tiefer in die Stressfalle. Das Zähneknirschen ist für diese Personen ein Ventil für ihre unterdrückten Emotionen.

Ursachen

Besonders Kinder und Jugendliche knirschen beim Schlafen mit den Zähnen. Auch viele Erwachsene sind davon betroffen.

Abbau seelischer Spannungen durch kräftiges Zähnepressen

Sehr häufig liegt die Ursache des Zähneknirschens in Stress oder anderer psychischer Belastung. Der Betroffene baut den Stress nachts über das Knirschen wieder ab.

Der Zahnarzt kann anhand der Abriebstellen sowie der Zahnstellung Rückschlüsse im Hinblick auf die psychische Verfassung seiner Patienten ziehen. Wer unter Bruxismus leidet, baut unbewusst seelische Anspannungen durch kräftiges Zähnepressen ab.

Bereits nach kurzer Zeit können durch den starken Druck erhebliche Zahnschäden entstehen. Es bilden sich glatte, wie poliert aussehende Stellen, Risse auf den Zahnoberflächen und Entzündungen am Zahnfleisch.

Der Zahnzustand ist in diesem Zusammenhang also ein Spiegel der Seele und gibt Aufschluss, wie gut ein Mensch für seine psychische Gesundheit sorgt. Zähneknirschende Menschen sind am Tag häufig großem Stress ausgesetzt, den sie nicht abreagiert haben. Um den Ärger zu verarbeiten, pressen viele im Schlaf die Zähne extrem fest aufeinander und bewegen den Kiefer hin und her.

Zahnersatz und Erkrankungen

Auch Prothesen oder anderer Zahnersatz der einen schlechten Sitz im Mund hat, können zu Zähneknirschen führen. Krankheiten wie die Multiple Sklerose können ebenfalls die Ursache für das nächtliche Zähneknirschen sein. Neben neurologischen Erkrankungen können auch Krankheiten, die zu einer Fehlstellung des Skelettes führen, eine Ursache für Zähneknirschen sein.

Knirschen im Milchgebiss hat oft biologische Ursachen

Das Zähneknirschen betrifft nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Kinder. Schon Babys und Kleinkinder knirschen mit den Zähnen, was allerdings häufig biologisch bedingt ist.

Das Wachstum von Muskulatur und Knochen im Kopfbereich erfolgt nicht gleichmäßig, sondern findet in Schüben statt. Das gilt auch für den Wachstumsprozess der Kaumuskeln sowie von Ober- und Unterkiefer.

Stehen einzelne oder mehrere Milchzähne in ungünstigen Positionen, kann das deren Wachstum beeinträchtigen. Durch die Reibebewegungen beim Knirschen und Pressen werden störende Zahnbereiche automatisch abradiert.

Zahnmediziner sehen schnell, ob es sich um einen natürlichen Vorgang handelt oder ob Zahnschäden drohen und eine Behandlung erforderlich ist. Hört das Knirschen nicht auf, kann das zu

führen.

Hohes Risiko für Zahnschäden bei älteren Kindern

Wenn die bleibenden Zähne durchbrechen, birgt das Knirschen mit den Zähnen ein hohes Risiko für Zahnschäden. Die ersten Backenzähne, die hinter den Milchzähnen empor wachsen, kommen bei vielen Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren. Spätestens dann sollte das Zähneknirschen aufhören.

Hält der Bruxismus bei größeren Kindern an, sollten Eltern so schnell wie möglich mit dem Nachwuchs zum Zahnarzt gehen, um die Auslöser zu finden. Es ist überaus wichtig zu verhindern, dass der Zahnschmelz der bleibenden Zähne durch das Aufeinanderreiben geschädigt wird. Zu den möglichen Ursachen gehören hauptsächlich Zahnfehlstellungen oder psychische Belastungen durch negativen Stress.

Verlauf

Je früher das Zähneknirschen erkannt wird, desto geringer sind dessen Auswirkungen. Betroffene, die über ihr nächtliches Knirschen Bescheid wissen, sollten bewusst darauf achten, Ober- und Unterkiefer - auch tagsüber - nicht aufeinander zu pressen.

Das Zähneknirschen wird meist mit einer Zahnschiene behandelt. Diese sollte der Betroffene konsequent nachts tragen, um Schäden an den Zähnen und dem übrigen Körper zu vermeiden.

Folgen

Wird das Knirschen jedoch nicht oder zu spät behandelt, kann dies neben abgeschliffenen und lockeren Zähnen einen Knorpelverschleiß im Kiefer zur Folge haben, was sich durch Knacken im Kiefer sowie durch eine eingeschränkte Mundöffnung bemerkbar macht. Kommt es zu einer Sperre des Kiefergelenkes, kann der Mund weder geöffnet noch geschlossen werden.

Die meisten Menschen sind sich selten oder gar nicht bewusst, dass sie während der Nacht mit den Zähnen knirschen. In der Regel werden schadhafte Stellen wie

  • Risse,
  • Schliffspuren oder
  • Vergrößerungen des Kauorgans

erst bei einem Zahnarztbesuch festgestellt. Auch

sind häufig Folgen von Bruxismus bzw. können mit durch Zähneknirschen verursachten Zahnschäden in Verbindung stehen.

CMD - Fehlfunktionen des Kauapparates

Bei den Croniomandibuläre Dysfunktion (CMD) handelt es sich um Fehlfunktionen des Kauapparates. Diese Dysfunktionen als Folge des Bruxismus können das Gleichgewicht des Organismus empfindlich stören.

Zahnärzte analysieren das Kiefersystem ihrer Patienten, ermitteln die Auslöser und empfehlen Behandlungsmaßnahmen wie Aufbiss-Schienen, Physiotherapie oder Akupunktur.

Symptome

Das Zähneknirschen tritt in der Nacht während des Schlafens auf. Die Betroffenen reiben dabei den Ober- und Unterkiefer aufeinander. Oft werden beide Kieferhälften auch fest aufeinander gepresst.

Folgen

Nach einiger Zeit des Zähneknirschens bemerkt der Betroffene auch tagsüber im Bereich des Gesichtes Verhärtungen und Verspannungen der Muskeln. Durch das Zähneknirschen in der Nacht schmerzen tagsüber die Zähne sowie die Gelenke des Ober- und Unterkiefers.

Die Schmerzen strahlen bis zu den Ohren aus und betreffen teilweise den ganzen Kopf. Auch die Nackenmuskeln können verspannt sein.

Durch längeres Zähneknirschen zeigen sich Abriebspuren an den Zähnen. In schlimmen Fällen können sich die Zähne im Kiefer sogar lockern. Oft verspüren die Betroffenen auch Schmerzen, wenn sie den Mund öffnen.

In manchen Fällen kann der Mund kaum mehr geöffnet werden. Durch lang andauerndes Zähneknirschen können sich die Kiefergelenke entzünden.

Diagnose

Die meisten Betroffenen wissen gar nicht, dass sie nachts Zähneknirschen. Erst die Partner machen sie darauf aufmerksam, da diese durch das laute Knirschen wach werden. Der Zahnarzt nennt das Zähneknirschen Bruxismus.

Wer merkt, dass er in der Nacht mit den Zähnen knirscht, sollte zunächst einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden aufsuchen. Dieser kann feststellen, ob es für das Knirschen eine körperliche Ursache gibt und ob eventuell schon Schäden entstanden sind. Dann kann eine individuelle Behandlung eingeleitet werden. Der Zahnarzt diagnostiziert das Knirschen aufgrund der abgeschliffenen Zahnoberfläche und den abgewetzten Kronen. Auch die Kaumuskeln sind vergrößert.

Behandlung

Der Zahnarzt fertigt einen Abdruck des Gebisses und formt auf dieser Grundlage eine individuelle Schiene. Die Schiene ist aus durchsichtigem Kunststoff und wird im Labor der Zahnarztpraxis gefertigt.

Durch die Schiene wird zwar das Zähneknirschen nicht verhindert, jedoch können die Zähne nicht mehr abgerieben werden. Die Schiene sollte so oft wie möglich, auf jeden Fall jedoch in der Nacht, getragen werden.

Diese Kunststoff-Schienen gewährleisten den nötigen Abstand zwischen der oberen und unteren Zahnreihe. Außerdem wird so der Kiefermuskel entlastet.

Ist die Muskulatur des Ober- und Unterkiefers sehr verspannt, helfen auch krankengymnastische Übungen und Wärme gegen die Verspannungen. Therapeuten und Fachärzte empfehlen zudem spezielle Entspannungstrainings wie

um Stressfaktoren entgegenzuwirken und die Lebenssituation zu verbessern.

Kindertherapeutische Maßnahmen bei psychischen Ursachen

Sind die Auslöser für das Zähneknirschen im Zahnbereich zu finden, können diese relativ leicht behoben werden. Durch das Einschleifen der Zähne lässt sich die normale Zahnstellung wieder herstellen.

Anders sieht es aus, wenn psychische Ursachen verantwortlich sind. Stress-Zahnschäden lassen sich nicht so einfach beseitigen, sondern erfordern kindertherapeutische Maßnahmen.

Empfehlenswert ist eine Zusammenarbeit mit Kinderpsychologen, um die Stressfaktoren zu ermitteln. Ein Indikator für das Vorliegen seelischer Ursachen ist, dass Kinder auch am Tag mit den Zähnen knirschen und nicht nur in der Nacht.

Eine übergreifende Behandlung durch Zahnärzte und Therapeuten ist in diesen Fällen eine optimale Entscheidung. Oft kann der Belastungsdruck durch Stress mit verschiedenen Entspannungstechniken gesenkt oder beseitigt werden.

Bei Erwachsenen fertigen Zahnärzte häufig eine individuell angepasste Knirscherschiene an, die nachts eingesetzt wird. Bei Kindern ist das Tragen einer Aufbissschiene nicht immer möglich, da die Kleinen die Schienen als lästig empfinden.

Zudem ist der Kiefer in der Wachstumsphase und verändert sich stetig, weshalb schon nach kurzer Zeit neue Knirscherschienen angefertigt werden müssen. Erst wenn die Zähne des bleibenden Gebisses durchgebrochen sind, ist das Tragen einer Aufbissschiene als therapeutische Maßnahme gegen das Zähneknirschen sinnvoll.

Vorbeugung

Patienten müssen sich auch tagsüber bewusst machen, Ober- und Unterkiefer nicht aufeinander zu pressen. Erinnerungshilfen wie Klebezettelchen oder ein Punkt auf dem Handrücken können den Betroffenen tagsüber daran erinnern.

Ziel der Behandlung ist es, dem Patienten klar zu machen, dass sich Ober- und Unterkiefer bzw. deren Zähne normalerweise nur während des Kauvorgangs berühren. Im Normalzustand haben die Zähne des Ober- und Unterkiefers einen Abstand von mehren Millimetern.

Wer dem Knirschen allerdings langfristig Einhalt gebieten will, muss auch die Ursachen bekämpfen. Psychische Probleme und Stress sollten behoben werden, soweit dies möglich ist.

Entspannungsübungen wie Yoga oder autogenes Training können hier sehr viel bewirken, so dass der Betroffene zu Ruhe finden kann. Manchen hilft es schon, vor dem Schlafengehen belastende Gedanken einfach aufzuschreiben. In Ausnahmefällen kann auch psychologische Hilfe notwendig werden.

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