Fadenwürmer - Infektion, Symptome und Therapie

Fadenwürmer (Nematoden) sind Parasiten, die sich - meist durch den Verzehr von rohem Fleisch - im Körper des Menschen einnisten können und dort eine Wurmerkrankung verursachen. Ein Fadenwurmbefall kann mit verschiedenen Beschwerden einhergehen, ist aber in der Regel sehr gut behandelbar. Erfahren Sie hier alles über Merkmale und Lebensweise von Fadenwürmern und wie eine Infektion mit diesen Parasiten erkannt und behandelt wird.

Von Jens Hirseland

Was sind Fadenwürmer?

Fadenwürmer werden auch als Nematoden bezeichnet. Bislang sind ungefähr 20.000 unterschiedliche Fadenwurmarten bekannt. Fadenwürmer sind verhältnismäßig klein und weisen eine weiße Färbung auf, können aber auch farblos sein. Bevorzugt leben die Würmer in feuchtem Terrain.

Es finden sich unter ihnen auch mehrere humanpathogene Arten, die Krankheiten beim Menschen verursachen. Die meisten humanpathogenen Arten kommen in tropischen Regionen vor, einige sind jedoch auch in Europa zu finden, sodass dort ebenfalls Infektionen mit Fadenwürmern drohen.

Anatomie des Fadenwurms

Die typische Gestalt der Nematoden ist wurmförmig. Ihre Form ist länglich und weist einen runden Querschnitt auf. Eine Segmentierung ist nicht vorhanden. Der Kopf der Parasiten verfügt über kleine Richtungsorgane, die die Aufgaben von Augen übernehmen. Des Weiteren ist der Wurm mit einer größeren Mundöffnung mit Muskeln und Rachen versehen. Umgeben wird der auf der vorderen Seite ansässige Mundraum zumeist von Fortsätzen. Diese dienen zum Tasten sowie zum Aufnehmen von Nahrung. Der Anus befindet sich am hinteren Ende des Wurmkörpers.

Im Gegensatz zu anderen Tieren setzt sich die Hautzellschicht (Epidermis) des Fadenwurms nicht aus einzelnen Zellen zusammen, sondern besteht aus einer Masse des Zellmaterials. Diese wird nicht durch Membrane in diverse Zellen eingeteilt und verfügt über mehrere Zellkerne.

Cuticula

Von der Epidermis wird eine umfangreiche, mehrlagige Cuticula abgesondert. Sie hat die Funktion, die Fadenwürmer vor dem Austrocknen oder schwierigen Umweltverhältnissen zu schützen. Parasitische Arten lassen sich auf diese Weise sogar vor den Verdauungssäften des Wirtskörpers schützen.

Zusammengesetzt wird die Cuticula der Fadenwürmer aus vier Schichten:

  • Der inneren Faserschicht, die wichtig für die Elastizität und Stabilität der Cuticula ist
  • Der Kortikalschicht, die sich aus Kollagen zusammensetzt
  • Der Matrixschicht mit ihrer weniger definierten Struktur
  • Der äußeren Epicuticula, die lipidhaltig ist

Muskeln

Um sich fortbewegen zu können, sind Fadenwürmer ausschließlich mit Längsmuskeln ausgestattet. Diese ziehen sich vom Kopf in Richtung Schwanz.

Die Zellen der Muskeln werden aus drei Teilen zusammengesetzt:

  • Dem Monocyton, in dem die Zellkerne sowie der Golgi-Apparat enthalten sind
  • Einem weiteren Teil, der sich zusammenziehen lässt und in dem sich die Actin- und Mysosinfasern befinden
  • Dem sogenannten Prozess, der einen nicht zusammenziehbaren Muskelzellteil darstellt und imstande ist, Verbindungen zu anderen Muskelzellen und Nerven einzugehen

Wie ein Schlauch liegen die Muskeln der Nematoden unter der Haut des Wurms an. Diese Einheit besteht aus unterschiedlichen Geweben und trägt die Bezeichnung Hautmuskelschlauch. Durch die massive Cuticula sowie den erhöhten Innendruck entsteht ein sogenanntes Hydroskelett.

Dank seiner Längsmuskeln besitzt der Fadenwurm die Fähigkeit, sich auf schlängelnde Weise fortzubewegen oder einen Teil seines Körpers empor zu richten. An Mund und After sind zudem einige Ringmuskeln vorhanden.

Nerven

Das Nervensystem der Fadenwürmer gilt als überaus simpel. Zusammengesetzt wird es aus einem circumoesophagealen bzw. circumpharyngealen Ring. Von dort aus zieht sich ein Hauptstrang weit in die hintere Richtung. Das Nervensystem ist mit der Fähigkeit ausgestattet, unterschiedliche Reize zu registrieren und zu verarbeiten. Zwischen Längsnerven und Muskelzellen sowie dem Cytoplasma besteht ein direkter Kontakt.

Organe zur Fortpflanzung

Die Weibchen der Fadenwürmer sind in der Mitte ihres Körpers mit einer Vulva ausgestattet. Die Männchen besitzen am Körperende eine sogenannte Kloake, einen Abzugskanal für Geschlechts- und Verdauungsorgane. In der Kloake enthalten sind Rektum, Spicularapparat und Samenleiter. Das Begattungsorgan wird von dem Spicularapparat gebildet und setzt sich aus verhärteten hakenförmigen Spicula zusammen. Dabei sorgen die Spicula nicht für den Transport des Samens, sondern bewirken ein Verharken des Männchens während des Begattens des Weibchens. Auf diese Weise erfolgt das Übertragen der Spermien unmittelbar aus dem Samenleiter.

Ernährungsweise

Je nach Art der Fadenwürmer verläuft die Ernährungsweise unterschiedlich. Bevorzugt verspeisen die Würmer

  • Pilze,
  • Algen,
  • freilebende Bakterien,
  • Aas,
  • erbeutete Tiere und
  • Fäkalien.

Die Aufnahme der Nahrung findet mithilfe von kleinen Fortsätzen am Mund statt, die zum Ertasten oder Fressen dienen. Nach der Aufnahme der Nahrung wird diese von starken Muskeln zerquetscht. Nach der Zerkleinerung gelangt die Nahrung in einen langen Darmraum, wo ihre Verarbeitung erfolgt. Über ein Gefäßsystem verfügen die Fadenwürmer nicht. Das Verarbeiten der Nahrung findet daher in der Darmregion statt. Durch die Wände gelangen die Nährstoffe zu den Körperzellen, die sie benötigen.

Atmung

Die Aufnahme von Sauerstoff läuft ähnlich ab wie die Verdauung. Atmungsorgane sind bei den Nematoden nicht vorhanden. Daher erfolgt die Aufnahme des Sauerstoffs, der unmittelbar zu den Körperzellen weitergeleitet wird, über die Haut.

Lebensweise

Zu finden sind Fadenwürmer fast überall. So kommen sie unter anderem in Süßwasser, Meerwasser sowie terrestrischen Biotopen vor.

Die parasitischen Fadenwurmarten leben sowohl in Pflanzen als auch in Tieren. Aber auch im Menschen können sie sich ansiedeln. Dabei handelt es sich vor allem um Arten wie

  • Spulwürmer (Ascaris lumbricoides) - siehe Artikel Spulwurmbefall,
  • Wanderfilarie (Loa loa),
  • Zwergfadenwürmer (Strongyloides stercoralis) - siehe Artikel Zwergfadenwurmbefall,
  • Madenwürmer (Enterobius vermicularis) - siehe Artikel Madenwurmbefall,
  • Trichininellen,
  • Hakenwürmer - siehe Artikel Hakenwurmbefall,
  • Peitschenwürmer - siehe Artikel Peitschenwurmbefall - sowie
  • Brugia malayi und
  • Wucheria bancrofti, die beide zu den Mikrofilarien zählen - siehe Artikel Filariose.

Erwachsene Fadenwürmer tummeln sich zumeist im Darmlumen des Menschen. Dort kommt es zu ihrer Paarung sowie zum Ablegen von Eiern. Während die Eier bei einigen Fadenwurm-Arten weiterhin im Darm verbleiben, treten andere Spezies eine Wanderung durch den menschlichen Körper an.

Die Larven entwickeln sich über mehrere Stadien und reifen zu ausgewachsenen Würmern heran.

Spulwurm im Darm
Ein Spulwurm im Darm eines Menschen

Fadenwurmbefall

Die Übertragung der Fadenwürmer auf Menschen oder Tiere erfolgt durch den Verzehr von rohem Fleisch, das mit Wurmlarven kontaminiert ist. Hunde können wiederum Wurmeier über Fäkalien aufnehmen.

Mitunter sind auch aus unzureichenden hygienischen Gründen verunreinigte Lebensmittel für eine Infektion mit Nematoden verantwortlich. Als mögliche Ursachen dafür kommen ungewaschene Hände nach dem Stuhlgang oder das Düngen von Salat mit Kot infrage.

Symptome eines Fadenwurmbefalls

Nicht jede Infektion mit Fadenwürmern bedeutet automatisch das Auftreten von Beschwerden. So spielt auch die Anzahl der Würmer, die den Menschen befallen, eine wichtige Rolle. Ebenso von Belang ist die Körperstelle, die von den Nematoden ausgewählt wird.

Zu den verschiedenen Symptomen, die durch einen Fadenwurmbefall auftreten können, gehören:

Diagnose eines Fadenwurmbefalls

Besteht der Verdacht auf einen Befall mit Fadenwürmern, muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Dabei befasst sich der Mediziner zunächst mit den Beschwerden des Patienten und erkundigt sich danach, seit wann die Symptome auftreten, ob jemand im Umfeld unter Parasitenbefall leidet oder vor kurzem eine Reise unternommen wurde.

Zum Nachweis diverser Fadenwurmarten eignet sich eine Stuhlprobe des Patienten. Diese wird in einem Labor auf Larven und Eier der Fadenwürmer untersucht. Liegt ein starker Wurmbefall vor, lassen sich die Parasiten mitunter schon mit bloßem Auge identifizieren. Wird die Lunge von Spulwürmern durchzogen, kann dies auch auf einer Röntgenaufnahme erkannt werden.

Im Falle einer Fadenwürmer-Infektion liefert ein Anstieg von eosinophilen Granulozyten Hinweise. Dabei handelt es sich um spezielle Abwehrzellen, die eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen bilden. Des Weiteren sind zusätzliche Blutveränderungen möglich, zum Beispiel eine Erhöhung der Kreatinkinase.

Therapie eines Fadenwurmbefalls

Um den Befall durch Fadenwürmer zu bekämpfen, erhält der Patient vom Arzt sogenannte Anthelmintika. Gemeint sind damit spezielle Wurmmittel, die über verschiedene Wirkstoffe verfügen. So werden die Parasiten zum Beispiel durch Mebendazol abgetötet, während Pyrantel eine Lähmung der Nematoden bewirkt. Die meisten Menschen vertragen die Wurmmittel gut. Dauert die Einnahme jedoch längere Zeit an, drohen unerwünschte Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit und Bauchschmerzen. Aus Sicherheitsgründen werden die nächsten Angehörigen in der Regel ebenfalls medikamentös behandelt.

Mitunter werden auch zusätzliche Medikamente wie Schmerzmittel, fiebersenkende Arzneimittel oder Kortikosteroide, die entzündungshemmend wirken, dargereicht.

Einen wichtigen Bestandteil der Behandlung stellt außerdem eine sorgfältige Hygiene dar. So sollten die Hände regelmäßig gewaschen werden.

Prognose beim Fadenwurmbefall

Die Prognose bei einem Befall mit Fadenwürmern gilt als positiv. So treten in der Regel keine Probleme bei der Therapie auf und schon nach wenigen Tagen Behandlung setzt eine Besserung der Beschwerden ein. Nach ein bis zwei Wochen ist die Erkrankung normalerweise ohne Folgeschäden ausgestanden.

Vorbeugung eines Fadenwurmbefalls

Um einer Fadenwurminfektion vorzubeugen, ist das Einhalten von Hygienemaßnahmen von entscheidender Bedeutung. So sollten rohes Gemüse und Salat stets vor dem Verzehr gut gereinigt werden. Auf das Verspeisen von rohem Fleisch ist besser zu verzichten. Nach dem Toilettengang empfiehlt sich gründliches Händewaschen.

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  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
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