Infektion mit dem Zikavirus im Mutterleib: Hirnschäden sind nicht immer sofort sichtbar

Auch wenn der Schädelumfang eines Neugeborenen noch dem Durchschnitt entspricht, kann der Zikavirus aktiv sein

Von Cornelia Scherpe
7. Dezember 2016

Der Zikavirus gilt besonders für Schwangere als sehr gefährlich, denn über die Plazenta kann auch das Ungeborene infiziert werden. Die gefürchtete Folge: eine Mikrozephalie. Bei dieser Fehlbildung ist der gesamte Schädel unterdurchschnittlich groß, was nicht nur ein ästhetisches Problem ist, sondern auch geistige Behinderungen mit sich bringt.

Das Ausmaß der Beeinträchtigung hängt von der Stärke der Abweichung ab. Der Zikavirus kann das Wachstum des Großhirns ausbremsen und die Fehlbildung des Kindes wird im Ultraschall, beziehungsweise spätestens bei der Geburt sichtbar.

Schädelgröße bei Geburt nicht ausschlaggebend

Eine aktuelle Studie hat allerdings gezeigt, dass die Hirnschäden keineswegs immer sofort erkennbar sind. Auch bei normaler Schädelgröße nach der Geburt, kann der Zikavirus aktiv sein und das kindliche Gehirn in den ersten Lebensmonaten beschädigen. Eine normale Schädelgröße gibt demnach noch keine Entwarnung. Die Fallstudie wurde mit 13 Schwangeren durchgeführt, die sich während der neun Monate mit dem Zikavirus infiziert hatten.

  • Bei elf Kindern war der Schädelumfang bei der Geburt auch minimal kleiner als der Durchschnitt, doch von einer Mikrozephalie konnte noch nicht die Rede sein.
  • Die übrigen beiden Kinder hatten normale Schädel, zeigten aber bereits in den ersten Lebensmonaten deutliche Defizite in der Entwicklung.

Über das erste Lebensjahr wurde dann bei allen 13 Kindern klar, dass der Schädel zu langsam wuchs. Nach zwölf Lebensmonaten hatten schließlich alle eine Mikrozephalie.

Befall der Blut-Hirn-Schranke

Warum der Schädelumfang der Kinder bei der Geburt noch dem Durchschnitt nahezu entsprach und die Hirnschäden erst später ins Gewicht fielen, versuchen die Forscher nun zu klären. Erste Hinweise liefert ein Versuch mit Mäusen. Die Analyse zeigte, dass die Viren nicht nur Vorläuferzellen im Großhirn zerstören, wie bisher angenommen. Würden sie nur das tun, wäre der Schädel von Anfang an kleiner.

Offenbar beeinflusst der Virus auch die Blut-Hirn-Schranke. Das aktiviert das Immunsystem und veranlasst es zu Abwehrreaktionen. So wird die gesamte Hirnentwicklung zunächst nur langsam, aber dauerhaft, ausgebremst.