Venöse Stauungstheorie ist nicht belegbar - Patienten mit MS sollten die Therapie nicht nutzen

Von Cornelia Scherpe
23. April 2013

Schon seit einiger Zeit gibt es die sogenannte Venöse Stauungstheorie. Diese besagt, dass Menschen mit Multipler Sklerose an verengten Venen im Halsbereich leiden. Diese Verengungen führen dazu, dass ihr Gehirn nur gerade ausreichend mit Blut versorgt wird, doch im Grunde für ein gesundes Funktionieren ein beständiger Mangel vorherrscht. Laut dieser Theorie müssen also nur die entsprechenden Venen geweitet werden, damit die Krankheit in ihrem weiteren Verlauf eingedämmt werden kann.

Viele MS-Patienten haben sich bereits an die Hoffnung hinter der Theorie geklammert und sich die Venen am Hals erweitern lassen. Circa 30.000 Behandlungen weltweit wurden seither gezählt und auch Ärzte in Deutschland haben das Verfahren angeboten. Viele Mediziner sind allerdings davon alles andere als begeistert, denn es gibt keinen einzigen Beweis dafür, dass die Weitung der Venen in irgendeiner Form gegen MS hilft.

Nun liegen auch neue Studienergebnisse vor, die nicht nur keine Wirkung belegen konnten, sondern sogar zeigten, dass die Multiple Sklerose durch die Weitung schlimmer werden kann.

In der Studie wurde bei Betroffenen entweder eine Erweiterung via Ballonkatheter durchgeführt oder aber nur ein normaler Katheter eingeführt, der überhaupt nichts machte. So bildete man auch eine Placebogruppe. Es zeigte sich, dass der Zustand jener MS-Patienten, die tatsächlich behandelt worden waren, nicht besser sonder schlechter wurde. Nach sechs Monaten traten ihre Schübe öfter auf als in der Kontrollgruppe und waren auch im Verlauf schlimmer.

Aufgrund dieser Sachlage rät die DGN, die Deutsche Gesellschaft für Neurologie, allen MS-Patienten von diesem Eingriff ab und fordert ein offizielles Verbot der Therapie.