Venenentzündung - Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Venenreizungen sowie die Venenentzündung äußern sich durch typische Symptome. Die Diagnostik erfolgt meist beim Haus- oder Facharzt (Phlebologe). Eine Venenentzündung kann verschiedene Ursachen haben. Tritt sie im Zusammenhang mit Krampfadern auf, ist sie in der Regel gut zu behandeln, wenn sie sich nur oberflächlich befindet. Lesen Sie alles Wissenwerte über die Venenreizung und Venenentzündung.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: G08 I80 I82 K75 O87
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Venenentzündung - Krankheitsbild

Die menschlichen Venen haben die Aufgabe, das Blut aus den verschiedenen Körperregionen zurück zum Herzen zu transportieren. Werden die Venen stark belastet, wie beispielsweise durch langes Stehen oder während einer Schwangerschaft, kann es zu Beschwerden wie Venenreizungen oder einer oberflächlichen Venenentzündung (Thrombophlebitis) kommen. Besonders häufig treten Venenreizungen oder Venenentzündungen an den Beinvenen auf.

Bei einer Venenentzündung oder auch Phlebitis sind die hautnahen Venen entzündet; typisch sind Verhärtungen, Schwellungen und Schmerzen. Von einer Phlebitis sind Frauen deutlich häufiger betroffen.

Sie lässt sich bei reichtzeitiger Diagnose und Behandlung in kurzer Zeit heilen, ohne dass es zu Spätfolgen kommt. Greift die Entzündung aber auf das tiefer Venensystem über, kann es zu einer Phlebothrombose kommen, welche eine deutlich schlechtere Prognose mit sich zieht und zu weiteren Komplikationen führen kann.

Ausprägungsformen

Während die Venentzündung meistens an den oberflächlichen Beinenvenen auftritt, kommt sie in selten Fäleln auch an den Armen vor. Möglich ist die Entstehung eines Blutgerinnsels; ebenso kann die Thrombose eine Venenentzündung als Folge haben.

Vor allem die Entzündung der tiefen Venen geht nahezu immer mit einer Thrombose einher. In diesem Fall bezeichnet man sie als Venenthrombose bzw. Phlebothrombose. Venenentzündungen sollten stets behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden.

Die so genannte Thrombophlebitis migrans stellt eine Sonderform der Thrombophlebitis dar. Oftmals findet man für diese Form keine Ursache; manchmal kann man sie als Warnzeichen für bösartige Erkrankungen ansehen. Typisch ist, dass sie sich mmer wieder an unterschiedlichen Körperstellen bildet.

Ursachen

Wodurch Venenreizungen oder Venenentzündungen verursacht werden, lässt sich in den meisten Fällen nicht klären. Nicht selten lösen bestimmte medizinische Behandlungen, wie beispielsweise das Anlegen eines peripheren Venenkatheters chemische oder mechanische Reizungen der Venenwände aus, die wiederum zu deren akuter Entzündung führen können.

Als weitere mögliche Ursachen gelten

  • das Einschwemmen von pathogenen Keimen oder
  • das Freisetzen von entzündlichen Mediatoren aus einem Thrombus (Blutgerinnsel).

Auch mechanische Ursachen können eine Rolle spielen. Zu diesen zählen etwa

  • harte Stuhlkanten
  • Strumpfbündchen, die zu fest sitzen oder
  • zu enge Kleidung.

Besonders betroffen von Reizungen oder Entzündungen sind die oberflächlichen Venen. Grundsätzlich tritt eine Venenentzündung häufiger bei Frauen als bei Männern auf.

Es gibt verschiedene Formen der Venenentzündung. Zum einen kann sich die Venenentzündung in einer Krampfader bilden, zum anderen tritt die Entzündung in gesunden Venen auf.

Tritt die Entzündung in einer Krampfader auf, ist die Krampfader die Ursache für die Erkrankung. Die Ursache für Venenentzündungen in gesunden Venen sind zum Beispiel

Die häufigere Form der Venenentzündung ist die in Kombination mit Krampfadern. Die Venenentzündung entsteht hier durch den in den Krampfadern verminderten Blutfluss. Hier entsteht ein Blutgerinnsel und führt zur Venenentzündung.

Risikofaktoren

Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die das Entstehen einer Venenreizung oder Venenentzündung begünstigen. Dazu zählen vor allem dauerhafte Schädigungen der Venenwände wie

  • Krampfadern
  • Blutgerinnungsstörungen
  • ein höheres Lebensalter
  • Tabakkonsum sowie
  • systemische und entzündliche Erkrankungen wie Thrombangiitis obliterans oder Krebs.

Zu einer bakteriellen Venenentzündung kommt es häufig durch äußere Verletzungen der Venenwand, was zum Beispiel nach einem Venenkatheter oder einer Venenpunktion der Fall sein kann. Aber auch eine Phlebothrombose, die sich zunächst nicht entzündet, ruft mitunter eine Venenentzündung hervor. Im weiteren Verlauf besteht die Gefahr, dass sich die Vene durch geronnenes Blut verschließt und sich neben der Venenwand auch das benachbarte Bindegewebe entzündet.

Verlauf

Aus einem kleinen Blutgerinnsel kann ein größeres werden, das tiefer in die Venen wächst. Dies kann zu einer tiefen Venenthrombose führen.

Aus der Thrombose kann eine lebensgefährliche Lungenembolie entstehen, so dass es sich hierbei um eine ernstzunehmende Erkrankung handelt.

Befindet sich die Venenentzündung im oberen Bereich der Venen, ist sie in der Regel harmlos. Je tiefer sie sich jedoch in den Venen befindet, desto gefährlicher kann sie für den Betroffenen werden.

Symptome

Ein typisches Symptom einer Venenreizung sind Schmerzen, die sich beim Betasten der betroffenen Vene noch verstärken. Die Schmerzen können brennend oder stechend sein.

Kommt es zu einer Venenentzündung, macht sich dies auch durch Rötungen und eine Schwellung bemerkbar. Außerdem entwickelt sich im Venenverlauf ein harter Strang. Dieser reagiert empfindlich auf Druck.

Häufig tritt eine Venenentzündung, auch Thrombophlebitis genannt, in Verbindung mit Krampfadern auf. Patienten mit einer Venenentzündung haben an dieser Stelle eine Schwellung; die Stelle ist gerötet und wärmer als die übrige Haut.

Zusätzlich verspürt der Patient einen Schmerz, wenn Druck auf die Stelle ausgeübt wird. Es kommt zudem zu

  • einem ziehenden Schmerz
  • Spannungsgefühlen sowie
  • eventuell auch Fieber.

Diagnose

Eine Venenreizung oder Venenentzündung lässt sich zumeist schon problemlos anhand der beschriebenen Beschwerden feststellen. Bei einer Venenentzündung kann allerdings auf diese Weise nicht deren Ausmaß ermittelt werden. So besteht die Gefahr, dass die Thrombophlebitis schon bis in Leitvenensystem reicht.

Aus diesem Grund führt man eine Ultraschalluntersuchung durch, mit deren Hilfe das Ausmaß der Entzündung festgestellt wird. Darüber hinaus ist es erforderlich, eine Phlebothrombose auszuschließen.

Wenn ein Patient diese Beschwerden schildert, vermutet der Arzt meist sofort eine Venenerkrankung. Der Arzt tastet die geschwollene Stelle ab und führt eine Duplexsonografie durch, bei der er die Blutgefäße genau untersuchen kann.

Hier kann der Phlebologe, der Facharzt für Venenerkrankungen, auch erkennen, welche Venen von der Entzündung betroffen sind. Oftmals wird auch eine Phlebographie durchgeführt.

Vor der Untersuchung wird dem Patienten ein Kontrastmittel in den Fuß gespritzt. Dann erfolgt eine Röntgenaufnahme.

Durch das Kontrastmittel kann der Arzt die Venen differenziert untersuchen und auf Durchlässigkeit prüfen. Da eine Thrombose mit ähnlichen Beschwerden einhergeht, muss der Arzt diese ausschließen. Neben den bereits beschriebenen Untersuchungen wird dem Patienten noch Blut abgenommen und im Labor auf verschiedene Werte untersucht.

Behandlung

In den meisten Fällen sind Venenreizungen oder eine Venenentzündung harmlos. Leichte Reizungen bedürfen keiner besonderen Therapie und heilen schnell wieder ab. Bei einer Venenentzündung erfolgt eine medikamentöse Schmerztherapie mit Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure (ASS).

Kompression

Der Patient erhält um die betroffene Gliedmaße einen straff sitzenden Kompressionsverband oder einen Kompressionsstrumpf. Dieser bewirkt, dass der Blutfluss angeregt wird, so dass die Schmerzen erträglicher werden. Eine Thrombose kann so verhindert werden und somit auch die lebensgefährliche Folgeerkrankung, die Lungenembolie, vermieden werden.

Bewegung

Zusätzlich muss sich der Patient viel bewegen. Durch die Bewegung wird der Blutfluss in den Beinen ebenfalls angeregt. Bettruhe ist bei der Erkrankung absolut nicht angebracht und würde die Erkrankung sogar verschlimmern.

Medikamente und Kühlung

Oftmals erhalten die Patienten mit einer Venenentzündung neben der Kompressionstherapie auch Blut verdünnende Medikamente gespritzt. Diese verhindern, dass sich Blutgerinnsel bilden, die sich schließlich zu einer Thrombose entwickeln können.

Bestehen starke Schmerzen, verordnet der Arzt oftmals auch Schmerzmittel. Die Gliedmaßen können auch mit kaltem Wasser gekühlt werden. Mit der entsprechenden Behandlung sind die Symptome meist nach einigen Tagen verschwunden und der Patient ist wieder beschwerdefrei.

Operation

Handelt es sich um eine gefährliche Venenentzündung, die leicht in tiefere Venen übergehen kann, so muss meist operiert werden. Medikamente oder Kompressionsverbände alleine schaffen hier zwar Linderung, jedoch keine Heilung.

Zu den operativen gehören

  • eine Stichinzision und
  • das Ausdrücken eines Blutgerinnsels oder
  • die chirurgische Entfernung der Vene.

Vorbeugung

Da die Krampfadern das Hauptrisiko für die Entstehung einer Venenentzündung sind, liegt die beste Vorbeugung einer Venenentzündung darin, die Krampfadern operativ behandeln zu lassen. Heutzutage gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Krampfadern behandeln zu lassen. Zudem sollte man

  • langes Stehen und Sitzen vermeiden
  • keine zu enge Kleidung tragen
  • Fußgymnasik betreiben, um den Blutfluss in den Beinen anzuregen
  • das Rauchen aufgeben und
  • ausreichend trinken.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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