Typhus-Impfung - Impfempfehlung, Kosten und Verträglichkeit

Eine Impfung gegen Typhus schützt vor der bakteriellen Infektionskrankheit, die vor allem durch kontaminiertes Trinkwasser in Risikogebieten übertragen wird. Die Impfung zählt nicht zu den Standardimpfungen, sondern wird als Reiseschutzimpfung lediglich vor Reisen in entsprechende Gebiete empfohlen. Die Impfung kann per Spritze oder Schluckimpfung erfolgen. Lesen Sie hier mehr über die Impfformen, Kosten und mögliche Nebenwirkungen der Typhus-Impfung.

Von Jens Hirseland

Was ist Typhus?

Bei Typhus handelt es sich um eine schwere Erkrankung, die von dem Bakterium Salmonella typhi verursacht wird. Die Übertragung erfolgt durch Trinkwasser oder Lebensmittel, die mit den auslösenden Bakterien kontaminiert sind.

Symptome und Komplikationen der Erkrankung

Zu den typischen Symptomen von Typhus gehören:

  • stufenweise ansteigendes Fieber, das bis zu 40 Grad Celsius hoch sein kann
  • Schwindelgefühle
  • intensive Kopfschmerzen
  • Benommenheit

Viele Erkrankte sind gar nicht der Lage, ihren Zustand wahrzunehmen.

Weitere Symptome sind:

Darüber hinaus besteht die Gefahr von Komplikationen wie einer Lungenentzündung oder einer Hirnhautentzündung. Die Übertragung der Krankheitserreger erfolgt durch kontaminiertes Trinkwasser und verunreinigte Nahrungsmittel.

Allerdings kommt es nicht bei jedem Menschen zum Ausbruch der Krankheit. Dennoch stellen auch nicht erkrankte Personen eine ständige Infektionsquelle dar, da sie die Bakterien durch den Stuhl ausscheiden.

Die Therapie gegen Typhus erfolgt meist durch die Gabe von Antibiotika. Ein Problem ist jedoch die zunehmende Resistenz der Bakterien gegen verschiedene Präparate.

In Deutschland kommt Typhus kaum vor. Es gibt aber Risikoregionen wie Afrika, Südamerika und Südostasien, in denen die Krankheit verbreitet ist. Dazu gehören in erster Linie Staaten, in denen eine schlechte Trinkwasserversorgung und unhygienische Bedingungen vorherrschen.

Als besonders gefährdet gelten somit Rucksacktouristen. Wer in bedenkliche Gebiete reist, sollte sich vorher einer Typhus-Impfung unterziehen.

Hände unter einem Wasserhahn im Freien
Eine besondere Gefahr für Typhus geht von Trinkwasserquellen in einigen afrikanischen und südostasiatischen Ländern aus

Impfstoff gegen Typhus

Geschichte

Den ersten Typhus-Impfstoff entwickelte der britische Mikrobiologe Almroth Edward Wright (1861-1947). Dabei handelte es sich um einen inaktivierten Stoff. Er kommt jedoch aufgrund seiner Nebenwirkungen heute nicht mehr zum Einsatz. Einen weiteren Impfstoff gegen Typhus stellte der deutsche Bakteriologe Eugen Haagen (1898-1972) her.

Wirkung

Durch die verschiedenen Typhusimpfstoffe kann bei 53 bis 78 Prozent aller geimpften Personen eine Immunität gegen die Krankheit erzielt werden. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, im Abstand von drei bis sieben Jahren eine Wiederholungsimpfung vornehmen zu lassen. Reisende sollten sich alle ein bis zwei Jahre einer Impfung unterziehen.

Zu den zugelassenen Impfstoffen zählen der Impfstoff Ty21a, dessen Verabreichung oral erfolgt, sowie der Untereinheiten-Impfstoff Vi capsular polysaccharide vaccine. Dieser wird durch eine Spritze injiziert.

Von der WHO wurde der Typhusimpfstoff auf die Liste der unverzichtbaren Medikamente gesetzt.

Impfformen

Sowohl bei der Schluckimpfung als auch bei der Injektionsimpfung handelt es sich um aktive Impfformen. Das bedeutet, dass im Anschluss an den Impfvorgang vom Organismus Antikörper gebildet werden, die gegen die verantwortlichen Bakterien vorgehen. Kommt es zu einer Infektion mit Typhus-Bakterien, werden diese von den Antikörpern abgewehrt, sodass der Typhus nicht ausbricht.

Typhus-Schluckimpfung

Die Typhus-Schluckimpfung zählt zu den Lebendimpfstoffen. Das heißt, dass lebende, abgeschwächte Typhus-Bakterien dem Körper zugeführt werden. Aufgrund ihrer Abschwächung können sie keinen Typhus mehr hervorrufen.

Frau hält eine Kapsel in der Hand
Magensaftresistente Kapsel

Die Einnahme der Typhus-Schluckimpfung findet in Form einer magensaftresistenten Kapsel statt, die dreimal innerhalb von zwei Tagen eingenommen wird. Vor ihrer Verwendung sind die Kapseln unbedingt kühl zu lagern. Die Darreichung erfolgt eine Stunde vor den Mahlzeiten auf nüchternen Magen. Der Impfschutz beginnt rund zehn Tage nach der Einnahme der letzten Kapsel. Es wird daher empfohlen, die Kapseln mindestens 14 Tage vor der Abreise in ein Risikogebiet einzunehmen.

Bei ca. 60 Prozent aller geimpften Personen besteht durch die Typhus-Schluckimpfung ein Schutz für die Dauer von etwa einem Jahr. Besteht das Risiko danach weiter, muss eine zusätzliche Typhus-Impfung erfolgen.

Nachteile der Schluckimpfung

Die Schluckimpfung erzielt eine geringere Wirkung, wenn der Patient gleichzeitig antibiotische Medikamente zu sich nimmt oder unter einer Magen-Darm-Erkrankung leidet. Für Menschen, bei denen eine Immunschwäche besteht, eignet er sich überhaupt nicht. Ein weiterer Nachteil der Schluckimpfung besteht darin, dass über zwei Tage verteilt mehrere Dosen verabreicht werden müssen, was Fehler bei der Einnahme nach sich ziehen kann und sich wiederum negativ auf den Impfschutz auswirkt. Auf Reisen lässt sich der Schluckimpfstoff zudem nicht mitführen, da er überaus empfindlich auf Temperaturschwankungen reagiert.

Typhus-Impfung per Spritze

Im Unterschied zur Typhus-Schluckimpfung handelt es sich bei der Impfung per Injektion um einen Totimpfstoff. Dabei werden Bestandteile der Typhus-Bakterien, die der Zellwand entstammen, mit einer Spritze injiziert. Genau wie der Lebendimpfstoff gilt auch der Totimpfstoff als gut verträglich. Es muss lediglich eine einzelne Injektion verabreicht werden. Bis der Impfschutz einsetzt, dauert es etwa sieben Tage.

Mit dem Typhus-Totimpfstoff lassen sich ungefähr 60 Prozent aller Geimpften für die Dauer von zwei bis drei Jahren vor Typhus schützen.

Kombinationen mit anderen Impfungen

Falls es nötig ist, kann die Impfung gegen Typhus gemeinsam mit einer Impfung gegen Hepatitis A durchgeführt werden. Es ist auch ein Kombinationsimpfstoff für Jugendliche und Erwachsene ab 16 Jahren verfügbar. Zeitabstände zu anderen Impfungen sind normalerweise nicht zu beachten.

Kosten der Typhus-Impfung

Geldscheine mit Sand und Muscheln
Private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten für diese Reiseschutzimpfung in der Regel nicht

Von den meisten gesetzlichen Krankenkassen werden die Kosten für eine Typhus-Impfung vor einer Reise übernommen. Es empfiehlt sich, sich bei der jeweiligen Krankenkasse zu informieren, ob sie die Impfkosten trägt.

Private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten für Reiseschutzimpfungen häufig nicht. Bei der Typhus-Impfung fallen die Kosten pro Impfdosis mit ca. 30 Euro allerdings relativ gering aus.

Nebenwirkungen der Typhus-Impfung

Obwohl die Typhus-Impfung allgemein als gut verträglich gilt, sind mitunter unerwünschte Nebeneffekte möglich. So können im Anschluss an die Schluckimpfung Magen-Darm-Probleme wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall auftreten.

Auch bei der Typhus-Impfung per Injektion zeigen sich gelegentlich Nebenwirkungen, vor allem an der Einstichstelle der Spritze wie lokale Schwellungen und Rötungen. Darüber hinaus kann es zu einem Anstieg der Körpertemperatur, Schmerzen an den Muskeln oder Müdigkeit kommen.

Bei dem intramuskulär verabreichten Impfstoff zeigen sich in der Regel mehr systemische Nebenwirkungen als beim Totimpfstoff. Schwere Impfreaktionen sind jedoch normalerweise bei beiden Impfstoffen nicht zu befürchten.

Gegenanzeigen

Für Kinder unter zwei Jahren gilt eine Typhus-Impfung nicht als empfehlenswert. So liegen nicht ausreichend Informationen über diese Altersgruppe vor.

Darüber hinaus bestehen einige allgemeine Kontraindikationen:

  • Überempfindlichkeit gegen die Inhaltsstoffe
  • Immundefizienz
  • Gleichzeitige Darreichung von immunsuppressiven Medikamenten wie beispielsweise Glukokortikoide
  • Akute Erkrankungen, die mit Fieber einhergehen

  • Burkhard Rieke Referenzhandbuch Impf- und Reisemedizin 2018, MedPrä, 2018, ISBN 3947476000
  • Martin Hirte Impfen kurz & praktisch: Orientierungshilfe für Eltern bei der Impfentscheidung, Knaur MensSana TB, 2018, ISBN 9783426878071
  • Bert Ehgartner Gute Impfung - Schlechte Impfung: Der umfassende Ratgeber, Ennsthaler, 2019, ISBN 3850689530
  • Stephan Heinrich Nolte Maßvoll impfen: Risiken abwägen und individuell entscheiden - Eine Orientierungshilfe für Eltern, Kösel-Verlag, 2016, ISBN 3466310660
  • Hans U. P. Tolzin Macht Impfen Sinn? Band 1: Wirksamkeit, Sicherheit, Notwendigkeit aus kritischer Sicht. Mit Entscheidungs-Leitfaden, Tolzin Verlag, 2013, ISBN 3981488709

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