Wissenschaftler erforschen das Genom von Tuberkulose: Erreger sind sehr alt und sehr anpassungsfähig

Von Cornelia Scherpe
6. September 2013

Ihr Name lautet "Mycobacterium tuberculosis" und sie sind bereits seit Urzeiten ein Begleiter der Menschheit. Diese Bakterien lösen die Tuberkulose (auch Schwindsucht) aus und waren bis zur Entdeckung der Antibiotika daher der Grund für viele Tote. Schätzungen zufolge starben vor dem Einsatz der modernen Medikamente circa ein Fünftel aller Bewohner in Nordamerika und in Europa.

Inzwischen konnte Mycobacterium tuberculosis recht gut eingedämmt werden, doch Forscher beschäftigen sich noch immer eingehend mit dem Auslöser der Tuberkulose. Nun liegt ein umfassender Bericht zum Genom der Bakterien vor und ermöglicht neue Einblicke.

In Peking haben Forscher 84 Gene entdeckt und 32 weitere Bestandteile, die alle zusammen den Bakterien eine gute Möglichkeit zur Resistenzbildung geben. Genau aus diesem Grund ist es dem Erreger wohl gelungen, in all den Jahrtausenden so gut zu überleben. Zudem fand eine US-Forschungsgruppe vier Gene, die aktuell von besonderem Interesse sind. Sie sind vermutlich dafür verantwortlich, dass Tuberkulose teilweise nicht mehr auf den Wirkstoff Ethambutol anspricht.

Aus allen Erkenntnissen ist auch eine neue Theorie zur Krankheit erwachsen. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Erreger die Menschheit vielleicht nicht erst seit ihrer Auswanderung aus Afrika begleitet, sondern noch viel länger.

Dies würde bedeuten, dass der Erreger nicht nur akut von einer Person zur anderen weitergeben wird, sondern auch als chronische Form existiert hat. Das Bakterium kann dann viele Jahre oder gar Jahrzehnte in einem Menschen leben und wird so effektiver von einem zum anderen weitergegeben. Nachweise dieser Art müssen allerdings erst noch erbracht werden.