Die Toxoplasmose kann offenbar das Gedächtnis beeinflussen

In einer Studie zeigen infizierte Patienten eine deutlich schlechtere Gedächtnisleistung als eine gesunde Kontrollgruppe

Von Cornelia Scherpe
4. November 2016

Der Parasit namens "Toxoplasma gondii" ist vor allem Katzenbesitzern ein Begriff. Der Erreger lebt im Darm von Katzen und kann über das Katzenklo in die Wohnung gelangen. Im Tierkot befinden sich Parasiteneier, die sehr robust sind und sich durch unvorsichtiges Reinigen auch eine Weg in den Menschen bahnen können. Weitere Übertragungswege sind:

  • schlecht zubereitetes Fleisch,
  • nicht gewaschenes Gemüse und
  • verseuchtes Wasser.

Es kann eine sogenannte Toxoplasmose entstehen, die für Personen mit einer Immunschwäche und für Schwangere zum Risiko wird. Die meisten Infizierten haben allerdings keine Symptome und Schätzungen zufolge trägt hierzulande jeder Zweite den Parasiten unwissend in sich.

Studie zur Gedächtnisleistung unter Toxoplasma gondii

Eine aktuelle Studie aus Dortmund konnte nun zeigen, dass Toxoplasma gondii offenbar auch auf das Gedächtnis wirken können. Der Parasit ist derart resistent, dass er sogar die Magensäure überlebt und im Körper relativ frei wandern kann. Versuche zeigten bereits, dass er auch die Blut-Hirnschranke überwindet und daher das Hirn befallen kann. In der deutschen Studie zeigten infizierte Patienten eine deutlich schlechtere Gedächtnisleistung als eine gesunde Kontrollgruppe. Die Forscher sehen daher Toxoplasma gondii als Verursacher.

Am Experiment nahmen 84 Senioren teil. In vorab analysierten Blutproben hatte man bei 42 von ihnen Antikörper gegen Toxoplasma gondii gefunden. Alle Teilnehmer sollten nun Angaben zu ihrer subjektiven Lebensqualität machen und wurden im Anschluss einem Gedächtnistest unterzogen. Am PC wurden verschiedene Simulationen durchlaufen. Diese verlangten von den Senioren:

  • eine gute Konzentrationsfähigkeit,
  • Aufmerksamkeit,
  • schnelle Reaktion und
  • ein gutes Kurzzeitgedächtnis.

Ungleichgewicht der Botenstoffe

Die Senioren, die Toxoplasma gondii in sich trugen, waren im Schnitt 35 Prozent schlechter als die Kontrolle. Diese Differenz entspricht etwa dem Unterschied zwischen einem jungen Erwachsenen und einem 65-Jährigen.

Den Grund für das schlechtere Gedächtnis sehen die Forscher in einem Ungleichgewicht der Botenstoffe. Toxoplasma gondii sorgen im Gehirn vermutlich dafür, dass die Hormone Norepinephrin und Dopamin aus der natürlichen Balance kommen.