Mysteriöses Tourette-Syndrom: Beschimpfungen aus dem Nichts

Von Nicole Freialdenhoven
30. Juni 2014

Wenn ein Fremder aus dem Nichts heraus urplötzlich seine Mitmenschen mit vulgären Beleidigungen beschimpft, könnte er am sogenannten Tourette-Syndrom leiden.

Entstehung und Symptomatik

Diese neuropsychiatrische Störung, die nach dem französischen Arzt Gilles de la Tourette benannt wurde, äußert sich durch "Tics", d.h. unwillkürlich auftretende Bewegungen, die der Betroffene nicht selbst steuern kann. In manchen Fällen treten die Tics auch als vokale Störung auf, wobei das Äußern von Obszönitäten eher selten ist. Häufiger kommt es zum Ausstoßen von Lauten.

Die Entstehung des Tourette-Syndroms konnte bislang noch nicht vollständig geklärt werden. Experten vermuten, dass bestimmte Nervenschaltkreise im Gehirn gestört sind, die normalerweise die Motorik kontrollieren. Auch der Stoffwechsel der Botenstoffe im Gehirn, vor allem des Dopamins, scheint bei den Betroffenen gestört zu sein.

Linderung von Tourette

Heilbar ist die Krankheit bislang auch nicht und bei vielen Kindern hören die Tics auch mit Erreichen der Pubertät von selbst auf. Experten empfehlen Eltern daher auch nur einen Arzt aufzusuchen, wenn die Tics das Alltagsleben extrem erschweren.

Bei Erwachsenen helfen bestimmte Medikamente, um die Tics zu mindern, und eine Verhaltenstherapie, bei der die Betroffenen lernen, ihre Tics besser zu kontrollieren. Als erfolgreiches Mittel zur Linderung der Tics hat sich übrigens auch Cannabis erwiesen.

Derzeit ist die medizinische Freigabe von Cannabis in Deutschland jedoch noch stark umstritten - Ärzte haben lediglich die Möglichkeit, Präparate als "off label use" zu verschreiben.