Schwerhörig und Tinnitus - Forscher klären, warum es manche doppelt trifft

Von Cornelia Scherpe
13. Februar 2013

Nicht jeder Mensch, der schwerhörig ist, leidet zeitgleich auch an Tinnitus. Es gibt jedoch Patienten, bei denen beides zusammen aufgetreten ist und Mediziner wussten bisher nicht, weshalb es den einen doppelt trifft und den anderen nicht.

Bislang stand die Vermutung im Raum, das bei den beiden Gruppen die genauen Schäden im Innenohr verschieden sind. Dies konnten Forscher aus Großbritannien bestätigen, denn sie haben das Rätsel gelüftet. Der Unterschied kommt demnach durch die äußeren Haarzellen im Inneren der Ohren zustande. Die Mediziner konnten 42 Probanden für ihre Studie gewinnen. 27 davon waren hörgeschädigt und litten dazu noch an Tinnitus. Die übrigen 15 Patienten waren von den Ohrgeräuschen trotz ihrer Schwerhörigkeit verschont geblieben.

Der organische Unterschied zwischen den beiden Gruppen wurde deutlich, als die Forscher audiometrische Untersuchungen durchführten. Dabei zeigte sich, dass die Struktur der äußeren Haarzellen bei jenen mit Tinnitus kaum verändert war. Diese Patienten hatten daher keine beeinträchtigten Haarzellen in der Hörschnecke. Bei wem dagegen die äußeren Haarzellen verändert waren, der hatte keinen Tinnitus.

Im gesunden Zustand sind diese Zellen dazu in der Lage, sich zusammen zu ziehen oder auszudehnen. Liegt eine Dysfunktion vor, verlieren sie diese Fähigkeit. Indem sie die Schallwellen aber nicht mehr verstärken, bleibt den Hörgeschädigten mit defekten Haarzellen der Tinnitus erspart.

Diese neuen Erkenntnisse sollen schnell auch in die Praxis einfließen. So glauben die Forscher, dass gerade Patienten mit defekten Haarzellen ganz spezielle Hörgeräte brauchen, damit wechselnde Geräuschkulissen besser verarbeitet werden können. Wer dagegen noch intakte Haarzellen und entsprechend einen Tinnitus hat, braucht eher eine einfache Verstärkung der Umgebungsgeräusche.