Frauen haben höheres Selbstmordrisiko bei Tinnitus

Bei männlichen Tinnitus-Patienten steigt die Selbstmordgefahr laut einer Studie nicht an

Von Cornelia Scherpe
24. Mai 2019

Permanente Ohrgeräusche kann man sich schwer vorstellen, wenn man nicht selbst betroffen ist. Viele Patientinnen und Patienten mit einem Tinnitus beschreiben jedoch recht deutlich, wie schwer das Leben mit der Krankheit ist und wie stark der Alltag darunter leidet. Oft nutzen sie Angebote von Selbsthilfegruppen, um die Lebensqualität ein Stück weit zu verbessern. Dennoch sind Folgeerkrankungen wie Depressionen nicht selten.

Eine aktuelle Untersuchung hat betrachtet, wie das Selbstmordrisiko von Männern und Frauen mit einem Tinnitus ist. Genutzt wurden dafür die Daten der "Stockholm Public Health Cohort"-Studie. In dieser werden regelmäßig stichprobenartig die Einwohner des Landes befragt, wie sie selbst ihre Gesundheit einschätzen. In einer aktuellen Auswertung litten 20 Prozent der Befragten an Ohrgeräuschen. Bei den meisten fielen diese jedoch vergleichsweise harmlos aus. Nur 2,8 Prozent gaben an, dass es sich um einen schweren Tinnitus handle. Mit dieser Teilgruppe arbeitete man nun.

Frauen mit Tinniturs stärker selbstmordgefährdet

Befragte man die Betroffenen nach Selbstmordversuchen, gaben 9,4 Prozent der Frauen an, einen solchen in ihrer Vergangenheit gehabt zu haben. Das ist gut jede zehnte Patientin. Bei den Männern fiel die Quote mit 5,5 Prozent deutlich kleiner aus. Wurden verzerrende Faktoren herausgerechnet, blieb der Zusammenhang nur bei Frauen.

Weshalb Patientinnen stärker gefährdet sind als Patienten, kann die Studie nicht sagen. Die Forscher geben zudem zu bedenken, dass es sich um freiwillige Angaben handelte, weshalb die Möglichkeit besteht, dass manche Männer einen Selbstmordversuch verheimlichten.

Bislang ist ein Tinnitus nicht heilbar, allerdings gibt es verschiedene Therapieansätze, die Beschwerden zu lindern. Betroffene sollten ihren Arzt in jedem Fall darauf ansprechen, denn eine bessere Betreuung könnte die Selbstmordgefahr vermutlich deutlich senken.