Könnte Tinnitus heilbar werden? Studie mit transkranieller Magnetstimulation macht Hoffnung

Eine Studie mit 64 an Tinnitus leidenden Menschen hat eine Wirksamkeit der transkraniellen Magnetstimulation bestätigt

Von Cornelia Scherpe
21. Juli 2015

Bisher gilt Tinnitus als unheilbare Krankheit. Betroffene nehmen Geräusche (meist ein Klingeln oder Pfeifen) wahr, obwohl von außen keine entsprechende Schallwelle auf das Ohr getroffen ist. Die Medizin kann noch nicht genau sagen, woher die Ohrgeräusche kommen und warum sie bei manchen Menschen vorübergehend sind, während andere einen chronischen Tinnitus bekommen.

Bisher sehen therapeutische Ansätze vor, die Sensibilität für die Ohrgeräusche zu mildern, damit die psychische Belastung geringer wird. Eine wirkliche Heilung ist dagegen nicht in Sicht. Dies könnte sich allerdings ändern, denn Forscher haben mit der transkraniellen Magnetstimulation erste Ergebnisse erzielt, die Hoffnung machen.

Was bewirkt die transkranielle Magnetstimulation?

Die transkranielle Magnetstimulation, kurz rTMS, arbeitet mit speziellen Magnetfeldern. Nimmt man ein wechseln­des Magnetfeld, erzeugt dieses gemäß des Gesetztes der Induktion einen Stromfluss innerhalb eines passenden Leiters.

Die Nervenzellen im Gehirn sind ein solcher Leiter. Daher wird durch die eingesetzten Magnetfelder die Aktivität des Hirns verändert.

Studie testet Wirksamkeit der transkraniellen Magnetstimulation

An der Tinnitus-Studie nahmen 64 Menschen teil die bereits seit über einem Jahr mit ihren Ohrgeräuschen lebten. Sie hatten also einen chronischen Tinnitus. Auf einer subjektiven Skala zur Lautstärke (0-10) hatten die Patienten sich bei mindestens sechs Punkten eingeordnet.

Nun erhielt jeder Patient täglich eine Sitzung mit dem rTMS. Dabei wurden 2.000 Impulse bei einem Hertz an das Gehirn abgegeben. Allerdings war nur bei jedem Zweiten das Gerät wirklich angeschaltet, sodass man eine Placebogruppe bilden konnte. Nach zehn Tagen wurde die Therapie beendet und die Ergebnisse verglichen.

Therapie bei 56 Prozent der behandelten Patienten ein Erfolg

Alle Patienten wurden untersucht und entsprechend der Ergebnisse auf dem "Tinnitus functional Index" (TFI) eingeordnet. Dieser Index misst verschiedene Lebensbereiche und geht von 0 bis 100 Punkten.

Hatte ein Patient sich um mindestens sieben Punkte verbessert, konnte man von einem Erfolg sprechen. In der Gruppe mit echter Behandlung war das bei 56 Prozent der Fall. In der Gegengruppe kam man auf 22 Prozent.

Dies spricht für eine eindeutige Wirkung der Therapie. Wer auf die transkranieller Magnetstimulation angesprochen hatte, litt sogar bis zu 26 Wochen nach der Behandlung unter weniger Ohrgeräuschen.