Stottern: Wie Eltern mit der Sprachstörung ihres Kindes umgehen sollten

Wenn das Stottern nicht von selbst verschwindet, sollten Eltern mit Offenheit und Verständnis reagieren

Von Cornelia Scherpe
2. Juli 2015

Stottern wird in der Medizin "Balbuties" genannt und zählt zu den häufigen Sprachstörungen. Eltern machen sich schon früh Sorgen, wenn ihr Nachwuchs offensichtlich Probleme mit dem Redefluss hat.

Sprachfähigkeit und Wortschatz

Kinderärzte und Logopäden geben dabei zu bedenken, dass sich in den ersten Lebensjahren die Sprachfähigkeit und der Wortschatz erst langsam aufbauen. Daher ist es bis zu einem Alter von circa sechs Jahren noch unbedenklich, wenn der Redefluss öfter ins Stocken kommt. Das Kind sucht eventuell gerade das richtige Wort uns stottert deswegen.

Ein anderer Grund ist, dass das Gehirn seine internen Sprechwerkzeuge noch nicht fertig ausgebildet hat. Dann bleibt ein Wort oder ein Laut "hängen", obwohl das Kind es aussprechen will. So entstehen Phänomene wie

  • Silbenwiederholungen (Ha-Ha-Hand) oder
  • ungewollte Lautdehnungen (Mmmmmmmama).

Eltern sollten zunächst nur beobachten. In circa 80 Prozent aller Fälle, verschwindet das frühkindliche Stottern von selbst und die Sorgen haben sich erledigt.

Fehlsteuerung im Gehirn

Erst ab dem Grundschulalter sollten Eltern bei anhaltendem Stottern den Rat eines Kinderarztes suchen. Meist wird dieser eine Überweisung zum Logopäden ausstellen, damit das Kind in einer spielerischen Therapie am eigenen Redefluss arbeiten kann. Allerdings müssen Ärzte und Therapeuten den Eltern mitteilen, dass Stottern ab diesem Alter in der Regel eine feste Sprachstörung ist und als unheilbar gilt.

Die Therapien zielen darauf ab, den Sprachfluss so flüssig wie möglich zu gestalten. In vielen Fällen lässt sich das Stottern aber nie ganz beheben. Viele Betroffene, die sehr gute Fortschritte in der Behandlung gemacht haben, stottern im normalen Alltag nicht mehr, sondern nur unter starken psychischen Stress. Die Fehlsteuerung im Gehirn setzt sich in diesen Momenten wieder durch.

Offenheit und Verständnis

Im Alltag können Eltern ihren stotternden Kindern am besten helfen, indem sie offen über das Stottern sprechen und es nicht verschweigen. Das baut mit den Jahren sonst ein großes Tabu auf, dass die Kinder mehr und mehr belastet. Ehrliches Ansprechen der Tatsachen und dem Kind dabei zeigen, dass es geliebt wird, ist der richtige Weg.