Spielerische Seh-Checks, um Sehprobleme bei Kindern rechtzeitig zu erkennen

Kinder erfahren ihre Umwelt zu etwa 85 Prozent mit den Augen. Daher ist es für sie enorm wichtig, dass sie richtig sehen können. Um eine Sehschwäche festzustellen, gibt es für Eltern verschiedene spielerische Möglichkeiten.

Von Claudia Haut

Sehschwäche bei Kindern ist heutzutage leider keine Seltenheit. In den ersten Lebensmonaten ist es noch vollkommen normal, dass das Sehvermögen nicht perfekt ausgebildet ist. Dies entwickelt sich erst etwa bis zum dritten Geburtstag. Danach leiden jedoch Statistiken zufolge fünf bis zehn Prozent aller Kinder unter Schielen, Kurz- oder Weitsichtigkeit oder einer Hornhautverkrümmung.

Sehschwächen frühzeitig erkennen ist wichtig

In den ersten Jahren ihres Lebens lernen Kinder enorm viel. Und da sie für das Lernen und Erfahren ihrer Umwelt alle ihre Sinne benutzen, ist es wichtig, dass diese einwandfrei funktionieren.

Das gilt insbesondere für den Sehsinn. Denn den benutzen die Kinder von Beginn an am meisten.

Leider bleiben Sehschwächen bei den meisten Kindern unerkannt, da ihre Augen nicht von einem Augenarzt untersucht werden. Aus diesem Grund wird später bei rund jedem dritten Kind eine Fehlsichtigkeit festgestellt.

Und wird die nicht behandelt, dann kann sich das durchaus negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Es ist also unheimlich wichtig, dass Eltern die Augen ihrer Kinder frühzeitig untersuchen lassen.

Bis ungefähr zum siebten Lebensjahr entwickeln sich die Nervenverbindungen, die für das Sehen zuständig sind. Nervenverbindungen, die sich bis dahin nicht gebildet haben, bilden sich nie. Deshalb ist es enorm wichtig, dass eine eventuelle Fehlsichtigkeit des Kindes schon lange vorher erkannt und behandelt wird.

Allerdings ist es gerade bei ganz kleinen Kindern gar nicht so einfach, eine Sehschwäche zu erkennen, denn sie können sich noch nicht äußern und außerdem empfinden viele Kinder eine Sehschwäche oft nicht als solche, da sie es nicht anders kennen. Dennoch können Eltern schon bei ihrem Säugling spielerische Sehtests machen.

So erkennt man eine Sehschwäche beim Kind

Kinder, die vom Beginn ihres Lebens an nicht richtig sehen können, werden sich kaum darüber beschweren. Denn sie kennen den Unterschied zwischen gutem und schlechtem Sehvermögen nicht. Dennoch gibt es Anzeichen, an denen Eltern erkennen können, dass ihr Kind eventuell an einer Fehlsichtigkeit leidet. So können zum Beispiel

  • eine Schiefhaltung des Kopfes
  • Schielen
  • häufiges Augenreiben oder auch
  • Augenzittern

ein Hinweis auf eine eventuelle Sehschwäche sein. Darüber kann auch ein häufiges Stolpern des Kindes auf eine Fehlsichtigkeit hindeuten. Auch Kinder, die regelmäßig über Kopfschmerzen klagen oder ein Buch viel zu nah vor die Augen halten, könnten unter einem Sehfehler leiden.

Ein weiteres Warnsignal sollte sein, wenn Kinder ständig zu nah vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen wollen. Stellen Eltern diese Auffälligkeiten bei ihrem Kind fest, sollten sie es unbedingt bei einem Augenarzt vorstellen - generell ist dies aber schon innerhalb des ersten Lebensjahres ratsam. Besonders Kinder, deren Eltern selbst eine Brille tragen, sollten diese augenärztliche Untersuchung wahrnehmen.

Die Verhaltensauffälligkeiten machen sich allerdings erst bei Kindern im Kindergartenalter bemerkbar. Dennoch gib es für die Eltern auch Möglichkeiten, schon vorher die Sehfähigkeit ihres Kindes zu testen.

Spielerische Sehtests für Babys

Mit den Tests können die Eltern sogar schon im ersten Lebensmonat ihres Kindes beginnen:

  • Im ersten Monat können sie zum Beispiel das Licht einer Taschenlampe neben dem Köpfchen ihres Kindes ein- und ausschalten. Im Normalfall sollte das Kind darauf mit ruckartigen Bewegungen der Augen in Richtung des Lichts reagieren.
  • Im vierten Lebensmonat können Eltern das Sehvermögen mit einer Kinderrassel oder einem anderen bunten Gegenstand testen. Der Gegenstand wird vor den Augen des Kindes hin und her bewegt. Das Kind sollte dem Gegenstand mit seinen Augen immer folgen.
  • Schon im siebten Monat lässt sich das Sehvermögen des Kindes mit einem Versteckspiel testen. Ein Elternteil versteckt sich dafür (vor den Augen des Babys) hinter einem Kissen, einer Zeitung oder einem Vorhang. Nun bekommt das Kind ein akustische Signal ("Kuckuck"). Ein Kind mit einem normal entwickelten Sehvermögen sollte daraufhin mit den Augen und seinem ganzen Körper nach dem versteckten Elternteil suchen.
  • Etwa im achten Monat kann man das Baby zum Greifen nach Gegenständen animieren. Dazu hält man einen (vom Baby heiß geliebten) Gegenstand in Reichweite des Kindes. Nun beobachtet man, wie gezielt es danach greift. Greift es häufiger daneben, dann kann das ein Hinweis auf eine Sehschwäche sein.
  • Und wenn das Kind sein erstes Lebensjahr vollendet hat, dann kann man es auf den Boden setzen und ihm einen Ball aus längerer Distanz zu kullern. Nun kann man beobachten, wie gezielt es nach dem bewegten Gegenstand greift.

Es gibt also durchaus Mittel und Wege, wie Eltern auf spielerische Art und Weise das Sehvermögen ihres Kindes prüfen können. Dennoch sollten alle Eltern ihr Kind möglichst frühzeitig einem Augenarzt vorstellen. Denn Sehfehler, die erst nach dem siebten Lebensjahr festgestellt werden "verwachsen" sich nicht mehr.

Stellt der Augenarzt eine Sehschwäche fest, so erhält das Kind meist eine schöne Kinderbrille. Viele Kinder sind sogar richtig stolz auf ihre Brille. Sieht ein Auge schlechter als das andere, wird das gute Auge im Rahmen einer Therapie häufig auch abgeklebt, damit das schlechtere Auge gezwungen wird, seine Sehkraft zu steigern. Später genügt es häufig auch, wenn ein Brillenglas abgeklebt wird.

Arten von Sehschwächen

Auf den nächsten Seiten informieren wir Sie über weitere Ausprägungen von Sehproblemen.

  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
  • Theresa Förg BASICS Pädiatrie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2019, ISBN 3437422197

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