Ein Mann leidet seit einem Schlaganfall an emotionaler Synästhesie

Von Cornelia Scherpe
5. August 2013

Der Begriff "Synästhesie" beschreibt eine Krankheit, bei der es im menschlichen Gehirn zu fehlerhaften Verknüpfungen kommt. Das Resultat ist, dass beim Patient meist zwei Sinneseindrücke miteinander verbunden sind. Für Außenstehende kaum nachvollziehbar, doch der Betroffene kann dann zum Beispiel Farben riechen oder Töne sehen.

Von dieser Krankheit gibt es eine noch seltenere Unterform: die emotionale Synästhesie. Dies bedeutet, dass mit bestimmten Sinneseindrücken starke Emotionen verbunden werden. Den wenigen bekannten Fällen konnten kanadische Ärzte nun einen neuen hinzufügen. Ein Patient erlitt dort einen Schlaganfall und wurde entsprechend behandelt. Es stellte sich heraus, dass der Hirninfarkt vergleichsweise gering gewesen war und er bald schon in seinen Alltag zurückkehren konnte.

Doch mit der Zeit stellte der Mann fest, dass sich doch etwas verändert haben musste. Jedes Mal, wenn er zum Beispiel die Farbe blau sah, überkam ihn ein großer Ekel, den er sich nicht erklären konnte. Er kehrte daraufhin ins Krankenhaus zurück und berichtete den Ärzten von seinen eigenartigen Erfahrungen. Man untersuchte den 45-Jährigen erneut eingehend und stellte überrascht fest, dass der Schlaganfall bei ihm diese besondere Form der Synästhesie ausgelöst hatte.

Eine der wenigen anderen bekannten Fälle bezog sich auf das Fühlen als Sinneseindruck. Wann immer dieser Patient Jeansstoff unter seinen Händen fühlte, verfiel er schlagartig und ohne einen wirklichen Grund in eine depressive Stimmung. Der kanadische Patient ist aber noch aus einem anderen Grund etwas Besonderes: Das Leiden galt bisher als eine angeborene Krankheit. Man ging davon aus, dass sie nicht erworben werden kann. Dies ist nun der erste dokumentierte Fall dafür, dass dem doch so ist.