Reha nach Schlaganfall: Klassische Spiele so wirksam wie Konsolenspiele

Wiederkehrende Bewegungen und das geforderte Strategiedenken stimulieren das Gehirn spielender Reha-Patienten

Von Cornelia Scherpe
4. Juli 2016

Seit einigen Jahren befinden sich in Reha-Einrichtungen für Schlaganfallpatienten in den Therapieräumen Spielekonsolen. Was im ersten Moment zu erstaunten Blicken führt, ist medizinisch durchdacht. Studien haben gezeigt, dass die Arbeit mit Controller in der Hand und dem virtuellen Ziel auf dem Fernseher vor Augen den Patienten sehr gut hilft:

  • Die Koordination der eingeschränkten Bewegung wird besser,
  • das strategische Denken schult das Gehirn und
  • der Spaß einer Gemeinschaftsaktivität belebt den Geist.

Spielekonsole und konventionelle Spiele im Vergleich

Nun wollte eine Studie wissen, ob auch klassische Spiele wie Karten- und Brettspiele oder Ball- und Geschicklichkeitsspiele diesen Effekt haben. Dafür teilte man 141 Reha-Patienten mit Schlaganfall in zwei Gruppen auf:

  1. Insgesamt zehn Mal spielte die eine Gruppe für 60 Minuten an der Spielekonsole,
  2. die anderen versuchten sich in Kartenspielen, Jenga (Holzturm langsam abbauen und dabei möglichst nicht umwerfen), Ballspielen und Bingo.

Bei allen Patienten war vorab ein Funktionstest der Motorik durchgeführt worden, damit die Mediziner nach den zehn Therapiestunden sagen konnten, wie gut sich jeder verbessert hatte. Der dafür genutzte "Wolf Motor Function Test" misst die Reaktionszeit der gezielten Arm-Hand-Bewegung. Wie die Forscher erwartet hatten, verbesserte sich die Spielekonsole-Gruppe gut, doch überraschenderweise war auch die Gegengruppe mit den klassischen Spielen ähnlich besser geworden.

Stimulation des Gehirns

Die durchschnittliche Zeit der Konsolenspieler sank von vorher 43,7 Sekunden auf 29,7 Sekunden. Das bedeutet eine Verbesserung um insgesamt 32 Prozent. Bei den anderen Patienten sank die Zeit von 38 Sekunden auf 27,1 Sekunden und damit um insgesamt 28,7 Prozent. Das steht der ersten Gruppe kaum nach und ist statistisch nicht signifikant.

Die Forscher folgern daraus, dass auch klassische Spiele durch die immer wiederkehrenden Bewegungen und das geforderte Strategiedenken das Gehirn ausreichend stimulieren. Der belebende Effekt einer angenehmen Gemeinschaftsaktivität unter Patienten kommt ebenfalls hinzu und dürfte für manche der "alten Schule" sogar größer sein, da sie klassische Spiele aus der eigenen Jugend kennen.