Schlaganfall: Spätfolgen bei mehrsprachigen Menschen seltener

Wer seinen Kopf regelmäßig fordert, verringert das Risiko für Spätfolgen durch einen Hirninfarkt

Von Cornelia Scherpe
24. November 2015

Bei einem Hirninfarkt kommt es zu einem Gefäßverschluss im Kopf und damit einer plötzlichen Unterversorgung im Gehirn. Durch den Mangel an Sauerstoff sterben Nervenzellen ab und bei schweren Verläufen endet der Schlaganfall tödlich. Wer den Hirninfarkt überlebt, hat oft mit Folgeschäden im Gehirn zu kämpfen, was zu verschiedenen Graden der Behinderung führen kann.

Wie stark die Beeinträchtigungen ausfallen, hängt von mehreren Faktoren ab. Eine aktuelle Studie liefert nun den Hinweis darauf, dass Menschen mit bilingualer Lebensweise (zweisprachig im Alltag) seltener Spätschäden davontragen. Ihre Gehirne erholen sich offenbar schneller.

Bilinguale und Monolinguale Patienten

Die Studie wurde in Indien durchgeführt, wo die Menschen die offizielle Landessprache Hindi oft gar nicht sprechen. Viele lernen neben lokalen Sprachen wie Urdu und Telugu das Englische und wachsen so mit mindestens zwei Sprachen auf. Die Forscher konnten aus einem Schlaganfall-Register die bilingualen Menschen in einer Gruppe zusammenfassen und ihnen die Gegengruppe mit monolingualen Schlaganfall-Patienten gegenüberstellen.

Dabei fiel zunächst auf, dass in beiden Gruppen als unmittelbare Folge des Hirninfarkts die Sprachfähigkeit vorübergehend gleich häufig verloren ging. Man nennt dies eine Aphasie.

  • In der monolingualen Gruppe traf die Aphasie auf 11,8 Prozent zu,
  • in der mehrsprachigen Gruppe auf 10,5 Prozent.

Allerdings zeigten bilinguale Patienten deutlich seltener andere kognitive Problemen.

  • Nur in 49 Prozent der Fälle kamen weitere Einschränkungen hinzu.
  • In der Gegengruppe litten ganze 77,7 Prozent an kognitiven Folgeerscheinungen zusätzlich zur Aphasie.

Eine ganze Zeit nach dem Schlaganfall hatten

  • 40,5 Prozent der bilingualen Patienten wieder einen normalen Level der geistigen Fähigkeiten.
  • In der monolingualen Gruppe kamen nur 19,6 Prozent der Menschen wieder im normalen Alltag an.

Gesundes Training für das Gehirn

Die Forscher gehen nicht davon aus, dass die bessere Sprachfähigkeit an sich das Gehirn vor schwereren Folgeschäden schützt. Dagegen spricht, dass in beiden Gruppen nahezu gleich viele Patienten eine Aphasie zeigten.

Die Mehrsprachigkeit dürfte aber im Alltag das Gehirn beständig gut trainiert haben, weshalb es über Kraftreserven verfügte, die nach dem Hirnschlag noch verfügbar waren. Wer seinen Kopf regelmäßig fordert, verringert also das Risiko für Spätfolgen nach dem Schlaganfall.