Ruhr - Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Krankheit Ruhr ist eine Darmerkrankung und äußert sich durch unterschiedliche Symptome. Die Diagnose wird nach einer Stuhluntersuchung gestellt und muss dem Gesundheitsamt gemeldet werden.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: A03
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Bei der Ruhr handelt es sich um eine akute Entzündung von Dünn- und Dickdarm, bei der es zu schweren Durchfällen kommt. Man unterscheidet die Amöbenruhr sowie die bakterielle Ruhr.

Ursachen

Verursacher der bakteriellen Ruhr sind so genannte Shigella-Bakterien, weshalb die Krankheit auch Shigellose genannt wird. Die Erreger teilt man in vier Gruppen auf:

  • Gruppe A (Shigella dysenteriae)
  • Gruppe B (Shigella flexneri)
  • Gruppe C (Shigella boydii)
  • Gruppe D (Shigella sonnei)

Von der Krankheit sind sowohl Frauen als auch Männer betroffen. Patienten mit einem geschwächten Immunsystem (zum Beispiel aufgrund einer Grunderkrankung wie HIV) erkranken jedoch wesentlich häufiger und leichter.

Man kann sich mit diesen Bakterien infizieren, wenn man kontaminiertes Wasser oder verunreinigte Lebensmittel zu sich nimmt. Zusätzlich ist auch der wässrige Durchfall der Patienten hoch ansteckend.

Auch Patienten, die selbst keine Symptome verspüren, den Erreger jedoch im Körper haben, sind auf diese Weise ansteckend. Wenn man sich mit dem Erreger infiziert hat, dauert es maximal vier Tage, bis sich die ersten Symptome zeigen. Die Krankheit ist überwiegend in warmen Ländern mit schlechten Sanitäreinrichtungen verbreitet.

Die Amöbenruhr wird durch den Einzeller Entamoeba histolytica ausgelöst. Auch dieser kann über fäkal kontaminierte Lebensmittel oder Wasser aufgenommen werden.

Es ist möglich, dass sich die Amöben zunächst unauffällig verhalten, da sie mehrere Monate lang ohne einen Wirt lebensfähig sind. Irgendwann bilden sie so genannte Magnaformen und werden infektiös; dann greifen sie die Darmwand an.

Verlauf

Wenn die Ruhr nicht oder zu spät behandelt wird, kann sie tödlich enden. Erfolgt jedoch eine rechtzeitige Behandlung, so entstehen keine Folgeschäden durch die Erkrankung.

Patienten, die die Krankheit überstanden haben, sind eine gewisse Zeit immun gegen die Shigella-Bakterien. Die starken Durchfälle zehren den menschlichen Körper übermäßig aus, was zu Kreislaufbeschwerden und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen kann.

Durch die Durchfälle wird die Darmschleimhaut derart gereizt, dass sie reißen kann. Es handelt sich hierbei um eine sehr ernste Komplikation der Ruhr.

Nicht immer muss die Ruhr mit den genannten Symptomen verlaufen. Einige Patienten infizieren sich auch und bemerken keinerlei Symptome.

Der Erreger wird jedoch trotzdem über den Stuhlgang wieder ausgeschieden und kann andere Menschen infizieren, wenn diese mit dem Stuhl in Kontakt kommen. Die Patienten, die sich gesund fühlen, den Erreger aber dennoch mit dem Stuhl ausscheiden, werden Ausscheider genannt.

Teilweise verschwinden die Bakterien nach einiger Zeit von selbst aus dem Körper, teilweise verbleiben sie jedoch auch lebenslang im Darm des Patienten.

Der Patient wird dann als Langzeitausscheider bezeichnet. Sowohl Ausscheider als auch Langzeitausscheider müssen dem Gesundheitsamt gemeldet werden.

Bei der Amöbenruhr besteht die Gefahr, dass diese, unbehandelt, chronisch wird. Ein Leberabszess gilt als besondere Komplikation; hierbei kann es zu hohem Fieber sowie einer Leukozytose kommen.

Symptome

Patienten, die an Ruhr erkrankt sind, bekommen in den ersten beiden Tagen der Erkrankung starken Durchfall, der dünnflüssig als Wasser ist. Schwere Formen der Ruhr sind auch begleitet von

Bei einigen Patienten ist den Durchfällen auch Blut beigemischt und die Patienten verspüren große Schmerzen beim Stuhlgang.

Diagnose

Um die Diagnose stellen zu können, benötigt der Arzt eine Stuhlprobe des Patienten. Diese wird in ein Labor gesandt und dort unter dem Mikroskop auf Krankheitserreger untersucht.

Neben dem Krankheitserreger sind in der Stuhlprobe auch Leukozyten (weiße Blutkörperchen) zu finden. Konnte aufgrund der Stuhlprobe die Diagnose gestellt werden, muss der Arzt dies auch dem Gesundheitsamt mitteilen, da die Ruhr eine meldepflichtige Erkrankung darstellt.

Behandlung

Da die Ruhr durch Bakterien verursacht wird, verordnet der Arzt ein Antibiotikum. Nicht jedes Antibiotikum eignet sich in diesem Fall zur Bekämpfung der Shigella-Bakterien.

Diese Bakterienart spricht nur auf bestimmte Antibiotika an. Zu den geeigneten Wirkstoffen gehören:

  • Ampicillin
  • Doxycyclin
  • Tetracyclin
  • Azithromycin
  • Chinolone und
  • Thrimethroprim-Sulfamethoxazol

Neben der Antibiotikagabe ist es außerordentlich wichtig, den Mineralstoffhaushalt des Patienten durch Flüssigkeitsgabe auszugleichen. Wenn der Patient selbst nicht in der Lage ist, entsprechende Mengen zu trinken, erhält er die Flüssigkeit per Infusion in die Armvene verabreicht.

Die Patienten werden normalerweise im Krankenhaus auf einer Isolierstation behandelt. Das Pflegepersonal und die behandelnden Ärzte tragen Schutzkleidung und Handschuhe, um nicht mit dem Stuhl des Patienten in Kontakt zu kommen und sich selbst zu infizieren.

Die Amöbenruhr wird mit dem Mittel Metroniadzol behandelt. Mitunter wird diese Therapie mit der Gabe von Flüssigkeit sowie Elektrolyten ergänzt.

Vorbeugung

In gefährdeten Ländern sollte man niemals das Wasser aus der Leitung trinken, sondern dieses entweder abkochen oder gekauftes Mineralwasser verwenden. Auch

sind zusätzlich notwendig, um einer Ruhr vorzubeugen.

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